Mittwoch, 26. April 2023

Wir müssen uns vom Nadelwald verabschieden: Die Region braucht neue Baumarten

 Der Bericht bezieht sich bei der Region auf das Karlsruher Umfeld. Warum sollte es bei uns anders sein? Auch unsere Region steht im Zentrum des Klimawandels und hat die 1,5° Erwärmung  längst überschritten.
Machen wir uns nichts vor - es wird hart für unseren Wald.

hier Badische Neueste Nachrichten 25. Apr. 2023  von Rainer Obert

Sterbender Wald: Düstere Prognosen an neuer Eichen-Versuchsfläche in Malsch

Forstexperten rechnen mit Klima in der Region Karlsruhe wie in Südfrankreich. Die Erderwärmung schlägt durch – kommt da eine Eichenversuchsfläche zu spät?

Es kann einem angst und bange werden. Was anlässlich der Vorstellung einer Versuchsfläche für hitzeresistentere Baumarten in Sachen Klimawandel skizziert wurde, ist mehr als bedrohlich.

Das Baumsterben hat eine Geschwindigkeit aufgenommen, wie wir es uns nicht vorstellen konnten“, betonte zu Beginn Martin Moosmayer, Leiter des Forstamts im Landratsamt Karlsruhe.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg hat die Eichen-Versuchsfläche zusammen mit der Gemeinde Malsch angelegt. Auf dem Areal setzten Stürme und Trockenheit den Bäumen zu.

Die Region braucht neue Baumarten

Auf dem einen Hektar großen, eingezäunten Versuchsfeld im Hardtwald bei Neumalsch schauen rund 3.000 noch blutjunge, erst im Februar gepflanzte Eichen aus dem Boden.

Hoffnung für die Zukunft wird hier nicht in die heimische deutsche Eiche gesetzt, sondern in die Forschungsergebnisse zu den hier (hoffentlich) heranwachsenden Flaum- und Traubeneichen aus Spanien und dem Kaukasus, den in Südeuropa und Kleinasien heimischen Zerreichen sowie der Ungarischen Eiche.

Man rechnet damit, dass bis 2050 viele Bereiche im Land etwa für die in der Vergangenheit stark vertretene heimische Buche klimatisch ungeeignet sein werden.

„Wir haben ein Riesenproblem im Hardtwald“, betont Moosmayer. Die Buche hat bereits stark gelitten, einige abgestorbene Exemplare, die dem Trockenstress zum Opfer fielen, sind noch auf und am Rande der Versuchsfläche zu sehen. Die einst dominierenden Kiefernbestände hätten sich um mehr als die Hälfte reduziert.

Dazu kamen massive Sturmschäden, etwa der lokale Tornado 2019, warf Malschs Forstamtsleiter David Wipfler ein. „Sandig, trocken, nicht so dynamisch“, das präge den Hardtwald. Eichen, die mit wenig zurechtkommen, seien hier gefragt....

Den Forschern läuft die Zeit davon

Die Zeit läuft den Forschern praktisch davon, das wurde beim Ortstermin überdeutlich. Frühestens in fünf Jahren sei damit zu rechnen, dass man erste Schlüsse zum Anwachsen auf dem Versuchsfeld ziehen kann, so Elke Lenk, Expertin für Waldwachstum bei der FVA. „Es geht zu langsam“, verdeutlicht Lenk.

Ein düsteres Bild zeichnete Waldexperte Moosmayer mit Blick auf das Jahr 2100. Das klimapolitische Ziel, die Erderwärmung bis dahin auf 1,5 bis zwei Grad Celsius begrenzen zu können, sei das „milde Szenario“.

Doch auch dann werde man voraussichtlich hier im Land ein Klima wie heute in Südfrankreich haben. Allerdings fehle im Gegensatz dazu in Baden-Württemberg der klimatische Einfluss des Meeres. „Nur“ 1,5 bis zwei Grad? „Ich glaube nicht mehr dran“, so Moosmayer.

Viele Trockenjahre in Folge

Die Zahl der Trockenjahre steigt rasant. 2015, 2017, 2018, 2021, zählt Elke Lenk auf. Fatal seien die Trocken-Frühjahre, wenn die Bäume Wasser ziehen wollen. 14 Baumversuchsflächen ähnlich der in Malsch seien im Land inzwischen eingerichtet.

Im Landkreis Karlsruhe für Tannenarten in Östringen, bei Ettlingen befindet sich eine Zedernfläche. Der Forst werde auf Dauer viel laubbaumgeprägter, so Lenk. Man müsse sich „ein Stück weit von Nadelhölzern verabschieden“....

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