Und man muss nicht glauben, dass Deutschland hier eine große Ausnahme bilden würde. Im Gegenteil: die bisherige Landwirtschaftspolitik unter Julia Klöckner hatte den Erhalt dieser Subventions-Politik zum Ziel. Ihr verdanken wir die Fortführung der Klimaschädlichen Subventionen in der EU.
Deutschland hat viel zu viele Klimaschädliche Subventionen, darauf machte bereits das Umweltbundesamt vor der Wahl aufmerksam hier
Riffreporter hier
Forscher legen großangelegte Studie über
umweltschädliche Subventionen vor. Klimastrategin Christina Figueres warnt:
„Wir finanzieren unser eigenes Aussterben.“
Im Amazonas bekommen Betriebe Steuererleichterungen, die mit Soja- und Rindfleischproduktion den Regenwald zerstören. Im Nahen Osten fördern Regierungen, dass die letzten Grundwasservorräte geplündert werden. Und die EU gibt Finanzhilfen für die Intensivlandwirtschaft und für sogenannte Biokraftstoffe aus Pflanzen, deren Anbau die Artenvielfalt reduziert. Diese Entscheidungen von Staaten summieren sich zu einem gewaltigen Betrag: Weltweit geben Regierungen in jedem Jahr mindestens 1800 Milliarden Dollar für umweltschädliche Subventionen aus.
Diese Summe ist das Ergebnis einer am Donnerstag vorgelegten Studie
führender Subventionsforscher aus Großbritannien und den USA. Die Autoren und
Unterstützer der Untersuchung fordern die Staatengemeinschaft auf, beim bevorstehenden Weltnaturgipfel ein Umsteuern
zu vereinbaren und damit aufzuhören, die Umweltzerstörung mit
Steuermitteln noch zu fördern.
Die von den Subventionsexperten Doug Koplow und Ronald Steenblik erstellte Studie „Protecting Nature by Reforming
Environmentally Harmful Subsidies: The Role of Business" ist
die erste seit über einem Jahrzehnt, die den Gesamtwert umweltschädlicher
Subventionen quer durch alle Wirtschaftssektoren abschätzt. Finanziert
wird die Untersuchung vom Unternehmer-Netzwerk „Business for Nature“ sowie dem „B
Team“ – einem Zusammenschluss von einflussreichen
Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.
Der Analyse zufolge fließen Jahr für Jahr 1,8 Billionen (in Ziffern:
1800.000.000.000) Dollar oder zwei Prozent der gesamten
Wirtschaftsleistung der Erde direkt in die Förderung von Aktivitäten, die
sowohl die Ziele des Pariser Klimaabkommens wie auch die des angestrebten
Weltnaturschutzvertrags unmittelbar torpedieren. Das geschieht, indem zum
Beispiel Abholzungen, Pestizideinsatz sowie Wasser- und Bodenverschmutzung die
Zerstörung von Ökosystemen, die Erderhitzung und das Artensterben vorantreiben.
Beihilfen für fossile Brennstoffe sowie für die nicht nachhaltige Land-, Forst-
und Wasserwirtschaft machen mit mehr als 80 Prozent den Löwenanteil aller
umweltschädlichen Subventionen pro Jahr aus.
Die Wissenschaftler schlüsseln die Verteilung umweltschädlicher
Subventionen pro Jahr nach Wirtschaftssektoren auf:
- Fossile
Brennstoffe: 640 Milliarden Dollar
- Landwirtschaft:
520 Milliarden Dollar
- Forstwirtschaft:
155 Milliarden Dollar
- Wassernutzung:
350 Milliarden Dollar
- Baugewerbe
(einschließlich Wohnungsbau): über 90 Milliarden Dollar
- Verkehr: über
85 Milliarden Dollar
- Meeresfischerei:
50 Milliarden Dollar
Als umweltschädliche Subventionen werden in der
Untersuchung staatliche Programme definiert, die eine nicht
nachhaltige Produktion oder einen nicht nachhaltigen Konsum fördern und der
Natur schaden, indem sie die natürlichen Ressourcen erschöpfen und den
Zustand der globalen Ökosysteme verschlechtern.
Das Geld fließt auf unterschiedlichen Wegen: Als Barzahlungen, Kredite, Bürgschaften,
Steuererleichterungen, Haftungsobergrenzen, via Ausnahmeregelungen bis hin zur
Lieferung verbilligter Waren aus öffentlichem Besitz oder verbilligten
Dienstleistungen unter dem eigentlichen Marktpreis.
Studienautoren und Herausgeber fordern, die umweltschädlichen Subventionen
zugunsten von Natur- und Klimaschutz umzuwidmen. „Die Natur geht in
einem alarmierenden Tempo zurück, und wir haben noch nie auf einem Planeten mit
so wenig Artenvielfalt gelebt", sagte die ehemalige Generalsekretärin
der UN-Klimarahmenkonvention, Christiana Figueres, bei der Vorstellung des
Reports. „Diese schädlichen Subventionen müssen zum Schutz des Klimas und
der Natur umgelenkt werden, anstatt unser eigenes Aussterben zu
finanzieren", forderte sie.
Weltnaturschutzgipfel COP15 soll Wende bringen
Der Bericht enthält die Forderung, dass sich die Regierungen bei der
bevorstehenden Weltbiodiversitätskonferenz im chinesischen Kunming auf ein
schärferes Ziel für die jährliche Reduktion umweltschädlicher Subventionen
einigen, nennt dafür aber keine konkrete Summe.
Die Studienautoren appellieren an die Staatengemeinschaft, in Kunming das
Ziel zu verabschieden, „alle umweltschädlichen Subventionen bis
2030 umzuleiten, umzuwidmen oder abzuschaffen und positive Anreize zu
verstärken, um eine gerechte, naturverträgliche Welt zu ermöglichen.“
Im bisherigen Vertragsentwurf ist ein Abbau
naturschädlicher Subventionen in Höhe von 500 Milliarden Dollar pro Jahr
vorgesehen. Damit soll rechnerisch ein Großteil des Finanzbedarfs für einen
wirksamen weltweiten Naturschutz gedeckt werden, der auf jährlich gut 700 Milliarden Dollar geschätzt
wird. Doch das Konzept gilt als unrealistisch.
Schon bei einem Vorgänger-Gipfel hatte sich die
Staatengemeinschaft im Jahr 2010 darauf verpflichtet, bis 2020 alle
Subventionen abzuschaffen oder zu reformieren, die der biologischen Vielfalt
schaden. Geschehen ist das nicht. Erst
im Herbst 2021 hat das Umweltbundesamt für Deutschland eine neue Schätzung umweltfeindlicher Subventionen vorgelegt. Dem
UBA zufolge fließen allein in Deutschland 65 Milliarden Euro jährlich für
Aktivitäten, die Klima und Natur direkt schaden.
Wie weit die Weltgemeinschaft bis heute von ihren eigenen Versprechungen
entfernt ist, zeigt auch die Analyse des besonders naturschädlichen
Holzsektors. Vor wenigen Monaten hatten sich mehr als 140 Staats- und
Regierungschefs bei der Weltklimakonferenz in Glasgow darauf verpflichtet, „den Waldverlust und die
Bodendegradation bis 2030 zu stoppen und umzukehren".
Der jetzt vorgelegte Bericht zeigt jedoch, dass jedes Jahr
155 Milliarden Dollar für die Subventionierung von nicht nachhaltiger
Waldbewirtschaftung verwendet werden. Mit dem Geld wird Abholzung
gefördert – das führt dazu, dass die betroffenen Gebiete das Treibhausgas
Kohlendioxid in die Atmosphäre freisetzen und weniger Kohlenstoff speichern
können. Zudem steht für Tiere und Pflanzen weniger Lebensraum zur Verfügung.
Nicht besser sieht es in der Landwirtschaft aus. Im vergangenen Jahr war
ein Bericht der Welternährungsorganisation FAO zu
dem Ergebnis gekommen, dass 90 Prozent aller Agrarsubventionen
naturschädlich sind. Dazu zählt auch ein erheblicher Teil der
EU-Förderzahlungen für die Landwirtschaft, die erst im vergangenen Jahr für
eine 7-Jahres-Periode neu geregelt wurden.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat nun deshalb im RiffReporter-Interview angekündigt, diese Zahlungen überprüfen und für die nächste Förderrunde neue, umweltfreundlichere Vergaberegeln durchsetzen zu wollen. Zudem will Lemke beim Weltnaturschutzgipfel ehrgeizige Ziele unterstützen und einen Prozess etablieren, diese einzuhalten.
Die Verhandlungen über das globale Rahmenabkommen
gehen im März in Genf in die entscheidende Phase. Der wegen der Corona-Pandemie
mehrfach verschobene Gipfel mit der Verabschiedung des Abkommens soll dann nach
bisheriger Planung im Sommer stattfinden. „Ich bin der festen Überzeugung, dass
dieser Bericht dazu beitragen wird, die nötige politische Dynamik zu erzeugen
und einen Beitrag zum globalen Rahmen für die biologische Vielfalt zu leisten“,
sagte Elizabeth Mrema, die Chefin des UN-Übereinkommens für biologische
Vielfalt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen