Ein sehr ausführlicher Artikel zur Windkraft in unserem Ländle, mit einigen aussagekräftigen Grafiken, (die ich aber natürlich nicht übernehmen darf). Es lohnt sich den ganzen Artikel zu lesen. Unten finden sie Auszüge davon.
Schwäbische Zeitung hier Ulrich Mendelin und Kara Ballarin
Regierung macht Druck, Gegner bringen sich in Stellung
...Die Regierungen in Berlin und Stuttgart sind sich einig: Zwei Prozent der Fläche sollen für die Erzeugung erneuerbarer Energien zur Verfügung stehen. Für Baden-Württemberg hat Grün-Schwarz 1000 neue Windräder als Ziel ausgegeben. Sechs Anlagen sollen in den Wagenhart kommen.
„Da sind zunächst die Emotionen hochgekocht“, berichtet Hoßkirchs Bürgermeister Roland Haug. „Es gab und gibt viele Fragen – warum gerade hier vor der Tür?“ Geplant sind sechs Schwachwindanlagen mit 166 Meter hohen Masten. Einschließlich der Flügel beträgt die Gesamthöhe 247 Meter. Zum Vergleich: Das Ulmer Münster ist 161 Meter hoch. „Klar, das verändert die Landschaft“, sagt Haug, der für die Freien Wähler im Ravensburger Kreistag sitzt. Ihm sei vor allem daran gelegen gewesen, Informationen möglichst transparent an die Bürger weiterzugeben. Die Einflussmöglichkeiten der Gemeinde sind ohnehin beschränkt, das Genehmigungsverfahren liegt beim Landratsamt.
Franz Laub vom Naturschutzbund (Nabu) mag sich mit den Plänen nicht anfreunden. ....Sollten die Windräder in den Wagenhart kommen, fürchtet Laub, sieht es schlecht aus für den Rotmilan, und nicht nur für ihn. „Jeder 170-Meter-Rotor umfasst eine Kreisfläche von 2,3 Hektar. Die Flügel haben im Außenbereich eine Geschwindigkeit von bis über 350 Stundenkilometer“, erläutert Laub. „Das ist eine senkrecht stehende Schredderanlage für alles, was in dieser Höhe, etwa 80 bis 250 Meter über Grund, durch diese Bereiche durch will, von Fledermäusen, Rotmilanen, allen Vogelarten bis hin zu Insekten.“
Deutschland steigt aus der Atomkraft aus, und aus der Kohle auch. Gleichzeitig wird ein Anstieg des Strombedarfs prognostiziert. Windkraft gilt da als unverzichtbar, nicht nur in der Nordsee, sondern auch an Land. Für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist sie der „Lastesel“ der Energiewende.
Der Streit um den Windstrom spaltet die Umweltschützer. Für die eine Seite stehen Leute wie Franz Laub, der den Artenschutz ins Hintertreffen geraten sieht. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die der Ansicht sind, der Kampf gegen den Klimawandel überlagere alle anderen Herausforderungen. „Natürlich müssen Belange des Artenschutzes berücksichtigt werden, und das geschieht bei diesem Projekt, weil mehrere Naturschutz-Expertinnen und -Experten in die Planungen miteinbezogen wurden“, sagt etwa die Hoßkircherin Barbara Herzig, die beim BUND aktiv ist. „Mir gefällt der Anblick der Anlagen auch in meiner unmittelbaren Nähe, weil wir damit den Klimazielen ein Stück näherkommen und ich Energie verbrauche, die ja irgendwo produziert werden muss.“
„In einer Gegend mit vielen Maisfeldern zum Beispiel kann man meinetwegen ein Windrad neben dem anderen aufstellen, da gibt es sowieso kaum Biodiversität“, sagt der Vogelschützer. „So könnte man ganz leicht zwei Prozent der Fläche für Windkraft bereitstellen. Das muss nicht gerade an den Hangkanten auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald sein.“ Auch lichte Altholzbestände, Natur- und Landschaftsschutzgebiete sollten nach Haas’ Ansicht tabu sein.
Nach den Zahlen von 2020 verbraucht Baden-Württemberg im Jahr rund 70 Terrawattstunden Strom, produziert aber nur knapp zwei Drittel dieser Menge. Von diesen gut 44 Terrawattstunden Strom stammen wiederum 41 Prozent aus erneuerbaren Energien. Mit rund drei Terrawattstunden macht die Windkraft aber nur 6,6 Prozent an der gesamten Stromerzeugung aus. Das soll mehr werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen