Schwäbische Zeitung hier 18.04.2023 Sabine Ziegler
Charles Hall: „Der Moorbadebetrieb ist ein Magnet für unsere Gäste“
Der Waldseer Klinikdirektor Charles Hall zum Moorabbau im Reicher Moos. Er sagt: Wer den Moorheilbädern das Moor nimmt, gefährdet viele Arbeitsplätze in der Region.
Der Moorabbau für die Kurstädte Bad Waldsee, Bad Wurzach und Bad Buchau im Reicher Moos bei Vogt soll laut Regionalplan über das Jahr 2030 hinaus erlaubt sein. Dagegen wendet sich jedoch die neu gegründete Bürgerinitiative „Rettet das Reicher Moos“.
Sie fordert aufgrund der Bedeutung der Moorlandschaft fürs Klima und für seltene Arten den sofortigen Abbaustopp von Torf, die Aufnahme des Areals in das Moorschutzprogramm des Landes sowie die Renaturierung mit Vernässung des Gebietes. Warum solche Pläne viele Arbeitsplätze in der Region gefährden könnten, erklärt Direktor Charles Hall von den Städtischen Rehakliniken Bad Waldsee im SZ–Interview mit Sabine Ziegler.
Was würde ein Abbaustopp von Badetorf für Ihre Kliniken bedeuten?
Wer den Moorheilbädern das Moor nimmt, gefährdet viele Arbeitsplätze in der Region. Die Wurzeln unserer Kliniken reichen ja gerade zurück auf diesen Moorbäderbetrieb, der in den 1950er–Jahren mit vier Holzzubern startete. In den Folgejahren steigerte sich die Anzahl der Mooranwendungen auf 300 Bäder täglich...
Könnten die Rehakliniken dann überhaupt ohne Moorbäder auskommen?
Stand heute muss ich dazu klar sagen: Nein! Wie gesagt: Die drei oberschwäbischen Moorheilbäder Bad Waldsee, Bad Wurzach und Bad Buchau blicken auf eine lange Tradition zurück und der Moorbadebetrieb ist ein Magnet für unsere Gäste. Moor ist ein Heilmittel aus der Natur, um Menschen Linderung für ihre Schmerzen zu verschaffen und ihre Lebensqualität zu steigern.
Der Torfabbau durch den Zweckverband „Moorgewinnung Reicher Moos“ findet übrigens nur auf acht Prozent der Gesamtfläche statt und davon profitieren gleich drei erfolgreich, wirtschaftlich und traditionsbewusst arbeitende Gesundheitseinrichtungen Oberschwabens.
Im Übrigen wurde den oberschwäbischen Moorheilbädern vor rund 30 Jahren die damals bereits zerstörte Torffläche zum zentralen Abbau zugewiesen, um andere, noch intakte Moorgebiete zu erhalten. Auch wird der Badetorf bei uns nur „gebraucht“ und nach dem Badevorgang an anderer Stelle wieder der Natur zurückgegeben.....
Und wie stehen Sie zu der Idee, den Moor–Schlamm in den Kliniken effektiver zu nutzen als bisher?
Die Überlegungen der Bürgerinitiative für eine effektivere Nutzung des abgebauten Torfs durch die Etablierung eines „Kreislaufmodells“ klingen durchaus interessant. Welchen Aufwand es jedoch bedeutet, dem abgebadeten Torf wieder so viel Feuchtigkeit zu entziehen, dass er wieder sinnvoll eingesetzt werden kann, dafür haben wir leider noch keine technische Lösung.
Die Frage wird auch sein: Möchte der Gast ein Moorvollbad nehmen, dessen Ausgangsprodukt bereits im direkten Hautkontakt mit vielen anderen Rehabilitanden war? Wir wissen es (noch) nicht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen