23.04.2023 hier
Markdorf – Zu Gast in Ernst Arneggers jüngster „I mein’ halt“-Bürgerrunde war Wolfgang Heine, Direktor des Regionalverbands Bodenseekreis-Oberschwaben. Es ging vor allem um Fragen zur Energieversorgung – insbesondere zu Windkraft und Freiflächen- beziehungsweise Agri-Photovoltaik – und zum Schienenverkehr.
„Beim Thema Verkehr heißt es: in Dekaden denken“, formulierte der Regionalverbandsdirektor am Schluss seines Ausblicks auf die Zukunft der Bodensee-Gürtelbahn, „sonst wird man depressiv.“ Und Wolfgang Heine versprach: „Markdorf wird am meisten profitieren.“
Nach Abschluss des Ausbaus der Bahn machen auch die Interregio-Expresszüge Ulm-Basel in Markdorf Halt – und zwar stündlich. Im Gespräch sei auch ein weiterer Haltepunkt in Lipbach und beim Markdorfer Gewerbegebiet. „Damit kann man doch einfach mal zufrieden sein“, schlug Heine jenen „Verkehrsexperten hier“ vor, „die immer nur an jeder Kleinigkeit kritisieren“ – er erntete damit zustimmenden Applaus vom Publikum.
Mit dem Beginn der Bauarbeiten, so bedauerte Heine, sei in diesem Jahrzehnt jedoch nicht mehr zu rechnen. Zuvor gebe es noch sehr viel zu klären. Zum Beispiel die Finanzierung. Die Kostenschätzung sei von einst 350 auf inzwischen 590 Millionen Euro gestiegen. Unterdessen hätten die Landräte des Bodenseekreises und des Kreises Konstanz deutlich gemacht, dass der auf die Kommunen zukommende Anteil von 120 Millionen Euro die Gemeinde überfordere.
„Der Gehrenberg ist noch im Rennen“, sagte Regionalverbandschef Heine zur Möglichkeit, dass demnächst Windkraftanlagen auf Markdorfs Hausberg errichtet werden. Neben den Höhenlagen bei Heiligenberg sei der Höhenrücken im Markdorfer Norden der einzige Bereich im Bodenseekreis, der für die Nutzung von Windenergie infrage komme. Altförster Konrad Jegler bestritt das. Zu wenig Wind, zu weicher Untergrund – und überhaupt viel zu großer Schaden in der Natur sprächen aus seiner Sicht gegen Windkraftanlagen im Gehrenberg-Wald. „Mir dreht sich bei dieser Vorstellung der Magen um“, sagte Jegler.
Verbandsdirektor Heine argumentierte mit der Höhe künftiger Anlagen. Erreicht seien inzwischen Höhen um die 300 Meter. „Und dort oben weht genug Wind“. Die Projektverantwortlichen suchen schon nach geeigneten Flächen. „Am Untergrund“, ging Wolfgang Heine auf Jeglers Boden-Argument ein „ist noch nie ein Windkraftanlagen-Projekt gescheitert“.
Ob Markdorf etwas beitragen könne, fragte Karl King, „damit die Energiewende weiter voran kommt“. Im jetzigen Stadium sei das wenig sinnvoll, später aber durchaus hilfreich, erklärte der Regionalverbandsdirektor. Er habe schon mit Bürgermeister Georg Riedmann telefoniert. Die Frage aus dem Publikum, ob Bürgerbeteiligungen für Windparks zu mehr Akzeptanz für die Anlagen führen, beantwortete Heine positiv. Doch wies er mehrfach darauf hin, dass derzeit lediglich „Suchräume“ ermittelt würden, Bereiche in denen Anlagen vorstellbar seien. Über die Standortfrage entschieden ohnehin die Anlagenbetreiber.
Anders als für die Windenergie sieht Wolfgang Heine für die Solarenergie im Bodenseekreis ein „großes Potenzial“. PV-Anlagen könnten auf landwirtschaftlich weniger guten Böden stehen, aber auch auf Obstanlagen.
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