Donnerstag, 24. Februar 2022

Einen Einsatz wie den am Mittwochmorgen hat Oberschwaben selten gesehen

 Weiter unten sind Auszüge aus der Schwäbischen Zeitung von PHILIPP RICHTER


Update: "Duplo" nach Polizeigewahrsam wegen Verteidigung des Waldstücks bei Oberankenreute wieder frei 

Die sich ehrenamtlich für Klimagerechtigkeit engagierende Person, die in der Altdorfer Waldbesetzungsgemeinschaft "Duplo" genannt wird und gestern für den Erhalt des Waldstücks bei Oberankenreute demonstrierte, kommt nach fast 24 Stunden Gewahrsam frei.

Am gestrigen Mittwochmorgen wurden die Aktivist*innen mit SEK geräumt und parallel zur Räumung das Waldstück gewaltsam gerodet. Duplo verweigerte die Angaben der Personalien und kam aufgrund dessen in verlängerten Gewahrsam. Alle anderen Aktivist*innen wurden nach Abschluss der Rodungsarbeiten wieder entlassen.
Duplo wurden heute Morgen im Ravensburger Amtsgericht bis zu zwei Wochen Haft angedroht, um Duplo dazu zu bringen, seine Personalien anzugeben.

Dies tat Duplo dann auch, wurde nach Auffassung der Unterstützer*innen jedoch weiter "schikaniert", indem auf das Vorzeigen des Personalausweises bestanden wurde. Unterstützer*innen der Aktivist*innen mussten den Personalausweis dann aufwendig zur Wache in Weingarten bringen. Dadurch musste Duplo weitere 1:15 h in Gewahrsam verbringen.

Bei einem anderen Aktivisten, welcher gestern die Personalien nach vorheriger Verweigerung doch mündlich angab, war dies nicht notwendig gewesen. "Die Polizei hat ja auch ohne Personalausweise andere Möglichkeiten zur Überprüfung der Personalien", erklärt Bosch.

Zu dem polizeilichen Vorgehen äußern sich auch Anwohner*innen empört, etwa Rosmarie Vogt (69) aus Weingarten: "Wir finden es unmöglich, dass der Protest so stark kriminalisiert wird. Es wird mit Einschüchterung und Schikane gearbeitet, um uns davon abzubringen für unsere jetzigen und zukünftigen Lebensgrundlagen zu kämpfen. Das lassen wir uns nicht gefallen."



Schwäbische Zeitung  hier

Nach SEK-Einsatz im Altdorfer Wald: Ermittlungsverfahren wegen Nötigung eingeleitet

Das Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei aus Göppingen ist am frühen Mittwochmorgen zur Räumung einer kurzzeitigen Baumbesetzung bei der Kiesgrube Tullius in der Nähe von Oberankenreute (Kreis Ravensburg) angerückt.

Schätzungsweise 30 bis 50 Einsatz- und Mannschaftswagen mit Polizisten waren vor Ort, um die vier Klimaaktivisten von den Bäumen zu holen, die sich seit Dienstagmorgen dort verschanzt hatten.

Einen Einsatz wie den am Mittwochmorgen hat Oberschwaben selten gesehen – vor allem das kleine Oberankenreute in der Gemeinde Schlier nicht. In den frühen Morgenstunden sperrt die Polizei die Landesstraße 317 zwischen Oberankenreute und Wolfegg für einen Großeinsatz. Der Verkehr muss sich seinen eigenen Weg suchen. Alles ist dicht. Kein Radfahrer kommt durch. Nur die Kieslaster dürfen passieren.

Wie viele Polizisten im Wald sind, kann Polizeisprecher Oliver Weißflog nicht sagen. „Wir wollen uns nicht berechenbar machen“, sagt er. Schätzungen der „Schwäbischen Zeitung“ kommen auf etwa 30 Fahrzeuge, die Klimaaktivisten gehen von bis zu 50 aus. Wahrscheinlich sind es um die 100 Beamte, die angerückt sind.

Zudem ist das Rote Kreuz aus Ravensburg in den Altdorfer Wald gekommen. Wichtig ist Weißflog, dass das SEK nicht wegen der Gefahrenlage gekommen sei, sondern weil die Einsatzkräfte auch auf Höhenintervention spezialisiert sind.

Polizisten sind in Gruppen im Wald um die Grube unterwegs. Zwei Polizeiautos stehen in der Kiesgrube. Eine Drohne überwacht den Einsatz aus der Höhe. Die Hundestaffel ist dabei. „Wir müssen auch davon ausgehen, dass Unterstützer im Wald unterwegs sind und auf alles vorbereitet sind“, erklärt Weißflog.

Und genau so ist es auch. Unterstützer der Klimaaktivisten haben sich durch den Wald bis zur Kiesgrube geschlagen und schreien immer wieder „Du bist nicht allein“, um ihre Solidarität mit den Aktivisten in den Bäumen auszudrücken.

...Die Polizei nimmt die Aktivisten nacheinander in Gewahrsam und stellt auf der Dienststelle die Personalien fest. Gegen 15 Uhr sind drei der vier wieder auf freiem Fuß, weil die Gründe weggefallen seien, sie weiter festzuhalten, so die Polizei. Ein Aktivist weigert sich zu dieser Zeit noch, seine Identität anzugeben.

Die Justiz leitet nun Ermittlungsverfahren unter anderem wegen des Verdachts der Nötigung ein. Außerdem haben Unterstützer der Bewegung angekündigt, über Nacht eine Mahnwache für den festgenommenen Aktivisten vor dem Polizeirevier in Weingarten abhalten zu wollen....

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