Spiegel hier Ein Newsletter von Kurt Stukenberg 12.07.2024
Vor allem die USA erleben derzeit eine starke Hitzewelle, aber auch in anderen Teilen der Welt werden hohe Werte gemessen. Mit ernsten Folgen.
»Übersterblichkeit« zählt zu der Handvoll sperriger Begriffe, die die Deutschen in den Pandemiejahren gelernt, fast täglich in den Medien gelesen, aber inzwischen aus ihrem Wortschatz wieder verbannt haben dürften. Das Wort beschreibt ungewöhnlich viele Todesfälle in einem bestimmten Zeitraum, die normalerweise nicht zu erwarten gewesen wären. In der Coronazeit war es das Virus, das die Zahlen in die Höhe trieb, in den kommenden Jahren könnte es die Klimakrise sein – und der »Übersterblichkeit« eine Rückkehr in den Sprachgebrauch ermöglichen.
In Saudi-Arabien sind während der diesjährigen Pilgerfahrt mindestens 1.300 Menschen hitzebedingt zu Tode gekommen. Eine Analyse von »Climate Central« kommt zu dem Schluss, dass die zuletzt hohen Temperaturen in Mekka durch den Klimawandel zwischen drei- und fünfmal wahrscheinlicher geworden sind.
Mehrere Staaten in den USA sind auch in diesem Jahr wieder von einer schweren Hitzewelle betroffen, in den vergangenen Tagen meldeten die Behörden 28 Todesfälle, die – mehr oder weniger zuverlässig – auf die hohen Temperaturen zurückzuführen sind. Landesweite Daten zeigen, dass die Zahl der Hitzetoten in den Vereinigten Staaten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Im Jahr 2023 lag sie bei etwa 2300, 2022 waren es ungefähr 1700, im Jahr 2021 wurden demnach etwa 1600 hitzebedingte Todesfälle gemeldet.
Knapp fünf Milliarden Menschen sind betroffen
Im Westen galten zuletzt in Phoenix, Las Vegas, San José, Spokane (Washington) und Boise (Idaho) Extremhitze-Warnungen . Im Osten betraf es Regionen von South Carolina bis Massachusetts. Dort lagen die Hitzeindizes – die Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit berücksichtigen – teils bei 40 bis 43 Grad Celsius. Mehrere andere Orte in den USA haben jüngst Allzeithochs erreicht, darunter Palm Springs (Kalifornien) mit 51 Grad Celsius oder das Death Valley mit 54 Grad Celsius.
In Kalifornien berichteten Medien über Rettungshubschrauber, die aufgrund der hohen Temperaturen nicht starten konnten. REACH Air Medical Services, das 30 Hubschrauberstützpunkte in Kalifornien betreibt, lehnte am Wochenende mindestens zwei Rettungseinsätze wegen extremer Hitze ab, so Vicky Spediacci, Chief Operating Officer des Unternehmens gegenüber der »Washington Post«. Rettungshubschrauber konnten demnach nicht eingesetzt werden, da sie generell bei Temperaturen über 49 Grad Celsius nicht sicher fliegen könnten, hieß es in einer Mitteilung – an dem Tag wurden 53 Grad Celsius gemessen. Auch solche Nebeneffekte hoher Temperaturen können tödlich wirken.
In den letzten Wochen sind auch die Waldbrände nach Kalifornien zurückgekehrt, mehr als 3500 Feuer wurden allein im Sonnenstaat gemeldet , Zehntausende Menschen mussten deshalb ihre Häuser verlassen.
»Der Klimawandel ist real«,
sagte Gouverneur Gavin Newsom.
»Wenn Sie nicht an die Wissenschaft glauben,
dann trauen Sie Ihren eigenen Augen.«
sagte Gouverneur Gavin Newsom.
»Wenn Sie nicht an die Wissenschaft glauben,
dann trauen Sie Ihren eigenen Augen.«
Nicht nur die USA ächzen unter der Hitze, im Juni waren laut der Analyse von »Climate Central« fast fünf Milliarden Menschen weltweit von Extremtemperaturen betroffen, darunter:
- 619 Millionen Menschen in Indien
- 579 Millionen in China
- 231 Millionen Menschen in Indonesien
- 206 Millionen in Nigeria
- 165 Millionen in den Vereinigten Staaten
- 152 Millionen Menschen in Europa (ohne Russland)
Neueste Daten zeigten zuletzt, dass die Welt in zwölf aufeinanderfolgenden Monate die wichtige Temperaturschwelle von 1,5 Grad Celsius bereits überschritten hat. Im Klimaabkommen von Paris hatten sich die Staaten 2015 darauf verständig, diese Grenze möglichst nicht dauerhaft zu reißen. Die Temperaturen zwischen Juli 2023 und Juni 2024 waren die höchsten, die jemals aufgezeichnet wurden.
Bleiben Sie zuversichtlich.
Ihr Kurt Stukenberg, Stv. Ressortleiter Ausland
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