Sonntag, 23. April 2023

Update “Atomkraft: Nein danke! Oui merci?” - Webinar von Europe Calling e.V.

 


Das Webinar wurde aufgezeichnet und ist unter Youtube eingestellt hier

Es lohnt sich auf jeden Fall das Webinar zu verfolgen, auch wenn es mit der 2-Sprachigkeit ziemliche Schwierigkeiten gab. Ich habe deshalb die Zeitdaten hinter die Beiträge geschrieben , die ich hörenswert finde.

Wußten Sie das schon: das Dt. Bundesumweltministerium muss die Hälfte seines Budgets (1 Milliarde/Jahr) für Zwischenlagerung, Rückbau, Endlager etc. finanzieren.

Mitschrieb der wichtigen Infos

Anke Herold  19:57  Sie präsentiert viele wissenschaftliche Daten, unten ein paar Auszüge davon


Sie hat sich mit dem Strompreis beschäftigt und ebenso mit der Herkunft des Urans und der dadurch bedingten Abhänigkeit. Sehr sehenswert!

Michael Blos bei 40:00 : auf den Vorwurf, wir würden doch von der französischen Atomkraft abhängig sein und man solle doch einfach die Marktwirtschaft entscheiden lassen....

es stimmt nicht dass wir auf französische Kernkraft angewiesen sind, letztes Jahr haben wir enorm viel Erneuerbare aus Dänemark und Schweden und die franz. Flotte an Kernkraftwerken konnte nicht arbeiten (Schadhaft, Kühlung nicht möglich)…Ist auch nicht mit der Klimakrise kompatibel, wir haben sehr viel Strom nach Frankreich exportiert….unseren Kohlestrom haben wir nach Frankreich exportiert um auszuhelfen.

 

Frage zum Endlager einfach nicht beantwortet. Wir haben keine Endlager (außer 1 in Finnland). 1 Mio Jahre muss es sicher sein - mehr als 3 mal so lange als es überhaupt Menschen auf diesem Planeten gibt…..

Das hat nichts mit Ideologie zu tun, solange man das nicht weiß ist es halt einfach nur Technologie, die man betreibt ohne Nachhaltig zu sein.

 

Gefahr die von Atomkraftwerken ausgeht.
Trotz Krieg in Ukraine, in dem riesengroße Atomkraftwerke ständig im Risiko stehen bombardiert zu werden, wird nicht darüber nachgedacht das AKW eine große Gefahr darstellen und auch Unfälle passieren. ….Auch in hochentwickelten industriellen Ländern kann es zu Unfällen kommen. Wenn es in Frankreich zu einem Atomunfall kommt hat das natürlich auch Auswirkungen für Dtl, für alle.  Auch auf diese Frage gibt es keine Antwort und es hat deshalb  nichts mit Ideologie zu tun

 

Frage von der Marktwirtschaft. Auf der einen Seite gibt es keine privatwirtschaftliche Versicherung für AKW`s,

AKW`s sind immer ein staatliches Geschäft, ein Subventionsgeschäft, die lassen sich Marktwirtschaftlich nicht finanzieren.
Was jetzt gerade passiert im Strommarkt und - Handel: Frankreich versucht die AKW`s aus dem Merritt Order System rauszubekommen. Man will Kernenergie also gerade nicht im marktwirtschaftlichen Wettbewerb stehen lassen mit den Erneuerbaren nach dem Motto "Möge der Bessere gewinnen"…
Atomstrom soll immer einen bestimmten Preis erzielen und wenn die Erneuerbaren so günstig sind, dass sie die Kernenergie aus dem Markt rausdrücken würden, dann gilt dieser marktwirtschaftliche  Effekt einfach nicht!

 

Es gibt im Strommarkt ein entweder oder:
ein Strommarkt setzt auf Erneuerbare, auf Flexibilität, der setzt darauf dass Bürgerinnen und Bürger einspeisen, Energie speichern, wenn Wind nicht da ist können z.B. e-Auto-Batterien benutzt werden um Strom wieder ins Netz zu geben…

Oder ich hab ein System das zentral gebaut ist, wo die Atomkraft ständig liefert

Aber beides zusammen geht nicht. Und wir sehen das gerade in diesem Konflikt Dtl/Fr: den Wind-/und Sonnenstrom aus Spanien bekommen wir gerade nicht nach Dtl weil FR verhindert, dass diese Stromleitungen gebaut werden, weil FR seinen Atomstrom weiterhin verkaufen möchte.

 

 

Trittin bei 1:04:18 : Ideologie ist falsches Bewußtsein (Karl Marx)

 

2021 hat es eine "weltweite Abstimmung zur Frage  Was ist die Energie der Zukunft?" gegeben

250 GigaW Erneuerbare wurden zugebaut

Im gleichen Jahr Kapazität Atomenergie trotz massivem Zubau in China um 0,4 GigaW gestiegen

 

Von marktwirtschaftlichem Prinzip her ist er daher völlig relaxt: 1kWh Strom aus einem neuen AKW kostet das 4-5 fache im Vergleich zum Strom aus einer Windturbine/PV.
Diese mangelnde Wettbewerbsfähigkeit ist es ja auch, die gerade FR dazu verführt, permanent nach Wegen zu suchen die AK zu subventionieren.
Sie tun das "hintenrum" mit der Verstaatlichung der Gesellschaften, die Pleiten beim Bau der AKWs hingelegt haben, beim Neu-Bau des einzigen finnischen Reaktors. Den Bau des  4. finnischen Reaktors, haben die Behörden gerade gecancelt weil sie damit in eine Abhängigkeit von Rosatom geraten.

Das eigene Desaster Famanville, wo sich die die Kosten verdreifacht und die Bauzeit sich mindestens verdoppelt hat.

 

Es geht nicht um freie Wahl und marktwirtschaftliche Bedingungen. Wenn es darum ginge wäre die AK schneller tot als man sich das vorstellen kann. In den USA wird zwar  oft davon gesprochen wieder einzusteigen in die AK, aber seit dem Unfall in Harrisburg in den 70er Jahren wurden keine neuen Projekte begonnen. Trotz der Ausbau-Offensive in China ist die Zahl der Atomanlagen seit 20 Jahren rückläufig.

Wollte FR seinen Bestand an AK sichern, müssten heute über 10 Anlagen bereits im Bau sein, wir reden aber von 1 Desaster, von 1 Anlage.

 

Wir wollen 2045 der erste Kontinent sein, der klimaneutral ist. Dafür müssen wir Anwendungen, die heute noch mit Verbrennungstechnologie läuft (Wärme/Automobilität) dekarbonisieren.

Wir in Dtl. Haben ein Problem: wir haben in der Energiewirtschaft die größte Klimaschutzleistung gebracht. Wir sind ja nicht nur ausgestiegen sondern auch eingestiegen. Die Erneuerbaren Energien haben den Abgang der AK bereits 2012 kompensiert. Heute haben wir 50% unseres Stromes erneuerbar. Das Kohlekraftwerke vom Netz gehen konnten hat damit zu tun …

 

Wir haben uns in Dtl. vorgenommen 2030 80% unseres Stromes erneuerbar zu erzeugen. Aber die 100% von 2030 sind sehr viel mehr als die 100% von heute. Denn was heißt Dekarbonisierung von Wärme, Verkehr und Industrie? Das heißt im Wesentlichen Elektrifizierung (e-Mobile, Wärmepumpen, Nah- und Fernwärmekonzepte, Grüner Wasserstoff)

 

Bei diesem gigantischen Ausbauprogramm, das wir im Kern in den nächsten 6 Jahren auf den Weg bringen wollen, müssen wir massiv auf den Ausbau der Erneuerbaren setzen - aus Kostengründen, alles andere wäre unbezahlbar, aber eben auch aus Zeitgründen. In 6 Jahren baue ich in Europa kein zusätzliches AKW, auch nicht in 10 Jahren.

 

Wer 2045 energieneutral sein will muss dafür sorgen, dass die Erneuerbaren schnell ausgebaut werden, d.h. aber auch dass sie einen Marktzutritt haben. D.h. Wir dürfen nicht länger zusehen, so wie wir es in den letzten Monaten verzögert haben. 

An manchen Tagen haben wir die Windkraft stillgelegt, damit AKW`s und Kohlewerke weiterlaufen konnten. Dafür haben wir sogar bezahlt.


Wer will dass die Erneuerbaren nicht nur gebaut werden, sondern dass sie sich sogar rentieren, der muss dafür sorgen dass Grundlast aus dem Netz verschwindet. Und deshalb war die Beendung der AK in Dtl. Gut. Gut für den Klimaschutz, gut für die Versorgungssicherheit, gut für Nachhaltigkeit. Und wir wissen jetzt welche Menge wir Endlagern müssen.

 

 

Anke Herold

Natürlich hatte man in FR keine Diskussion über hohe Strompreise, weil die in Frankreich hoch subventioniert werden. Das hatte man in Dtl nicht in der gleichen Weise, daher gab es alle möglichen Diskussionen über Hilfspakete. Dass da ganz viel beim Staat hängen bleibt in FR, das muss man natürlich sehen. Wir haben einen europ. Stromverbund und die Preise waren in ganz Europa sehr hoch. Dieser große Ausfall der AKW in Fr hat da auch ganz massiv beigetragen. Wenn diese Reaktoren auch weiterhin nicht verfügbar sind, dann werden wir auch weiterhin hohe Strompreise behalten, ganz unabhängig wie die Gaspreise sich entwickeln. Das ist in diesem Sinne ein Risiko für die anderen Länder in Europa.Man sieht es auch daran:  Die Norwegische Regierung hat Ärger bekommen, weil plötzlich die norwegischen Strompreise ganz massiv gestiegen sind obwohl dort gar keine fossile Erzeugung stattfindet.

In einem System mit großem Anteil Erneuerbare können wir Systeme mit hoher Grundlast nicht gebrauchen, weil sie zu wenig Flexibilität mitbringen. Das ist vom System her nicht gut kompatibel miteinander.

 

Wir brauchen für 100% Erneuerbare ganz andere Stromnetze. Es fällt uns in Dtl schwer die Stromnetze die wir brauchen in einer entsprechenden Geschwindigkeit zu bauen. Und ich kann nicht erkennen, dass in Ländern wie FR mit hoher Dichte mit AKW, die Netze gebaut werden, die man in Zukunft braucht für hohe Anteile von Erneuerbaren. Das System wird in Zukunft nicht funktionieren, weil man diese Schritte nicht schnell genug gegangen ist. Es gibt Pfadabhängigkeiten und da ist Kernenergie nicht kompatibel mit 100% Erneuerbaren in Zukunft

 

1:16:22 Fries Die AKW Bewegung war immer eine Friedensbewegung. Das hatte mit der militärischen Nutzung der AK zu tun. Die 70% die FR in AK hat hat auch mit Atommacht FR zu tun……

 

 18. Apr. 2023 

Seit Samstag ist die Atomkraft in Deutschland Geschichte. Gleichzeitig setzt Frankreich weiter voll auf diese Technologie und setzt sich bei der Taxonomie stark dafür ein. Was bedeutet das für die Energiewende in Europa? Europe Calling e.V. lädt hochkarätige Gäste aus Deutschland und Frankreich zu dieser wichtigen Diskussion. Hier kann man sich anmelden: https://t1p.de/usz9r

Mehr in der Einladung von Europe Calling e.V.:

Liebe Freund:innen, liebe Interessierte,

Seit diesem Samstag ist die Atomenergie in Deutschland Geschichte und das Land unterwegs in die 100%-Erneuerbaren-Zukunft. Die Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke markiert einen großen Erfolg für die Zivilgesellschaft und Bürgerinitiativen, die sich jahrzehntelang dafür eingesetzt haben. Das wollen wir in diesem Webinar feiern. 

Doch das Thema Atomenergie bleibt auf EU-Ebene heiß diskutiert. Mehrere andere Mitgliedstaaten setzen noch immer auf die Einspeisung von Atomstrom in ihre Netze. Allen voran Frankreich, wo - solange nicht wie in diesem Winter ein großer Teil der AKWs defekt oder im Sommer die Flüsse zu trocken für die Kühlung sind - bis zu  72% des Stroms aus Kernenergie bezogen werden könnten.

Die Energiekrise und aktuelle Diskussionen über Energieunabhängigkeit in Europa, haben die Atom-Frage in der EU wieder zu einem zentralen Streitpunkt gemacht. 

Was also bedeutet das Ende der Atomkraft in Deutschland für Europa? Werden Länder wie Frankreich dem Beispiel folgen? Und bestehen diese Bestrebungen überhaupt? Woher kommt die sehr unterschiedliche Sicht auf die Atomenergie?

Das wollen wir am 20. April, um 18:30 Uhr in diesem Webinar in Kooperation mit dem Europaabgeordneten Michael Bloss diskutieren. 

Mit dabei sind: 

  • Pauline Boyer - Energiewende-Expertin Greenpeace Frankreich
  • Pascal Canfin MdEP - Umweltexperte und Vorsitzender der Umweltausschusses für Renew Europe/Renaissance (Frankreich)
  • Anke Herold - Geschäftsführerin des Öko-Instituts und u.a. Verhandlungsführerin für die EU bei den UNFCCC-Verhandlungen
  • Jürgen Trittin MdB - Er hat als Bundesumweltminister von Bündnis90/Die Grünen den ersten Ausstieg unter Rot-Grün mit erreicht hat
  • Michael Bloss MdEP - Klimapolitischer Sprecher der Fraktion Grüne/EFA (Co-Host)

Gleich hier anmelden: https://t1p.de/usz9r

Das Webinar wird simultan in Deutsch und Französisch gedolmetscht.

Kommt selbst dazu und ladet andere ein!

Mit europäischen Grüßen,

Maximilian Fries und alle bei Europe Calling

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