Dienstag, 22. Februar 2022

Pressemitteilung aus dem Altdorfer Wald am 22.2.2022

Neue Not-Besetzung aufgrund akuter Rodungsgefahr - Kampf um jeden Baum - geplante Kiesgrube bei Oberankrenreute 

Am heutigen Dienstagmorgen (22.2.2022) besetzen junge und alte Menschen ein Waldstück bei der geplanten Kiesgrubenvergrößerung bei Oberankenreute. Anlass ist, dass für dieses -- anders als für das Waldstück, das seit einem Jahr durch Klimaaktivist*innen besetzt ist -- akute Rodungsgefahr besteht. Denn noch in dieser Rodungssaison (bis 28.2.2022, danach dürfen in Deutschland bis Oktober aufgrund von Brutzeit keine Wälder gerodet werden) soll das Waldstück gerodet werden. Die Aktivist*innen spannen Hängematten in 4 bis 20 Meter Höhe, bauen ein komplexes Traversennetzwerk und verkünden mit Spruchbannern eine Not-Waldbesetzung.

Da neue Markierungen an Bäumen, entsprechend der Umrisse der vergrößerten Kiesgrube, aufgetaucht sind, vermuteten die Aktivist*innen einen Rodungsbeginn direkt am gestrigen Montag. Diese fand nicht statt, vermutlich aufgrund des Sturms. Daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass am heutigen Dienstag gerodet wird.  

Nach Aussage der Aktivist*innen behaupten die Kiesfirmen immer wieder, lediglich die Nachfrage nach Kies aus der Region zu bedienen. "Tatsächlich blieb die Nachfrage in den letzten Jahren trotz Bauboom aber deutlich hinter den Erwartungen zurück. Tullius vergrößert die Kiesgrube trotz ausbleibender Nachfrage. Dem Konzern geht es nur darum, Profitrechte für die nächsten Jahrzehnte auf Kosten der Umwelt zu sichern. Das ist ein Skandal!" so Anwohner Martin Lang (55) aus Oberankenreute Laut Recherchen von SPD und des Altdorfer Wald e.V. wird der Kies zu substanziellen Teilen in die Schweiz und nach Österreich exportiert, wo Umweltauflagen den Kiesabbau im Vergleich zu Baden-Württemberg unrentabler machen. 

"Wir haben Angst um das Grundwasser, die Luftqualität und das Weltklima", so Kletteraktivist Samuel Bosch (19) aus Schlier. "Wir werden nicht locker lassen, bis das Thema Kiesabbau auf das ökologisch notwendige Maß reduziert ist." ergänzt er. Dabei lässt er das Argument des Landratsamts zur Genehmigung der vergleichsweise kleinen Kiesgrubenerweiterung nicht gelten: "Wir sehen doch in den Gruben Grenis und Molpertshaus, dass stets mit kleinen Gruben begonnen wird und Schritt für Schritt weitere Vergrößerungen beantragt und genehmigt werden. Damit wird die Öffentlichkeit hintergangen, denn die großen Gruben sind von Anfang das Ziel." Das Landratsamt gibt an, auf Grundlage eines zwar hauchdünnen, aber positiven Beschlusses der Gemeinde Schlier entschieden zu haben. Jedoch ist sich der Gemeinderat Schlier sicher, dass das Landratsamlt sowieso die Abbaugenehmigung beschlossen hätte. Deswegen vermutet auch ein Gemeinderatsmitglied eine strategische Manipulation der Öffentlichkeit und enthielt sich aus Protest der Abstimmung. Insgesamt ist der Gemeindebeschluss zur neuen Kiesgrube mit 7 Ja und 6 Enthaltungen denkbar knapp ausgegangen. "Das zeigt, dass der ehemals große regionale Rückhalt des Kiesabbaus schwindet." fügt Kletteraktivist*in Charlie Kiehne (19) aus Ulm hinzu. (Kiehne kann leider nicht Vorort sein da auch in Ulm ein Waldstück gerodet werden soll.)

Dazu wird nach dem Willen der Baumkletter*innen auch diese Besetzung beitragen. Sie sind mit Schlafsäcken, Baumaterial, Essen, warmer Kleidung und Spruchbannern ausgestattet und verlangen nach einem Gespräch mit dem Landrat und einer Erklärung, weswegen im Zeitalter der Klimakrise immer noch Wälder gerodet werden. "Die Rodungssaison geht nur noch genau eine Woche. Im Alti haben wir sogar den Winter überdauert. Wir werden dem Wald bis Oktober Zeit verschaffen, und im Oktober wird bereits ein ganz anderer politischer Wind wehen!", so Bosch. 

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