22.02.2022 |
Ein Stromverbrauch von 16 Milliarden Kilowattstunden (kWh) im Jahr ist so groß, dass sich kaum jemand etwas darunter vorstellen kann. Diese gewaltige Summe kommt zusammen, wenn man den Energieverbrauch aller Rechenzentren in Deutschland addiert. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt in Deutschland kommt im Jahr auf gerade einmal 3000 kWh.
Im großen Maßstab fällt der Energiebedarf der Betreiber der deutschen Rechenzentren allerdings nicht besonders hoch aus. Der Stromverbrauch aller Anlagen zusammengenommen machte nämlich gerade einmal 0,6 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland im Jahr 2020 aus. Das hat das Berliner Borderstep Institut im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom errechnet.
Der Strombedarf für das Cloudcomputing insgesamt fällt allerdings höher aus. In der Studie sind nämlich nur Anlagen aus Deutschland berücksichtigt worden. Server in den USA, Irland und anderen Standorten, die beispielsweise bei sozialen Netzwerken wie Facebook eine große Rolle spielen, blieben bei den Berechnungen des Borderstep Instituts außen vor.
Beeindruckende Zahlen
Aber auch ohne einen Blick über die Landesgrenzen hinweg fallen die Zahlen beeindruckend aus: Gemessen an der maximalen Stromaufnahme der installierten Hardware wuchs die Kapazität von 2010 bis zum Jahr 2020 um 84 Prozent. Der tatsächliche Stromverbrauch legte ebenfalls zu, allerdings nicht im gleichen Tempo, weil die Energieeffizienz der Anlagen besser geworden ist. Aus der jetzt vorgestellten Studie geht aber auch hervor, dass der Stromhunger der Rechenzentren noch nicht gestillt ist, weil der Bedarf bis zum Jahr 2030 weiter steigen wird. Und damit kommt die Politik ins Spiel.
Die Ampel-Parteien haben in ihrem Koalitionsvertrag den Rechenzentren einen eigenen Absatz gewidmet: „Wir werden Rechenzentren in Deutschland auf ökologische Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausrichten, unter anderem durch Nutzung der Abwärme. Neue Rechenzentren sind ab 2027 klimaneutral zu betreiben“, heißt es auf Seite 18.
Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder kann sich prinzipiell der Forderung der Berliner Regierungskoalition anschließen, sieht aber die Betreiber längst auf dem richtigen Weg: „Die Unternehmen sind hellwach, und das nicht erst seit dem Regierungswechsel“, sagte der Branchenvertreter.
Die Firmen hätten eine hohe Eigenmotivation, in Zukunft energieeffizienter zu arbeiten, betonte Rohleder. „Das liegt einfach daran, dass die Energiekosten eine so enorme Bedeutung haben.“ Rund die Hälfte der Kosten seien Ausgaben für die Energie. Das ausgerufene Ziel der Klimaneutralität könne nur gelingen, wenn ausreichend Strom aus regenerativen Quellen verfügbar sei.
Auch bei der Forderung der Koalition nach einer Nutzung der Abwärme sieht der Bitkom noch Handlungsbedarf der Politik. Eine Umfrage des Borderstep Instituts bei den Betreibern der Rechenzentren ergab, dass die meisten verstärkt Abwärme nutzen wollen. Allerdings finden 56 Prozent der befragten Betreiber keine Abnehmer, denn ihre Abwärme ist den Versorgern nicht heiß genug.
„Vorhandene (ältere) Fernwärmenetze sind oft ungeeignet, Wärme auf niedrigem Temperaturniveau aus Rechenzentren aufzunehmen“, heißt es in der Studie. Eine Förderung müsse eine Modernisierung der Wärmenetze beinhalten und dabei Erzeuger und Nutzer der Abwärme zusammenbringen.
....Bei der Infrastruktur kommt es den Betreibern der Studie zufolge vor allem auf zuverlässige Stromversorgung und eine gute Anbindung an Internetknoten an. Stabile Stromversorgung gibt es quasi überall. Deshalb kann sich hier kein Standort von einem anderen in Deutschland absetzen. Bei der Anbindung an das Netz der Netze gibt es aber deutliche Unterschiede.
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