Freitag, 19. Juli 2024

Die Windkraft legt langsam zu

Handelsblatt  hier  18.07.2024

Energie: Windkraft-Ausbau läuft zäh – aber deutlich mehr Genehmigungen

Die Ausbauziele erreicht Deutschland in diesem Jahr auf keinen Fall mehr. Doch die Branche macht Hoffnung: Die Zahl der Genehmigungen steigt rapide.

Der Ausbau der Windkraft in Deutschland kommt weiter nicht in Schwung und hängt den Zielen hinterher. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 250 neue Windräder errichtet, die neue Leistung betrug 929 Megawatt, wie der Bundesverband der Windindustrie (BWE) am Donnerstag bekanntgab. Das Gesamtjahresziel von 8.000 Megawatt ist damit nicht mehr erreichbar.

Hoffnung macht der Branche nach Gesetzesänderungen aber die Zahl der Genehmigungen für Windparks: Sie stieg um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum und lag damit höher, als sie in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt war.

Ähnliches gilt für die Zuschläge, die Firmen dann auch für den Bau bekommen haben. Sie erreichten mit rund 4200 Megawatt Leistung einen Rekord, der sich dann 2025 auch in den Zahlen neuer Anlagen niederschlagen sollte.

„Der positive Trend muss jetzt über die Wahlperiode hinaus dynamisiert und verstetigt werden“, sagte BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek. Deutschland will bis 2030 einen Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von 80 Prozent erreichen. Windenergie an Land spielt dabei die wichtigste Rolle. Dafür müssen ab 2025 dann sogar rund 10.000 Megawatt neu installiert werden. Die Solarbranche hingegen hat ihr Ziel mit einem Zubau von gut 7500 Megawatt im Halbjahr bereits übertroffen.

An Land drehen sich jetzt Windräder mit knapp 62.000 Megawatt Leistung. Angepeilt sind für Ende des Jahres 69.000 Megawatt, was nicht mehr erreicht werden kann. Als Hauptgrund für den schleppenden Ausbau in den vergangenen Jahren galten lange Genehmigungsverfahren, zu wenig ausgewiesene Flächen und Widerstand von Anwohnern. Die Ampel-Regierung hat darauf mit zahlreichen Gesetzesänderungen reagiert, die jetzt bei den Genehmigungen Wirkung zeigen.


TAZ hier

Leichte Flaute für Windenergie

Im ersten Halbjahr 2024 wurden wenige neue Windräder in Betrieb genommen. Aber die Zahl der Genehmigungen für neue Anlagen erreicht eine Rekordhöhe.

Der Ausbau der Windkraft an Land ist im ersten Halbjahr 2024 kaum vorangekommen – aber die Zahl der Genehmigungen für Anlagen liegt auf Rekordniveau. Die Windenergiebranche ist optimistisch, ihre Ausbauziele für dieses Jahr doch noch zu erreichen. „Wir schauen recht zuversichtlich auf das zweite Halbjahr“, sagte Dennis Rend­schmidt vom Anlagenbauerverband VDMA Power Systems am Donnerstag vor Jour­na­lis­t:in­nen.

Zum Stichtag 30. Juni gab es in Deutschland 28.611 Windräder mit einer Leistung von 61,9 Gigawatt. Nach Zahlen der Agentur Deutsche Wind­Guard wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 250 neue Anlagen mit einer Kapazität von 1,3 Gigawatt in Betrieb genommen, das sind 19 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023. Das Ziel der Branche für das gesamte Jahr 2024 liegt bei 4 Gigawatt. Da 277 Anlagen stillgelegt wurden, beträgt der Nettozuwachs der installierten Leistung nur 1,5 Prozent.

Verantwortlich für den stockenden Ausbau sei starker Wind im April gewesen, sagte Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie. Kräne für die Montage konnten nicht aufgebaut werden. Außerdem habe die Sperrung der A27 dazu geführt, dass über Cuxhaven importierte Rotorblätter nicht ausgeliefert werden konnten. „Das wird aufgeholt werden“, sagte Heidebroek. Zuversichtlich macht die Branche, dass die Zahl der Genehmigungen für neue Windräder um 32 Prozent auf 847 mit einer Kapazität von 4,8 Gigawatt gestiegen ist. „So ein Niveau hatten wir noch nie“, sagte Heidebroek. Die genehmigte Menge war im ersten Halbjahr 2024 ­höher als im gesamten Jahr 2022.

Ein großes Problem ist, dass Kommunen nicht genug geeigneten Flächen für Windräder zur Verfügung stellen. Finanzielle Anreize könnten das ändern. Die im Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) organisierten Windanlagenbetreiber haben sich jetzt freiwillig dazu verpflichtet, Kommunen an Gewinnen aus Anlagen zu beteiligen. „Je nach Standort ist mit einer Summe von 20.000 bis 30.000 Euro pro Jahr pro Windenergieanlage zu rechnen, die an die umliegenden Gemeinden ausgezahlt werden“, teilte der BDEW mit.



Zeit  hier 19. Juli 2024  Quelle: dpa Bayern

Zahlen gehen nach oben: Trendwende erreicht? 90 neue Windräder in Bayern beantragt

In den ersten fünf Monaten des Jahres wurde im Freistaat für 90 Windenergieanlagen die Genehmigung beantragt und für 16 Anlagen eine Genehmigung erteilt. Dies teilte das bayerische Wirtschaftsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München mit. Die durchschnittliche Leistung pro beantragter Anlage liege bei rund 6,7 Megawatt. 2023 seien zudem für 64 Anlagen Genehmigungsanträge gestellt worden, dies seien «so viel wie seit dem Jahr 2014 nicht mehr».

Aiwanger sieht in Genehmigungszahlen Beleg für Trendwende
«Diese Zahlen belegen die Trendwende in Bayern eindrücklich», sagte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Die Realisierungszeiten bei Windenergieprojekten seien relativ lang. Deshalb spiegelten sich die im Freistaat neu ergriffenen Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie zwar bis jetzt nicht in den Ausbauzahlen wider – «wohl aber in den Antragszahlen».

In Summe seien derzeit bayernweit 134 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 764 Megawatt beantragt, aber bisher nicht genehmigt. 46 genehmigte Anlagen sind den Angaben des Ministeriums zufolge noch nicht in Betrieb gegangen (Stand 04.07.2024).

Im ersten Halbjahr 2024 nur vier neue Windanlagen in Bayern
Wie dringend notwendig für eine erfolgreiche Energiewende auch die Realisierung der Windkraftprojekte in Bayern ist, zeigt die jüngste Statistik des Bundesverbands Windenergie: Mit einem realen Zubau von vier Windenergieanlagen und einer Gesamtleistung von 21 Megawatt belegte Bayern im ersten Halbjahr 2024 wieder einmal nur einen der hintersten Plätze im bundesweiten Vergleich. Nur Sachsen, Thüringen, das Saarland und die drei Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen landeten demnach hinter dem Freistaat.

Geschmälert wird der ohnehin zu geringe Ausbau in den ersten sechs Monaten zudem durch den zeitgleichen Rückbau eines Windrades mit einer Leistung von einem Megawatt. Bayern braucht aber mehr eigene Windenergie, will der Freistaat seine klimapolitischen Ziele und den wachsenden Energiebedarf decken. Auch die nun von Aiwanger gelobten Antragszahlen werden nicht ausreichen. Die Staatsregierung setzte es sich immerhin zum Ziel, bis 2030 1.000 neue Windenergieanlagen zu initiieren.

Bayern Schlusslicht mit Berlin bei Leistungsdichte pro Quadratkilometer
Zum Ende des ersten Halbjahres 2024 belief sich laut den Branchenangaben der kumulierte Gesamtbestand der Windenergieanlagen an Land auf 28.611 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 61,9 Gigawatt. Der Freistaat fristet hier aber ebenfalls ein trauriges Dasein als Schlusslicht: Gemeinsam mit Berlin weist Bayern mit weniger als 50 Kilowatt pro Quadratkilometer eine besonders niedrige Leistungsdichte auf.

Der schleppende Ausbau der Windkraft in Bayern ist das Ergebnis einer Regelungspolitik, die den Ausbau durch restriktive Vorgaben stark erschwerte. 2014 hatte die CSU die sogenannte 10H-Regel eingeführt, welche vorschrieb, dass der Abstand eines Windrades zu Wohnhäusern mindestens zehnfach der Höhe entspricht. 

Auch Söder machte lange Politik gegen «Verspargelung der Landschaft»
In der Folge brach der Ausbau der Windenergie in Bayern praktisch vollends ein, es machte sich landesweit eine ablehnende Haltung zu den Rotoren breit.  Erst 2022 lockerte die Staatsregierung die Regelung - auf Druck von außen. Studien wiesen seither klar nach, dass auch die noch geltende 10H-Regel den Ausbau stark ausbremst.

© dpa-infocom, dpa:240719-930-178204/2

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