Samstag, 6. Juli 2024

Brief an den Münster-Dekan

Sehr geehrter Herr Dekan Krannich,

➡️ Münsterdekan Dr. Torsten Krannich: dekanatamt.ulm@elkw.de

ich wende mich an Sie wegen Ihrer Äußerungen in der Berichterstattung über die Banneraktion der klimaaktivistischen Gruppe am Münster in den vergangenen Wochen.

Vieles, was Sie als Hausherr einer wunderschönen Kathedrale sagen, ist nachvollziehbar.
Aber mit Blick auf die großen, bedeutsamen Zusammenhänge zwischen Kirchen und den Klimakatastrophen nah und fern möchte ich Sie bitten, sich unvoreingenommen mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen.

Prioritäten setzen 💥
Was sind ein paar beschädigte Bauteile des Münsters gegen die Zerstörungskraft der Folgen der Erderhitzung??? W a s sollte von der Kirche vorrangig behütet und beschützt werden? Kulturgüter?

Harmonie vs. krass Konfrontieren 💥
Hat Jesus "Gutes getan" als er die Händler tatkräftig und Dinge kaputt machend aus dem Tempel warf?Wenn er sich für Menschlichkeit und Barmherzigkeit entschied und damit geltendes Gesetz brach?
Was ist wichtig? Eine öffentlichkeitswirksame provokante Aktion durchführen oder auf dem Stuhl sitzen und reden?

Reden kann man jetzt immer noch. Es braucht in Gesellschaft und Kirche deutliche wachrüttelnde konfrontative Weckrufe und Alarmsirenen, die dem Thema angemessen sind. Ein Banner an der Fassade des Ulmer Münsters empfinde ich als mehr als angemessen. Ich frage mich:  wieso hängt die Münstergemeinde nicht von sich aus so eine Botschaft an ihr Gotteshaus?

Die Kirchen vorne mit dabei? 💥
Die Kirche müsste proaktiv und mit Feuer (im übertragenen Sinn) das Thema entschieden und massiv in die Gesellschaft tragen anstatt zu konstatieren "wir sehen ein, dass es nötig ist, (in puncto Klimaschutz) was zu tun" Zitat von Ihnen. 

Dieses Einsehen sollte man von denen erwarten, denen die Kirche das Ohr abknabbern sollte mit Predigten, Botschaften und mit.... Aktivismus... Aber nicht von der Kirche, die hier mit voran gehen sollte und längst begriffen haben sollte... Viel zu lang war "Passivismus" das Mittel der Wahl.

(Re) -Agieren, jetzt und "Volle Kanne" 💥
Ok - Sie sagen "Klimawandel sei ein zentrales Thema in den Kirchen."
Nur .... zu fromm dürfen sie dabei nicht bleiben, wenn die Gegner Namen haben wie fossile Industrie, weltweites Großkapital, entfesselter Kapitalismus erstarkende rechte Bewegungen und handlungsunfähige oder -unwillige Regierungen usw....

Jesus-radikal und unbequem 💥
Das Geniale und Zündende bei Jesus, wie es von ihm überliefert ist, finde ich, ist: Er hat sich kaum einen Cent geschert um Konventionen, Gesetze und Geschwätze und radikal das gelebt, was er als richtig ansah oder als von Gott gegeben oder erdacht.
Er hat radikal geliebt, radikal und für jedermann hörbar seine Lehre verkündet, hat radikale Umkehr und Nachfolge erwartet und ist seinen Weg geradlinig und radikal bis zu einem umstrittenen Ende gegangen.


Ulla Köberle-Lang,

Mutter von 2 halbwüchsigen Söhnen

Oberankenreute bei Weingarten

2 Kommentare:

  1. weiterer Brief an den Dekan
    Brief an
    Herrn
    Dekan Dr. Torsten Krannich
    Betr. Kletteraktion am Münster-

    Sehr geehrter Dr. Krannich
    Aus einer Pressemitteilung entnehme ich Stellungnahmen dazu von Ihnen. Dazu möchte ich einige Anmerkungen Ihnen zukommen lassen. Ich habe dazu auch eine Leserzuschrift an die SZ geschickt. Sollte diese nicht veröffentlich werden, erhalten sie diese auch von mir.
    Ihr geplantes Gesprächsangebot mit der Gruppe finde ich gut und hoffe, dass Sie das trotz der Aktion aufrechterhalten. Lernen Sie diese Menschen kennen, bevor Sie sie verurteilen und „scharf kritisieren“. Ich kann Ihren Ärger verstehen, weil die Aktion doch für unser gutbürgerliches Verständnis provokativ ist.
    Angesichts einer drohenden Klimakatastrophe im Laufe dieses Jahrhunderts sind solche störenden Aktionen jedoch harmlos. Wer die Voraussagen der Wissenschaftler ernst nimmt, weiß um die Sorgen der heutigen jungen Menschen. Als Großvater von 4 Enkeln, der jüngste ist gerade 2 Jahre alt, finden diese Aktivisten meinen größten Respekt. Ich kann bei diesen jungen Leuten keine „Heile-Welt-Motiv“ erkennen, weil es ihnen gar nicht darum geht. Ist es ein Heile-Welt-Motiv, wenn Menschen versuchen, eine drohende Katastrophe zu verhinderten oder auch wenigstens zu mildern? Dass die bereits heute schon festzustellende Klimaerwärmung erheblich Probleme mit sich bringt, ist bereits dramatische Realität. Es geht also nicht um eine Heile Welt, sondern um eine (enkeltaugliche) Welt in der sich noch leben lässt. Bleiben Sie ehrlich und unterstellen Sie den Aktivisten nicht eine paradiesische Weltvorstellung. Sie können sicher sein, dass solche Aktionen auch auf Sympathie stoßen und nicht nur zerstören. Es geht um Verantwortung heute für die Zukunft der nächsten Generationen. Ein Richter sprach kürzlich bei einer Verhandlung gegen einen Aktivisten von „Idioten, die immer noch die Klimaveränderung leugnen“.

    Mit freundlichen Grüßen

    Franz Gitschier

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