Donnerstag, 13. April 2023

Eine stolze Leistung - Sparziel 20% wurde erreicht

 10.04.2023  hier im Südkurier

GASVERSORGUNG 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat in diesen Tagen nicht oft gute Nachrichten zu verkünden. Zum Osterfest gab es eine Ausnahme. „Endlich ist Frühling in Deutschland. Man kann es jetzt wirklich sagen“, erklärte der Grünen-Politiker vor blauem Berliner Himmel in einer Videobotschaft.

Das mit dem Frühling ist natürlich nett, die eigentliche Nachricht folgte allerdings erst noch. „Ein Winter liegt hinter uns, der hätte hart werden können“, erklärte Habeck und ergänzte: „Wir haben das Schlimmste abgewehrt.“ Deutschland habe „eine Energiekrise handhabbar gemacht“, die Gasspeicher seien „noch immer voll“. Dies ist in der Tat eine gute Nachricht. Eine sehr gute sogar.

Mieter müssen noch bangen

Den meisten Menschen dürften die Warnungen aus dem Herbst noch in guter Erinnerung sein. Ständige Mahnungen aus der Politik sorgten für Verunsicherung, in den Baumärkten wurden aus Sorge vor leeren Leitungen die Gaskartuschen für den Campingkocher knapp. Ausgestanden ist die Sache noch nicht. Die Abschläge wurden vielfach bereits erhöht, vor allem Mieterinnen und Mieter müssen vor der nächsten Betriebskostenabrechnung bangen. Gleichzeitig sind die Gasspeicher bereits jetzt schon aber so gut gefüllt, dass ein ähnliches Szenario im kommenden Winter mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht mehr droht.

Derzeit sind die Gasspeicher nach Angaben der Bundesnetzagentur zu 64 Prozent voll. Die Lage ist mit dem Jahr 2019 vergleichbar. Um die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern, muss bis September ein Füllstand von 75 Prozent erreicht werden. Das ist machbar, vermutlich wird es mehr sein.

Mit dem Wetter hat der gute Verlauf übrigens nicht viel zu tun. Die Temperaturkurven der Jahre 2018 bis heute sind nahezu deckungsgleich. Es liegt tatsächlich an den Menschen im Land, an den Privathaushalten und der Industrie. Die Wirtschaft erfüllte das von der Politik vorgegebene Sparziel von 20 Prozent souverän.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher waren nicht ganz so diszipliniert, verfehlten die Marke aber nur knapp. Beigetragen haben dazu all diejenigen, die das Heizkörperthermostat ein paar Striche runterdrehten, kürzer geduscht oder in der Produktion ihres Unternehmens nach Einsparmöglichkeiten gesucht haben. Eine stolze Leistung.

Welche Probleme es weiterhin gibt

Die guten Nachrichten dürfen natürlich nicht Anlass sein, mit Gas (und anderer Energie) verschwenderisch umzugehen. Die Großhandelspreise für Gas sind in den letzten Wochen zwar gesunken. Nach den Preissteigerungen im August letzten Jahres, die vielfach nur mit unverschämter Gier einzelner Konzerne zu erklären sind, liegen sie gerade sogar deutlich unter dem Preisniveau, das vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges galt.

Diese Preise müssen allerdings erstmal bei Unternehmen und privaten Verbrauchern ankommen. Die Bundesnetzagentur warnt zudem vor weiterhin schwankenden Preisen und einem höheren Preisniveau. Es gilt weiterhin die Alarmstufe des Notfallplans Gas, das ist die mittlere von drei Stufen. Eine Aufhebung der Alarmstufe oder wenigstens eine Rückkehr zur Frühwarnstufe ist derzeit nicht geplant. Die Regierung behält sich damit weiter vor, im Gasmarkt „zusätzlich unterstützend tätig“ zu werden.

„Das ist die Lektion dieses Winters: Dass wir können, wenn wir wollen. Dass wir stark sind, wenn wir entschlossen sind“, erklärte Habeck in seiner Osterbotschaft. Der Minister ist einem gewissen Pathos ja nicht abgeneigt. Aber besser kann man es in diesem Fall nicht ausdrücken.

politik@suedkurier.de 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen