Mittwoch, 9. Februar 2022

"Klimapolitik: Ein grüner Coup"

 Süddeutsche Zeitung hier Von Michael Bauchmüller, Berlin

Außenministerin Annalena Baerbock will Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan zur Staatssekretärin machen. Die Amerikanerin gilt als eine begehrte Gesprächspartnerin in der globalen Klimadiplomatie. Was bedeutet das für die deutsche Klimapolitik?....

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Ich kenne weltweit keine zweite Person mit ihrer Expertise, Vernetzung und Glaubwürdigkeit", sagt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Und deshalb hat Baerbock sie nun ins Außenamt geholt, als Deutschlands Sonderbeauftragte für den Klimaschutz und designierte Staatssekretärin. "Meine neue rechte Hand", sagt Baerbock.
Es ist ein grüner Coup. Genau genommen schon der zweite

In den Koalitionsverhandlungen hatte Baerbock durchgesetzt, dass die Verantwortung für die internationale Klimapolitik zu ihr wandert, ins Auswärtige Amt. Jahrzehntelang war dies das Metier des Umweltministeriums....

Baerbock dagegen setzt auf das amerikanische Modell. Auch dort ist der Außenminister Herr über die internationale Klimapolitik. Und auch dort zieht ein Sonderbeauftragter die Fäden: John Kerry, einstiger Außenminister, seit 1988 in verschiedenen Positionen mit internationaler Klimapolitik befasst. Morgan und Kerry sind sich schon oft begegnet. Beide sind Überzeugungstäter. Beide sind Amerikaner. Auch China hat einen Sonderbeauftragten, Xie Zhenhua. Den kennt Morgan seit 15 Jahren.

Morgan, die Außenpolitik studiert hat, ist seit Anfang 1994 dabei..... Als 2009 in Kopenhagen die Hoffnung auf ein neues Klimaabkommen scheiterte, saß sie im Plenarsaal und weinte. Damals wollte sie aufgeben. "Aber das hätte bedeutet, dass die fossilen Lobbyisten gewonnen haben", hat Morgan einmal gesagt.

Eine Greenpeace-Aktivistin, noch dazu Amerikanerin, im Auswärtigen Amt? Das bleibt nicht ohne Kritik. Die Union sieht darin zu viel Einfluss für die Umweltlobby.....Sie habe, kontert Baerbock, "eben die beste Frau geholt, die es gibt". Viele, die Morgan seit Langem kennen, urteilen ähnlich. Er kenne, schreibt etwa der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf, Morgan als "extrem tüchtige und kompetente Frau".

Dennoch ist ihre Bestellung alles andere als einfach. Morgan ist mit einer Deutschen verheiratet und lebt seit 2003 in Berlin; sie hat im vorigen Jahr ihre Einbürgerung beantragt. Zwar nennt sie Deutschland ihre Heimat, einen deutschen Pass aber hat sie eben noch nicht. So lange kann sie nicht Staatssekretärin und Beamtin werden. Als Sonderbeauftragte aber kann sie sofort loslegen, wenn sie im März den neuen Job antritt...

Morgan jedenfalls hat keinen Zweifel, dass ihr Schritt der richtige ist. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass sie immer wieder Orte finde, "wo ich den größten Unterschied machen kann", sagt sie. "Und in diesem historischen Moment ist das das Auswärtige Amt."

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