NTV hier Von Martin Morcinek und Laura Stresing 20.04.2023
Die letzten deutschen Atomkraftwerke sind vom Netz: Seit Mitte April muss die deutsche Energieversorgung ohne Atomstrom auskommen. Welche Energieträger füllen die entstandene Lücke? Ein Blick auf die tagesaktuellen Daten der Bundesnetzagentur.
Die Nutzung der Kernenergie zur Erzeugung von Elektrizität in Deutschland ist Geschichte. Am Abend des 15. April 2023 koppelten Techniker die Atomkraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 ab. Nach 63 Jahren fiel der Atomstromanteil im deutschen Energienetz auf null. Die übrigen Energiequellen - darunter vor allem Kohle, Windkraft, Öl, Erdgas, Solar und Biomasse - müssen einspringen, um den deutschen Strombedarf lückenlos zu decken.
links Wie sich der Strommix in Deutschland durch den historischen Atomausstieg verändert, lässt sich anhand tagesaktueller Daten der Bundesnetzagentur beobachten:Die offiziellen Zahlen zeigen die tatsächlich ins Netz eingespeiste Stromproduktion nach Tagen. Die Aufschlüsselung nach Tageszeitstunden ermöglicht Einblicke in den Leistungsbeitrag stark schwankender Energiequellen wie zum Beispiel Windstärken und Sonneneinstrahlung. Um die schwer planbaren Erträge von Wind- und Solarkraftwerken zu ergänzen, springen derzeit vor allem fossil befeuerte Kraftwerke ein.
Erhöhten Strombedarf in den Morgen- und Abendstunden decken die Energieversorger vor allem mithilfe der Pumpspeicherkraftwerke ab. Auf Knopfdruck lässt sich dort gespeicherte Lageenergie aus Speicherseen auf die Turbinen der Generatoren lenken. Die Speichertechnik trägt dazu bei, kurzfristige Anforderungsspitzen zu bedienen. Die Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke führte bisher weder zu Problemen noch zu den teils befürchteten Stromausfällen.
Groß ist die Lücke, die der Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland hinterlässt, ohnehin nicht. Zuletzt speisten die letzten drei AKWs nur noch rund 2700 Megawatt pro Stunde ins deutsche Stromnetz ein. Das ist deutlich weniger, als die deutschen Energieerzeuger allein mit ihren ebenfalls grundlastfähigen Biomassekraftwerken beisteuern konnten.
Experten sehen durch das AKW-Aus auch für den kommenden Winter, wenn saisonale Dunkelflauten drohen, keine größeren Schwierigkeiten heraufziehen. "Technisch und ökonomisch ist die Versorgung auch einer großen Volkswirtschaft wie Deutschland mit ausschließlich erneuerbaren Quellen gelöst", meinte zum Beispiel Strommarktbeobachter Fabian Huneke im Interview. "Sie ist nur auf der regulativen Seite noch nicht gelöst, und sie ist in der gesellschaftlichen Akzeptanz noch nicht gelöst."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen