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BUND-Interviewreihe Kommunalwahl: Wärmeplanung in BW
Am
9. Juni 2024 ist Kommunalwahl. Sie ist entscheidend für den Umwelt- und
Naturschutz. Die gewählten Vertreter*innen können in den kommenden fünf
Jahren viele Weichen stellen – etwa bei der kommunalen Wärmeplanung: In
Wärmeplänen schlüsseln die größeren Städte und Gemeinden in
Baden-Württemberg auf, wie sie in Zukunft klimaneutral heizen wollen.
Fritz Mielert, Energiereferent beim BUND BW, hat die Pläne gesichtet.
Ein Gespräch übers Heizen der Zukunft und dessen Bedeutung für die
Kommunalwahl:Wieso ist kommunale Wärmeplanung wichtig? Macht das so viel aus mit dem Heizen? Fritz
Mielert: Heizen und Kühlen macht extrem viel aus. Etwa 50 Prozent
unseres Energiebedarfs in Baden-Württemberg gehen dafür drauf. Wenn wir
Klimaneutralität erreichen wollen, müssen wir an das Thema Wärme ran.
Viel zu lange wurde gezögert ohne richtige Idee, wie wir die Wärmewende
schaffen können. Die kommunalen Wärmepläne sind jetzt ein Einstieg. So
könnte es gehen. Die Pläne sind auch wichtig für Häuslesbesitzer und
-besitzerinnen, um zu wissen: kommt eventuell ein Wärmenetz? Oder muss
ich mich auf eine Wärmepume oder andere dezentrale Heizmöglichkeiten
fokussieren?
Sind diese Wärmepläne denn irgendwo einsehbar? Von
Landesregierungsseite gibt es bisher keine zentrale Übersicht. Wir
haben als BUND aber eine Datenbank aufgebaut, durch die man sich schnell
klicken kann. Das geht über eine Karte oder die Suche: Einfach die
Kommune anklicken. Dann sieht man, ob ein Wärmeplan hinterlegt ist und
kann drauf zugreifen. Die Datenbank ist unter bund-bawue.de/waermeplaene erreichbar.
Sie haben einige Wärmepläne gesichtet. Was ist Ihnen dabei aufgefallen? Die
Wärmepläne setzen sich ganz unterschiedliche Ziele – zum Beispiel bei
der Frage, wie viel Energie eine Kommune einsparen will. Hier haben wir
eine Bandbreite von 18 bis 52 Prozent. 18 Prozent ist jetzt nicht
wirklich ambitioniert. In Sachen Wasserstoff ist mir aufgefallen, dass
manche Kommunen mit riesigen Anteilen planen, ohne sich wichtige Fragen
zu stellen, etwa: Woher soll der Wasserstoff kommen? Und wird er in
diesen Mengen überhaut verfügbar und bezahlbar sein? Die Antwort ist
eigentlich bekannt: Nein, wird er ziemlich sicher nicht. Trotzdem planen
einige damit.
Kann ich mich dann überhaupt auf den Plan meiner Kommune verlassen? Bisher
sind die Pläne unverbindlich. Als Betroffener kann ich sie aber als
Anhaltspunkt nehmen. Erst, wenn die Kommunen Gebietssatzungen erlassen,
zum Beispiel für die Versorgung mit Wasserstoff oder Wärmenetzen, haben
wir Verbindlichkeit. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die
Kommunen es ernst meinen: Trauen sie sich, die Satzungen zu erlassen?
Oder war der Wärmeplan nur eine Pflichtaufgabe, die in der Schublade
verrottet? Deshalb ist das Thema auch bei der Kommunalwahl so wichtig:
Die Umsetzung ist echte Schwarzbrotarbeit. Dafür brauchen wir eine gute
Kommunalpolitik und breite Mehrheiten.
Denken Sie, Baden-Württemberg schafft es bis 2040 klimaneutral zu werden? Ist das realistisch? Ach
was ist schon Realismus? Ich finde den Begriff im Zusammenhang mit
Klimaschutz und Wärmewende schwierig. Was bleibt uns anderes übrig, als
uns für das Leben unserer Kinder und Enkel einzusetzen und zu tun, was
wir können? Es ist eine extrem anspruchsvolle Aufgabe und wir sind zum
Erfolg verdammt. Ob wir das Ziel erreichen, weiß momentan niemand. Es
gibt viele Unsicherheiten und wir kommen viel zu langsam voran. Es geht
darum, sich auf den Hosenboden zu setzen, unsere Aufgaben zu machen und
keinen Tag länger zu zögern. Dann haben wir eine Chance- und unsere
Enkel auch. Hintergrund: Kommunale Wärmeplanung Die
kommunale Wärmeplanung soll in Baden-Württemberg einen Weg aufzeigen,
wie bis 2040 ein klimaneutraler Gebäudestand erreicht werden kann. Bis
zum 31. Dezember 2023 mussten die Großen Kreisstädte und Stadtkreise
dafür so genannte kommunale Wärmepläne vorlegen. Die Pläne sollen
erfassen, wie Gebäude momentan beheizt werden und wie dies in Zukunft
klimaneutral geschehen kann. Bürger*innen können die Pläne als
Anhaltspunkt nutzen, um die für sie in Zukunft passende Heizmethode
(Wärmenetz, Wärmepumpe, etc.) zu finden. Baden-Württemberg gilt in
Sachen kommunale Wärmeplanung als Vorreiter und hat seine Kommunen schon
vor der jetzt laufenden bundesweiten Initiative zur Wärmeplanung
verpflichtet. Eine Übersicht der Wärmepläne finden Sie in unserer Datenbank. |
Kontakt für Rückfragen: | | | Ansprechpartner in Ihrer Region: Wir vermitteln gerne Ansprechpartner, die sich zur Wärmeplanung in Ihrer Region äußern können. |
Mehr Informationen: Mehr aus unserer Reihe zur Kommunalwahl:
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