Neu und überraschend ist diese Erkenntnis einerseits, andererseits kennen wir bereits die positive Klima-Wirkung der vielgeschmähten Biber bei uns. Auch die entsteht durch die Umgestaltung der Landschaft zum wirkvollen Lebensraum.
Es ist wichtig, diese naturbedingten Effekte ins Bewusstsein zu rücken. Manchmal bekommt man sonst den Eindruck, dass uns nur noch Technik helfen kann - umso aufwendiger und teurer, umso besser.
Auf diesem Auge wird man offensichtlich sehr leicht blind.
hier Von Jörn Brien 20.05.2024
Sind Rinder doch nicht so klimaschädlich wie angenommen? In Rumänien sorgt eine Bisonherde laut Studie dafür, dass soviel CO2 gespeichert wird, wie 123.000 Benziner im Jahr ausstoßen. Aber ist das übertragbar auf andere Regionen?
Rinder gelten aufgrund des bei der Verdauung gebildeten Treibhausgases Methan als „Klimakiller“. Zwar soll dessen Wirkung in der Atmosphäre im Vergleich zu Kohlendioxid (CO2) weit weniger schädlich sein als bisher angenommen.
Rinder können CO2-Staubsauger sein
Dass Rinder auch als CO2-Staubsauger fungieren können – und zwar in riesigem Ausmaß, dürfte aber weniger bekannt sein. Das haben zumindest Forscher:innen um Oswald J. Schmitz von der School of the Enviorment an der Yale University herausgefunden.
Bisons absorbieren 54.000 Tonnen CO2
Konkret handelt es sich um 54.000 Tonnen CO2. Diese werden freilich nicht von den Tieren selbst aufgenommen, sondern von dem Ökosystem, in dem sie leben. In diesem Fall handelt es sich um ein rund 50 Quadratkilometer großes Gebiet im rumänischen Tarcu-Gebirge.
Hier werden seit 2014 Bisons ausgewildert. Die Herde ist mittlerweile auf 170 Tiere angewachsen. Platz wäre in dem Gebiet für 350 bis 450 Bisons. Zuvor hatte es in Rumänien über 200 Jahre lang keine wild lebenden Bisons gegeben.
Dabei spielen Bisons eine wichtige Rolle in Ökosystemen, wie Forscher Schmitz gegenüber dem Guardian erklärt. „Ihre Beweidung und ihr Verbiss tragen dazu bei, eine artenreiche Landschaft aus Wäldern, Gestrüpp, Grasland und Mikrohabitaten zu erhalten“.
Bisons als Klimahelden, aber nicht überall
Schmitz bezeichnet die Bisons daher als „Klimahelden“. Aber: Die klimaschützende Wirkung der wilden Bisons lässt sich nicht per se auf andere Regionen übertragen. Das liegt daran, dass die Graslandschaften der Karpaten besondere Boden- und Klimabedingungen aufweise. Die amerikanischen Prärien etwa hätten eine viel geringere Produktivität, so Schmitz.
Dafür sind die Bisons nicht die einzigen Tiere, die nach der Auswilderung in früher angestammten Gebieten zum Klimaschutz beitragen könnten. Die Forscher:innen haben laut Guardian neun Arten genauer untersucht, darunter Elefanten, Moschusochsen und Seeotter.
Politische Option mit enormem Potenzial
Viele von ihnen seien ähnlich vielversprechend wie die Bisons. Die Auswilderung sei „eine politische Option mit enormem Potenzial“, betont Schmitz.
hier Watson 20.05.2024, Sven Fröhlich
Tierische "Klima-Helden": Ausgewilderte Bisons können massig CO2 speichern
Im Kampf gegen die Klimakrise setzt die EU-Kommission unter anderem auf CO2-Abscheidung und -Speicherung, auch CCS genannt (carbon dioxide capture and storage). Und auch bei der zurückliegenden Weltklimakonferenz wurde sich darauf geeinigt, CCS voranzubringen.
Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem Kohlendioxid (CO2) entweder aus der Umwelt oder direkt an den Quellen fossiler CO2-Emissionen wie Industrieanlagen abgeschieden und im tiefen geologischen Untergrund gespeichert werden soll. Somit wird das umweltschädliche CO2 gar nicht erst in die Atmosphäre abgegeben, beziehungsweise ihr entzogen.
Forscher:innen der Yale Universität haben nun herausgefunden, dass es ein Tier gibt, das diese Funktion von Natur aus übernimmt – und dadurch womöglich einen weitreichenden Einfluss auf das Klima haben könnte.
Europäischer Bison kann Tonnen an CO2 speichern
In einer Studie haben die Wissenschaftler:innen der Yale School of the Environment unter anderem herausgefunden, dass sich die Repopulation der europäischen Bisons, auch Wisente genannt, im rumänischen Țarcu-Gebirge positiv auf die CO2-Bilanz ausgewirkt hat.
Nachdem der Wisent knapp 200 Jahre lang aus Rumänien verschwunden war, wurde er von Rewilding Europe und dem WWF Rumänien 2014 wieder in den südlichen Karpaten angesiedelt. Dort ist die Population mittlerweile auf mehr als 170 Tiere angewachsen.
Und diese 170 Bisons können der Studie zufolge 54.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid jährlich binden, was in etwa dem Ausstoß von 123.000 durchschnittlichen europäischen Autos entspricht.
Die Autor:innen merken allerdings an, dass die Zahl um bis zu 55 Prozent höher oder niedriger sein könnte. Auch hat die Studie noch nicht das Peer-Review-Verfahren durchlaufen, die Qualität ist also noch nicht unabhängig geprüft worden.
Studie: Europäische Bisons sind "Klima-Helden"
Oswald Schmitz, einer der Co-Autoren der Studie, ist aber überzeugt davon, dass Wisente einen bemerkenswerten Einfluss auf ihre Umwelt haben. Gegenüber dem "Guardian" sagt er:
"Wisente beeinflussen Grasland- und Waldökosysteme, indem sie Grasland gleichmäßig abweiden, Nährstoffe recyceln, um den Boden und all sein Leben zu düngen, Samen ausstreuen, um das Ökosystem zu bereichern, und den Boden verdichten, um zu verhindern, dass gespeicherter Kohlenstoff freigesetzt wird."
Die Beseitigung der Tiere habe dafür gesorgt, dass große Mengen CO2 freigesetzt worden sind. Die Wiederherstellung dieser Ökosysteme könne "das Gleichgewicht wiederherstellen, und 'ausgewilderte' Wisente gehören zu den Klimahelden, die dazu beitragen können", meint Schmitz.
Im Allgemeinen, heißt es in der Studie, sei der Einfluss, den Tiere auf die Menge des Kohlendioxids in Ökosystemen haben, bislang unterschätzt worden. Tiere können "als Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Ergänzung des wachsenden Portfolios an naturbasierten Lösungen für den Klimawandel sein".
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