Ich weiß nicht so recht von welchem Systemwechsel die Rede ist, wenn Frau Razavi davon redet.
Ja natürlich: jetzt müssen dringend niedrig-preisige Wohnungen gebaut werden. In den letzten Jahren eiferten die Gemeinden um hoch-preisigen Wohnungsbau. Jede Kommune wollte da noch besser aufgestellt sein, selbst wenn es am Ende "nur" um hochpreisige Wochenend-Domizile ging. Diese Bauten haben große Flächen aufgefressen. Ebenso wie die Profit-bringenden Gewerbeflächen. Dabei wurden die bezahlbaren Wohnungen einfach vergessen.
Und jetzt stehen wir vor der Entscheidung: bauen wir auch noch bezahlbaren Wohnraum mit dem Flächenfraß-§13b in die Streuobstwiesen? Subventioniert mit Steuer-Millionen?
Es gibt so viele Überlegungen und Ansätze um genau das zu vermeiden.
Es würde mich sehr beruhigen wenn Frau Razavi auch die Worte "Begrenzung des Flächenbedarfes" in den Mund genommen hätte. Hat sie nur leider nicht....
07.02.2022 |
„Ich will den Systemwechsel“
Dass Nicole Razavi da ist, wo sie gerade ist, hat die 56-Jährige einem ziemlich verdrießlichen Umstand zu verdanken: In Deutschland, aber besonders in Baden-Württemberg, ist der Immobilienmarkt aus den Fugen geraten. Seit gut einem Jahrzehnt steigen die Preise für Bauland, Häuser und Wohnungen. In manchen Regionen müssen Käufer jedes Jahr zweistellige Aufschläge in Kauf nehmen, wenn sie Eigentum erwerben wollen. Und bei den Mieten sieht es ähnlich aus. 16 der 30 teuersten deutschen Miet-Metropolen liegen zwischen Wertheim und Konstanz.
Keine Frage, beim Thema Wohnen ist Feuer unterm Dach – und Nicole Razavi soll es löschen. Seit nicht einmal einem Jahr ist sie Bau-Ministerin in Baden-Württemberg. Erstmals in der jüngeren Landesgeschichte hat das Bau-Ressort ein eigenes Ministerium erhalten, mit eigenen Fachleuten. Fast 140 Beamte sind Razavi im Ministerium direkt unterstellt. Rund 665 Millionen Euro schwer ist ihre Kriegskasse. Geld, mit dem sie die Landesentwicklung vorantreiben, die Wohnungsnot lindern und Häuslebauern, aber auch ansiedlungswilligen Unternehmen wieder eine Perspektive aufzeigen soll.
An diesem Tag sitzt sie in der SÜDKURIER-Redaktion in Konstanz und versucht, die Lage einzuordnen. „Bezahlbarer Wohnraum ist die soziale Frage unserer Zeit“, sagt Razavi, die seit 2006 für die CDU im baden-württembergischen Landtag ist und sich ihre Meriten anfangs mit Infrastrukturthemen und in der Verkehrspolitik verdiente. Die Menschen wünschten sich in zunehmendem Maß Eigenheime. Das müsse auch weiter möglich und bezahlbar bleiben, sagt sie.
.... Was sie meint, sind neben den explodierenden Immobilienpreisen teils exorbitante Steigerungen der Baukosten. Allein im vergangenen Jahr ist es um sechs Prozent teurer geworden, ein Haus zu errichten. Das ist der höchste Anstieg seit zwei Jahrzehnten. Um bis zu 90 Prozent verteuerten sich Baustoffe wie Konstruktionshölzer, Dachlatten oder Eisenmatten im Vergleich zur Vor-Pandemiezeit. Und in diesem Jahr geht der Preistrend weiter nach oben.
Nicht nur für die Häuslebauer und die Wohnungswirtschaft, sondern auch für Razavis Ministerium sei das „ein Riesenproblem“, wie die Ministerin sagt. Denn: Alles was den Neubau von Häusern und Wohnungen erschwert, bremst auch die Ambitionen der ehrgeizigen Ministerin aus. Immerhin hat sie sich auf die Fahnen geschrieben, neuen Wohnraum im Rekordtempo bereitzustellen.
Und daher kämpft sie gerade an verschiedenen Fronten. Mit fast 400 Millionen Euro steckt ihr Haus dieses Jahr einen Rekordbetrag in die Förderung des Sozialwohnungsbaus. Mit 50 zusätzlichen Millionen aus einem neuen Topf werden alternative Wohnformen wie etwa Wohngemeinschaften bezuschusst, für die sich auch immer mehr Senioren interessieren. Und um eines der Hauptprobleme beim Wohnungsbau – die Flächenknappheit – anzugehen, werden Millionen Euro an die Kommunen ausgeschüttet. Mit dem Staatsgeld sollen die finanzschwachen Städte und Gemeinden Grundstücke aufkaufen, um auf ihnen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
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