Donnerstag, 20. April 2023

Behörden wegen Bodensee alarmiert: „Weit weniger als die Hälfte“

 hier  Artikel von Patrick Mayer • 19.4.23

Die baden-württembergischen Behörden erwarten mit Blick auf den Bodensee im Sommer teils wieder sehr niedrige Pegelstände. Abhilfe könnte nur ein Szenario schaffen.

Freigelegte Kiesbänke; Boote, die in Häfen auf Grund liegen; Strandbäder, in denen man weit in den See hineinlaufen kann: Der Bodensee zeigte sich im Hochsommer 2022 mit Blick auf die Wasserstände teils in höchst bedenklichem Zustand. Und auch mit Blick auf den Sommer 2023 sind die baden-württembergischen Behörden schon jetzt alarmiert.

Bodensee: Zwischen Lindau, Friedrichshafen und Konstanz droht drastisches Niedrigwasser

„Momentan und auch den gesamten Winter über sind und waren die Schneemengen im Einzugsgebiet des Alpenrheins außerordentlich gering – weit weniger als die Hälfte der üblichen Menge“, erklärt die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg (HVZ BW) auf Anfrage von merkur.de: „Vor allem im Hinblick auf den Sommer – denn bis dahin wirkt die alpine Schneeschmelze – ist daher ein unterdurchschnittlicher Anstieg des Seespiegels zu erwarten.“

Vereinfacht formuliert: Der Schnee aus dem Winter in den Bergen ist nach der Schmelze das Wasser im See im Sommer. Es wird aber von Jahr zu Jahr weniger Schmelzwasser mit entsprechenden Folgen für die Pegelstände. Ein weiterhin regenreiches Frühjahr oder aber ein nasser Sommer könnten die Situation noch ändern, heißt es von der Behörde mit Sitz in Karlsruhe. Ansonsten drohen zwischen dem bayerischen Lindau, dem schwäbischen Friedrichshafen und dem badischen Konstanz wieder niedrige bis vergleichsweise sehr niedrige Pegelstände im größten Binnengewässer Deutschlands.

Nicht nur aus dem Alpenrhein aus Richtung Schweizer Berge und Liechtenstein fließt seit Monaten zu wenig Wasser in das riesige Trinkwasserreservoir. Zur Einordnung: Die „Bodensee-Wasserversorgung“ beliefert über ein Leitungsnetz von über 1700 Kilometer Länge Städte und Gemeinden zwischen Überlingen, Tuttlingen, Schwäbischer Alb, Reutlingen, dem Großraum Stuttgart bis nach Heilbronn und Tauberbischofsheim mit Trinkwasser. Aber: Auch die Bodensee-Zuflüsse Schussen aus Richtung Ravensburg und Argen in Oberschwaben führen nach Angaben der HVZ seit Monaten zu wenig Wasser.

Und auch, wenn es Mitte April wieder deutlich mehr geregnet hat in der Region: „Seit Jahresbeginn war der Abfluss der Schussen unterdurchschnittlich im Vergleich zum Zeitraum 1981 bis 2021“, heißt es auf Nachfrage: „Gleiches gilt für die Argen.“ Die Folge: Schon jetzt sei zum Beispiel der Wasserstand am Pegel Konstanz mit 311 Zentimetern „für diese Jahreszeit im leicht unterdurchschnittlichen Bereich“.

Die Behörde weist ferner darauf hin, dass der Bodensee durch sein alpines Einzugsgebiet in der Regel einen niedrigen Seespiegel im Winter und einen hohen Seespiegel im Sommer habe. „Ursache dafür ist, dass im Winter die Niederschläge im alpinen Teil des Bodensee-Einzugsgebietes als Schnee gespeichert werden und der Zufluss aus dem Alpenrhein in den See daher niedrig ist. Je wärmer es zum Sommer hin wird, desto mehr erhöht das Schmelzwasser aus den Alpen den Bodenseezufluss“, erklärt eine Sprecherin der HVZ BW merkur.de.

So würden die Pegelstände im Juni und Juli um mehr als einen Meter höher als in den Monaten Januar bis März liegen, schildert sie. Normalerweise. Auch für diesen Sommer wird stattdessen Niedrigwasser erwartet. Der negative Trend setzt sich fort: Im Juli 2022 war der Bodensee-Pegel stellenweise rund 90 Zentimeter niedriger als es eigentlich zu dieser Zeit üblich ist...

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