Schwäbische Zeitung hier Philipp Richter 19.04.2023
Die Naturschutzverbände in Baden–Württemberg haben sich auf eine gemeinsame Position zum Windpark im Altdorfer Wald mit seinen 39 geplanten Windrädern verständigt. In einer gemeinsamen Pressemitteilung schließen der Landesnaturschutzverband Baden–Württemberg, der Nabu und der BUND das Vorhaben im größten zusammenhängenden Wald Oberschwabens nicht aus, aber sie weisen auch auf den erheblichen Eingriff in den Naturraum hin. Deshalb formulieren sie Forderungen. Dabei geht es um die Anlagenzahl sowie den Kies– und Torfabbau im Altdorfer Wald.
„Das Vorhaben, sollte es realisiert werden, muss ein Leuchtturmprojekt für die Berücksichtigung des regionalen Artenschutzes beim Ausbau regenerativer Energiegewinnung werden“, heißt es in der Pressemitteilung. Mit Leuchtturmprojekt ist gemeint, dass der Windpark zu einem Vorzeigemodell oder gar Muster für andere Projekte in Sachen Windenergie werden soll.
Windräder höher als der Stuttgarter Fernsehturm
.... Sowohl in der Anzahl der Anlagen als auch bei der Stromproduktion wäre der Windpark bei seiner Verwirklichung der größte Baden–Württembergs.
Neben Zuspruch in der Bevölkerung gibt es insbesondere in den Anrainergemeinden — allen voran Vogt — Ängste und Gegner des Projekts, die negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt befürchten. Denn tatsächlich ist der Eingriff in den Wald groß.....
Verbände: Wald ist „Hotspot der Biodiversität“
Auf diesen Eingriff in den Naturraum weisen die Naturschutzverbände hin. Denn schließlich sei der Altdorfer Wald von zentraler Bedeutung als Naherholungsgebiet. Er sei „ein Refugium für waldbewohnende Tierarten der Region“, weil der Wald eine hohe Vielfalt verschiedener Lebensräume mit unterschiedlich strukturierten Waldbereichen, Mooren, Gewässern und Wiesen umfasse. Der Wald sei ein „sehr wertvoller ,Hotspot’ der Biodiversität von überregionaler Bedeutung“ und zudem ein Wasserspeicher für Oberschwaben. „Das sind drei wichtige Gründe neben weiteren, warum wir sehr sorgsam mit dem Altdorfer Wald umgehen und jeglichen Eingriff sehr sorgfältig abwägen müssen“, so die Verbände.
Dennoch lehnen sie das Vorhaben im Altdorfer Wald als Ganzes nicht ab. Sie verweisen viel mehr auf die diversen Gutachten, die im Rahmen der Projektentwicklung erstellt werden müssen. Ohne diese Gutachten kann der Windpark nicht in das Genehmigungsverfahren beim Landratsamt Ravensburg gehen. So wird es unter anderem Gutachten zu Arten–, Boden–, Grundwasser– und Immissionsschutz geben.
Verbände im Austausch
Die Naturschutzverbände dazu: „Bei ausreichender Berücksichtigung dieser Belange in Verbindung mit einem wegweisenden lokalen Ausgleichskonzept schließen BUND, NABU, LNV und die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz BW eine Windenergienutzung im Altdorfer Wald nicht grundsätzlich aus.“ Abschließend bewerten könne man jedoch erst, wenn der Umweltverträglichkeitsbericht vorliege.
Gleichzeitig betonen die Verbände, dass sie bereits jetzt im Austausch mit den Projektierern seien. Eigenen Angaben nach fordern sie „die Schaffung einer großen, zusammenhängenden Ausgleichsfläche, die frei von Windenergieanlagen (WEA) bleibt und dauerhaft dem Waldnaturschutz dient“. Bereits vorhandene Schutzgebiete sollten ausgeschlossen bleiben.
Weniger Windräder gefordert
„Diese Forderungen bedingen die räumliche Konzentration der Windenergieanlagen auf konfliktarmen Standorten mittels einer Reduktion der geplanten Anlagenzahl. Zusätzlich setzen wir uns im Zuge des Windkraftausbaus für den Verzicht auf weiteren Kies– und Torfabbau im Altdorfer Wald ein“, so die Verbände. Hier seien der Regionalverband und die Landesregierung gefragt. Ob dies allerdings umgesetzt werden kann, ist fraglich. Die neuen Kiesabbaugebiete sowie der Torfabbau im Reicher Moos sind bereits im neuen Regionalplan verankert, der zur Genehmigung in Stuttgart liegt......
Frage nach Ausgleichsflächen
...Die Naturschutzverbände stellen sich vor, dass die SWU diese Ausgleichsmaßnahmen noch vor dem etwaigen Bau der Windräder „vorziehen“. Das könnten mittels „von Eingriffen freizuhaltenden Flächen, ambitionierte Maßnahmen für den Waldnaturschutz, Arten– und Wasserschutz“ sowie der großflächigen Entwicklung von Schutzgebieten wie Bann– und Schonwäldern erfolgen.....
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