Samstag, 4. Mai 2024

Wenn der Klimawandel den Wert des Hauses mindert

Der Klimawandel hat längst begonnen - und damit auch die Gefährdung bei uns. Selbst wenn es uns (bisher) nicht ganz direkt trifft, dann doch wenigstens die Geldbeutel von Immobilienbesitzern

Frankfurter Rundschau hier  Stand:24.04.2024, Von: Lisa Mayerhofer

 „Der Klimawandel hat längst begonnen“, schreibt der Gesamtverband der Versicherer (GDV) im Naturgefahrenreport 2023. Mit dem Klimawandel nehmen Naturgefahren und Wetterextreme dramatisch zu, warnen die Versicherer. Auch Deutschland müsse sich auf mehr und intensivere Dürren, Hitzewellen, Stürme, Hagel, Starkregen und Überschwemmungen einstellen. Diese können auch teilweise Häuser stark in Mitleidenschaft ziehen.

Dem GDV zufolge haben Sturm, Hagel, Blitz und Überschwemmungen im ersten Halbjahr 2023 in Deutschland versicherte Schäden in Höhe von 1,9 Milliarden Euro verursacht. Davon entfielen 1,4 Milliarden Euro auf Schäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetriebe und weitere 500 Millionen Euro auf die Kraftfahrtversicherung.

Studie: Fluten beeinflussen Wert einer Immobilie im Umkreis von 150 Kilometern
Wer ein Haus kaufen möchte, sollte deshalb vorher auch abklären, wie hoch die Risiken durch Naturkatastrophen oder andere Umwelteinflüsse sind, die die Immobilie treffen können. Am präsentesten sind dabei wohl die massiven Schäden, die Überschwemmungen und Fluten durch Starkregen angerichtet haben – wie beispielsweise dieses Jahr in Lilienthal oder im Sommer 2021 im Ahrtal. Bei der Ahrtal-Katastrophe starben 135 Menschen, 9.000 Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Viele Betroffene wurden von den Fluten überrascht.

„Starkregen trifft jeden“, warnt Andreas Becker, Abteilungsleiter für Klimaüberwachung beim Deutschen Wetterdienst (DWD), gegenüber dem Handelsblatt. Und das wohl auch häufiger: Starkregenfälle mit Gewittern kommen nämlich laut Becker nicht mehr nur alle 20 Jahre, sondern schon alle fünf bis zehn Jahre vor.

Das hat auch Auswirkungen auf den Wert einer Immobilie: Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung legt nahe, dass die Immobilienangebote in einem Umkreis von 150 Kilometern um eine Flut um bis zu sieben Prozent sinken – obwohl die Häuser nicht direkt betroffen waren, berichtet das Handelsblatt.

Doch nicht nur die räumliche Nähe zu einer vorvergangenen Flut spielt eine Rolle, auch die zeitliche Distanz: Zehn Jahre nach einer Überflutung verschwänden die Preisabschläge wieder, sagte Sven Bienert, Professor für Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft, dem Handelsblatt, aber das sei trügerisch, denn das statistische Risiko bleibe unverändert. Wer eine konkrete Immobilie erwerben möchte, sich aber wegen etwaiger Risiken unsicher ist, kann die von der jeweiligen Kommune veröffentlichte Flutrisikokarte zu Rate ziehen.

Hagel und Sturm: „Die immer größeren Hagelkörner machen den Versicherungen Sorgen“
Eine weniger medial präsente, aber noch häufigere Gefahr durch Unwetter sind Sturm und Hagel. Diese verursachen mit die meisten Schäden. Der GDV beziffert diesen im Jahr 2022 auf 2,7 Milliarden Euro. Durch den Klimawandel lasse sich in Deutschland zwar keine Häufung von Sturm und Hagel erkennen, aber: „Die immer größeren Hagelkörner machen den Versicherungen Sorgen“, sagt Meteorologe Michael Kunz dem ZDF.

Es gebe im Gebäudebereich bestimmte Aufbauten, die relativ schadensanfällig seien. „Das sind zum Beispiel Photovoltaikanlagen. Da wird schon hinter den Kulissen diskutiert, ob man die in Zukunft überhaupt noch versichern kann.“ Auch von Hagelschäden betroffen sind Fassaden und Dachziegel.

Und wo gibt es die meisten Hagelschäden? Auskunft dazu gibt der Hagelatlas von Deutschlands zweitgrößtem Kfz-Direktversicherer, der Verti Versicherung AG (Verti). Diese hat ausgewertet, wie häufig Hagelschäden an Autos in den einzelnen Bundesländern 2023 vorkamen. Klar, dabei geht es um Autos und nicht um Häuser – einen Anhaltspunkt liefert der Hagelatlas aber trotzdem.

Demnach ist Bayern bei Hagelschäden Spitzenreiter, gefolgt von Hessen und Baden-Württemberg. Der Süden Deutschland dürfte auch deshalb mehr betroffen sein, weil im Mittelgebirgsraum und in Alpennähe mehr Gewitter mit Hagel vorkommen. Hagelstürme unterschiedlicher Intensität können aber laut Verti prinzipiell überall im Land auftreten.

Immobilienbesitzer können sich zwar gegen Unwetterschäden mit den entsprechenden Versicherungen eindecken – doch diese können je nach Lage und Umstände sehr teuer werden. Der Stress und Aufwand mit den Schäden durch Naturkatastrophen bleibt den Hausbesitzern natürlich trotzdem.

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