Capital hier von Matthias Urbach 10.07.2024
Der weltweite Wohlstand nahm 2023 zu. Vor allem bei denen, die schon viel haben.
Und so wächst sogar der Abstand zwischen Reichen und Superreichen – besonders in Deutschland
Und so wächst sogar der Abstand zwischen Reichen und Superreichen – besonders in Deutschland
Vergangenes Jahr ist das weltweite Privatvermögen um vier Prozent gewachsen. Das ist angesichts hoher Inflation nicht besonders viel, aber besser als noch 2022, als das Vermögen weltweit wegen des Ukrainekriegs und der Spätfolgen von Corona schrumpfte. Gewachsen ist aber auch der Unterschied zwischen arm und reich. Das geht aus der Vermögensstudie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hervor, dem „Global Wealth Report 2024“.
Die Zahlen für Deutschland sind schlechter als der globale Durchschnitt: Hier gab es 2023 nur ganz leichte Zuwächse, im BCG-Report ist die Rede von „Stagnation“. Zwar gehört Deutschland nach wie vor zu den wohlhabensten Ländern der Welt, aber hierzulande liegt besonders viel privates Vermögen in Immobilien – und deren Wert entwickelte sich im Gegensatz zu anderen sehr schlecht: Während das Finanzvermögen in Deutschland um 5 Prozent wuchs, schrumpfte der Gegenwert der Sachvermögen um 2,3 Prozent.
Auffällig ist auch, dass die Deutschen Bargeld, Giro-, Festgeld- und Sparkonten lieben. Rund 41 Prozent des Finanzvermögens in Deutschland sind so angelegt – oder besser geparkt. Sie sind zwar in Krisenzeiten sicherer, bringen aber kaum Rendite. In Westeuropa sind es bloß 32 Prozent, weltweit noch ein Tick weniger.
73.000 Superreiche weltweit
Wie jedes Jahr schaut die Studie von Boston Consulting genauer auf die Verteilung des Finanzvermögens. Besonders interessant ist das Phänomen der Superreichen. BCG nennt sie „Ultra High Net Worth Individuals“ oder UHNWIs. Zu deutsch heißt das so viel wie „ultrahoch vermögende Personen“ oder eben einfach Superreiche.
Zu diesen Superreichen zählt Boston Consulting alle Menschen, die mehr als 100 Mio. Dollar Finanzvermögen besitzen. Davon gibt es in Deutschland 3300. Weltweit sind es insgesamt 73.000 Superreiche – ein Drittel davon lebt in den USA.
Weltweit besitzen Superreiche 14 Prozent des Finanzvermögens
Alle Superreichen zusammen verfügen über 14 Prozent des Finanzvermögens weltweit: Das sind 38.000 Mrd. US-Dollar. Und die Analyse von BCG zeigt: Je höher das Anfangsvermögen des Einzelnen war, desto höher waren auch seine Zuwächse an Vermögen. Sprich: Vor allem die Reichen wurden noch reicher.
Das gilt auch – und besonders – für Deutschland. Hierzulande ist die Vermögensverteilung laut BCG „überdurchschnittlich ungleich“. Denn in Deutschland besitzt die Gruppe der Superreichen 2100 Mrd. Dollar – und damit 23 Prozent des privaten Finanzvermögens hierzulande.
Laut der Studie wuchs das Finanzvermögen bei den Superreichen in Deutschland um mehr als 10 Prozent. Reiche Menschen, die zwischen 1 und 5 Mio. Dollar Finanzvermögen besitzen, konnten sich im Schnitt lediglich über einen Zuwachs von mehr als fünf Prozent freuen. Die Bundesbürger dagegen, die weniger als 250.000 US-Dollar Finanzvermögen besitzen, sahen im Schnitt nur 1,5 Prozent Zuwachs – also deutlich unter der Inflationsrate.
„Sehr wohlhabende Anleger haben einen höheren Anteil ihres Vermögens am Kapitalmarkt und in renditestarken Anlageklassen wie Private Equity investiert“, erklärt BCG-Partner Akin Soysal. „Weniger Vermögende setzen traditionell auf risikoärmere Anlageklassen wie Bankguthaben, Bargeld oder Versicherungen – zulasten der Rendite.“
555.000 Dollar-Millionäre in Deutschland
Die Zahl der Superreichen in Deutschland hat zugenommen, auch die Zahl der Dollar-Millionäre hat sich erhöht. Inzwischen gibt es davon 555.000 in Deutschland. Dass es mehr Millionäre und mehr Superreiche gibt, liegt aber auch daran, dass das Geld an Wert verliert. Leider sind diese Zahlen nicht inflationsbereinigt – und damit sind Vergleiche mit dem Vorjahr von geringem Aussagewert.
Dazu kommen noch die Wechselkursschwankungen zwischen Euro und Dollar. Die Zahlen der Studie sind mit dem Wechselkurs von Ende 2023 berechnet. Damals war ein Euro gut 1,10 Dollar wert. Ein Dollar-Millionär besaß zum Stichtag also „nur“ 910.000 Euro.
Der „Global Wealth Report“ erscheint schon zum 24. Mal. Alljährlich schätzt die Boston Consulting Group darin das weltweite Vermögen in privaten Händen ab und beschreibt, wie es sich auf die verschiedenen Vermögensklassen verteilt. Für die bessere weltweite Vergleichbarkeit sind alle Angaben in US-Dollar.
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