Standard hier Alicia Prager 16. April 2023
Ausstieg aus Fossilen
Die Energie- und Klimaminister der G7-Staaten stecken hohe Ziele für Solar- und Windkraft – und versprechen zum ersten Mal den Ausstieg aus Kohle, Erdöl und Erdgas
Es ist ein Ziel, um das bei jeder Klimakonferenz aufs Neue gerungen wird: der Ausstieg aus Kohle, Erdöl und Erdgas. Obwohl sich die Welt bereits 2015 auf die Pariser Klimaziele einigte, gelang bisher keine Einigung zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.
Ein konkretes Datum für das Aus legten die Ministerinnen und Minister allerdings nicht fest – nicht einmal auf ein Datum für den Kohleausstieg konnten sie sich einigen. Zwar hatten sich Deutschland, Kanada und Großbritannien dafür eingesetzt, nach 2030 keine Investitionen in den Kohlesektor mehr zuzulassen. Doch Japan, das dieses Jahr den Vorsitz der Gruppe führt, wehrte sich gegen die Kohlezielmarke.
Japan setzt auf Wasserstoff, Pläne sind umstritten
Japan ist der einzige G7-Staat, der weiterhin den Ausbau seiner Kohlekraft anvisiert. Sie liefert rund ein Drittel des Stroms, den das Land nutzt. "Japan hat eine große Industrie und wenige Ressourcen. Energiesicherheit hat oberste Priorität", erklärt Kimiko Hirata von der japanischen Organisation Climate Integrate. Stattdessen verfolgte Japan in den Verhandlungen seine Agenda zum Einsatz von CO2-armen Kraftstoffen wie Wasserstoff und Ammoniak.
Mit ihnen, so argumentiert das Land, das derzeit eine starke
Wasserstoffindustrie aufbaut, könnten selbst Kohlekraftwerke
dekarbonisiert werden. Das ist allerdings umstritten.
Derzeit wird
Wasserstoff noch großteils mit Kohlestrom hergestellt. "Japans Klimaplan
würde dazu führen, dass Kohlekraftwerke länger am Netz bleiben", meint
Hirata. Schließlich einigten sich die sieben Industriestaaten auf die
Formulierung, dass Wasserstoff nur dort eingesetzt werden soll, wo es
keine Alternativen gibt.
Ausbau von Erneuerbaren in vollem Gange
Vielversprechendere Ziele setzten die G7 beim Zubau von Wind- und Solarkraft, schneller als noch vor kurzem prognostiziert. Bis 2030 wollen sie mit ihren Solarenergie-Anlagen die Terawattmarke knacken – das entspricht einem jähr lichen Zubau, der knapp zweieinhalbmal größer ist als jener aus dem Rekordjahr 2022. Die Kapazität von Offshore-Wind-Anlagen soll um 150 Gigawatt gesteigert werden – eine Versechsfachung der heutigen Kapazität in den G7.
Diese Ziele entsprechen den Entwicklungen auf den Energiemärkten, erklärt Dave Jones vom Thinktank Ember. Ein neuer Ember-Bericht zeigt dazu: Bereits zwölf Prozent der globalen Stromversorgung werden durch Erneuerbare geliefert. 2023 könnten Wind und Sonne erstmals mehr Energie liefern, als durch die steigende Nachfrage benötigt wird – und damit fossile Brennstoffe ersetzen, statt nur zusätzliche Energie zu liefern.
"Es ist großartig zu sehen, dass die G7 sich stark hinter den Ausbau stellen. Die Erklärung verdeutlicht, dass Solar- und Windkraft die wichtigsten und günstigsten Werkzeuge sind, um Emissionen noch in dieser Dekade zu reduzieren", so Jones. Damit werde der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, den die G7 nun anvisieren, möglich, ergänzt er.
Schöne Ziele, wenig Plan
Insgesamt setze die Erklärung einige schöne Ziele, aber nur wenige Maßnahmen, um diese zu er reichen, so Maria Pastukhova vom Thinktank E3G. "Notwendig wäre ein stringenter Fahrplan", sagt sie. Einer der positiven Punkte sei, dass die G7 auch ihre Energieeffizienz steigern wollen. Diese soll jährlich bis 2030, wie von der Internationalen Energieagentur empfohlen, um vier Prozent steigen – derzeit liegen die G7 bei 2,3 Prozent.
Auch die Formulierungen zu Erdgas sind vorsichtiger als im vergangenen Jahr. So ist keine Rede mehr von Erdgas als Brückentechnologie, stattdessen verweisen die Staaten darauf, dass neue Investitionen mit den Klimazielen abgestimmt werden müssen. "Die Erklärung setzt auf den Ausbau der Erneuerbaren und die Gasnachfragereduzierung", so Pastukhova. "Die G7 kommen langsam mit der Marktrealität klar."(Alicia Prager, 16.4.2023)
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