Die Boomer gehen innerhalb von wenigen Jahren millionenfach (15 Millionen) in Rente und müssen selbst versorgt werden. Das fängt gerade erst an weh zu tun. Daraus muss in den kommenden Jahren zwangsläufig eine Überforderung der nachfolgenden Generationen resultieren, denn woher soll der Ersatz kommen?
Über die Generation Z zu wettern wird chick, auch wenn es ziemlich überzogen wirkt- damit wird gerade eine kleine Nebelkerze gezündet.
Die Verteilungskämpfe haben doch schon längst begonnen, und wir wissen dass eine kleine priviligierte Gruppe es weiterhin schafft, den Löwenanteil für sich zu beanspruchen hier.
Diese Nebelkerze ist schon seit Jahrzehnten gezündet.
Die Frage ist: Warum muss die Wirtschaft trotz massiv veränderter Rahmenbedingungen so weiter laufen wie bisher? Mehr dazu hier. Wäre es nicht mal an der Zeit neue Fragen zu stellen?
hier Businessinsider Romanus Otte 14 Apr 2023
Diagnose Schwindsucht: Deutschlands Wachstumskräfte schwinden dramatisch, warnen die führenden Wirtschaftsinstitute. Die Alterung der Bevölkerung, der Klima-Umbau und hohe Energiepreise schmälern das Wachstumspotenzial der deutschen Wirtschaft.
Bis 2027 wachsen die Kapazitäten in Deutschland nur noch um 0,7 Prozent pro Jahr, schreiben die Institute in einem gemeinsamen Gutachten.
Gründe seien der Mangel an Arbeitskräften, der Klima-Umbau und wenig attraktive Bedingungen für Investitionen in Deutschland. Die Politik müsse dringend umsteuern, sonst drohten zunehmend harte Verteilungskämpfe.
Die Oberfläche glänzt wieder. Eine Rezession kann die deutsche Wirtschaft wohl vermeiden. Die Schocks des Ukraine-Kriegs und der hohen Energiepreise scheint das Land ebenso abzuschütteln wie zuvor die lähmende Corona-Pandemie. Die Prognosen für die Konjunktur drehen wieder ins Plus. Doch unter dieser Oberfläche kündigt sich eine neue, weit gefährlichere Krise an: Deutschlands Wachstumskräfte schwinden dramatisch. Das Potenzial für das mittelfristige Wachstum habe sich in kurzer Zeit halbiert, warnen die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute in einem gemeinsamen Gutachten. Deutschland droht ein wirtschaftlicher Niedergang.
Das Produktionspotenzial wachse bis 2027 nur noch um jahresdurchschnittlich 0,7 Prozent. „Die Wachstumsrate liegt damit gut 0,6 Prozentpunkte unter dem Mittel seit dem Jahr 1996“, schreiben die Ökonomen. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) errechnet nur noch ein Wachstumspotenzial von 0,4 Prozent ab 2027. Und das nach Jahrzehnten, in denen die Kapazitäten im Durchschnitt recht stabil um 1,3 Prozent gewachsen waren. Diagnose: Schwindsucht.
„Deutschland steht ein schwieriges Jahrzehnt bevor, das mehr als bislang durch Verteilungskonflikte geprägt sein wird“, sagt IfW-Vizepräsident Stefan Kooths.
bei einem gleichzeitigen Trend zu kürzeren Arbeitszeiten
bremst das Wachstum stark ein.
Weder der Kapitalstock noch die Produktivität wachsen ausreichend stark, um die alte Dynamik zu halten. Für Deutschland ein dramatischer Befund.
Darum ist das Produktionspotenzial so wichtig
Im Wirtschaftswachstum eines Landes spiegeln sich zwei Entwicklungen. Da ist zum einen die eher langfristige Entwicklung des Produktionspotenzials. Sie wird wesentlich durch drei Faktoren bestimmt: Wie viel wird gearbeitet, gemessen am Arbeitsvolumen; wie viel Maschinen, Technik und Infrastruktur stehen zur Verfügung, gemessen am Kapitalstock; und wie hoch ist die Produktivität. Das Potenzial beschreibt dann die mögliche Wirtschaftsleistung eines Landes, wenn es alle Kapazitäten voll nutzt....
Um diesen Wachstumspfad geht es den Ökonomen: „Im Zuge des demografischen Wandels schwinden die Wachstumskräfte in Deutschland deutlich. Lag die jährliche Wachstumsrate über mehrere Jahrzehnte recht stabil bei 1,3 Prozent, schmilzt sie bereits mittelfristig auf weniger als die Hälfte“.
Die Alterung der Gesellschaft ist nicht nur wichtige Ursache der Wachstumsschwäche, sondern sie verschärft auch ihre Folgen. „Zugleich werden die Ansprüche an den Staatshaushalt über die sozialen Sicherungssysteme zunehmen, denn die Zahl der Versorgungsempfänger wird steigen. Weil zudem die erwerbsaktive Bevölkerung schrumpft, verschärfen sich die Verteilungskonflikte“, heißt es im Gutachten. Stefan Kooths drückt es so aus:
„Weniger Menschen müssen künftig
unter schwierigeren Rahmenbedingungen in Deutschland
Wohlstand erwirtschaften.
Gleichzeitig nimmt die Anzahl derer zu,
die im Alter Ansprüche an die Sozialkassen erheben,
ohne nennenswert zu deren Finanzierung beizutragen,
vor allem im Gesundheits- und Rentensystem.“
Skeptisch sind die Ökonomen hinsichtlich der Erwartung, dass der Umbau der Wirtschaft Richtung Klimaneutralität neue Wachstumskräfte freisetzt. „Die Dekarbonisierung wird das Wachstum auf absehbare Zeit weiter belasten, weil ein zunehmender Teil der Investitionen – sowohl in Sachkapital als auch für Forschung und Entwicklung – zum Umbau der Produktionsmöglichkeiten hin zu weniger Treibhausgasemissionen gebunden werden wird. Dementsprechend geringer fällt der Kapazitätsaufbau aus. Dies schmälert für sich genommen auf Jahre hinaus die Konsummöglichkeiten.“ Kooths: „Ein Wirtschaftswunder lässt sich auf diese Weise nicht herbeiführen.“
Umso wichtiger sei es, „die verbleibenden Wachstumskräfte zu stärken“. Dies habe die Politik versäumt.
einmal nicht mit akutem Krisenmanagement beschäftigt war,
hat sie die angebotspolitischen Zügel weitgehend schleifen lassen“,
kritisieren die Ökonomen.
Geeignet seien „Maßnahmen, die die Arbeitsleistungen, Investitionen und unternehmerische Aktivität attraktiver machen“. Arbeitsanreize nähmen zu, wenn Beschäftigten vom Bruttoeinkommen netto mehr bleibt. Die Ökonomen fordern daher niedrigere Steuern und Abgaben. Zumindest sollten sie nicht noch erhöht werden. „Sowohl Steuern als auch Sozialversicherungsbeiträge treiben bei den Arbeitseinkommen einen Keil zwischen Brutto und Netto“.
Die Ökonomen verweisen auf eine zumindest zeitlich parallele Entwicklung: „Konnten die Beschäftigten zu Beginn der 1970er Jahre noch über 75 Prozent ihrer Bruttolöhne verfügen, waren es zuletzt weniger als 68 Prozent. Im selben Zeitraum ist die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit je Beschäftigten um rund 30 Prozent gesunken“. Der Brutto-Netto-Keil beeinflusse auch die Attraktivität Deutschlands für die dringend benötigten Fachkräfte aus dem Ausland.
Auch Investitionen hängen an Fachkräften
Ein zentraler Baustein, um den absehbaren Rückgang des Arbeitsvolumens zumindest zu bremsen, sei die Heraufsetzung des Regelrenteneintrittsalters. Nur so lasse sich die Anhebung der Rentenbeitragssätze oder der Steuerzuschüsse ins Rentensystem entgegenwirken. „Für das Arbeitsangebot ergäbe sich somit eine doppelte Dividende“.
Die Ökonomen weisen darauf hin, dass das Fachkräftepotenzial eines Landes auch ein wichtiger Faktor für Investitionsentscheidungen ist. Daneben müsse der Staat für eine moderne Infrastruktur im Verkehr, in der Kommunikation und der Hochschulbildung sorgen.
Nicht nur für Beschäftigte, auch für die Investitionen seien die Steuern und Abgaben von großer Wichtigkeit. „Nach gängigen Berechnungen gilt Deutschland im Bereich der Unternehmensbesteuerung als ein Hochsteuerland“, mahnen die Ökonomen. Angesichts einer schwindenden Standortattraktivität „ist ein weiteres Anziehen der Steuerschraube der falsche Weg.“
hier Katja Belousova und Tine Kugler 07.02.2024Fachkräftemangel: Geburten statt Zuwanderung?
Wo die AfD irrt
Deutschland solle mehr auf Geburten statt Zuwanderung setzen, um dem Fachkräftemangel beizukommen. Das fordert die AfD immer wieder. An der Machbarkeit gibt es berechtigte Zweifel.
Woher sollen Deutschlands Fachkräfte kommen, wenn die Bevölkerung immer älter wird? Diese Frage ist zentral für den Fortbestand des Wirtschaftsstandorts Deutschland - darüber sind sich Politik und Wirtschaft einig.
Uneinigkeit herrscht bisweilen bei der Antwort. Schon die Große Koalition setzte auf Zuwanderung und legte dafür Gesetze zur Fachkräfteeinwanderung vor - die Ampel-Regierung hält an diesem Kurs fest.
Die AfD jedoch, aktuell zweitstärkste Partei in bundesweiten Umfragen, hat dazu ganz eigene Ansichten.
Mehr Geburten statt Zuwanderung in Arbeitsmarkt?
"Wir setzen nicht auf Zuwanderung, sondern wir setzen auf ein organisches Wachstum aus der eigenen Gesellschaft heraus", fasst Stefan Möller, AfD-Landeschef in Thüringen, die Position im Interview mit ZDF frontal zusammen. Frauen in Deutschland sollen laut AfD also mehr Kinder gebären, dann wäre keine Zuwanderung in den Arbeitsmarkt nötig.
"Wir erleben es seit mehr als 50 Jahren, dass wir weniger Kinder bekommen als wir bräuchten, um unsere Bevölkerung konstant zu halten. Das jetzt einfach umzudrehen, das stelle ich mir sehr schwer vor", entgegnet die "Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer.
Ein Blick in die Statistik
Ein Blick auf die Statistik unterstreicht ihre Skepsis: "Damit die Bevölkerung eines Landes - ohne Zuwanderung - nicht schrumpft, müssten in hoch entwickelten Ländern rein rechnerisch etwa 2,1 Kinder je Frau geboren werden", heißt es auf der Webseite des Statistischen Bundesamts.
Und auf Anfrage von ZDF frontal ergänzt die Behörde, dass selbst durch einen "raschen Anstieg" der Geburtenrate auf 2,1 Kinder je Frau "die Zahl der Menschen im Erwerbsalter ohne die Nettozuwanderung kontinuierlich sinken" würde.
2022 lag die Geburtenziffer pro Frau in Deutschland bei 1,46. Die AfD fordert "eine aktivierende Familienpolitik", um diese Zahl zu erhöhen. Stefan Möller will dabei konkret "das Kinderkriegen und auch die Erziehung, die Fürsorge für Kinder finanziell entlasten".
"Phänomen in allen entwickelten Ländern"
Als Positivbeispiel nennt Möller dabei Ungarn, das die "Gebären statt Zuwandern"-Doktrin unter Viktor Orban bereits länger verfolgt. Doch auch hier verraten die Zahlen: Die Geburtenrate lässt sich in entwickelten Ländern durch solche Maßnahmen nur bedingt steigern. In Ungarn ist die Geburtenrate im vergangenen Jahrzehnt zwar gestiegen - liegt aktuell aber bei "nur" rund 1,5 Geburten pro Frau und stagniert auf diesem Wert.
"Das ist kein Phänomen, was wir nur in Deutschland erleben. Das erleben wir in allen entwickelten Ländern, dass mit der Zeit der Wunsch nach Kindern einfach zurückgeht", erklärt Monika Schnitzer mit Blick auf die Geburtenrate.
Ausbau der Kinderbetreuungsplätze
Auch einen anderen Aspekt gilt es zu bedenken: Deutlich mehr Geburten pro Frau dürften dazu führen, dass Mütter dem Arbeitsmarkt weniger zur Verfügung stehen. Schon jetzt arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit als Männer.
Um dem entgegenzuwirken, bräuchte es einen massiven Ausbau der Kinderbetreuungsplätze. Doch wie soll das in einer Branche funktionieren, in der schon jetzt Fachkräftemangel herrscht und überwiegend Frauen arbeiten? Vor allem ohne Zuwanderung und mit mehr Geburten pro Frau? Und woher sollen die zusätzlich benötigten Hebammen, Pfleger und Ärztinnen kommen? Die Antworten darauf bleibt die AfD schuldig.
Mehr Geburten wirken sich erst nach Jahren aus
Gleichzeitig gibt Monika Schnitzer zu bedenken: "Selbst wenn wir es jetzt schaffen, dass die jungen Menschen wieder motiviert sind, mehr Kinder zu bekommen, dann wird sich das erst in 15, 20 Jahren auswirken." In dieser Zwischenzeit werden aber besonders viele Babyboomer in Rente gehen.
Stefan Möller erklärt ZDF frontal, dass diese Zeit vor allem durch Fortschritte in der Digitalisierung oder durch die Nachqualifizierung etwa von Menschen ohne Schulabschluss überbrückt werden könnte.
Beides hält auch Wirtschaftswissenschaftlerin Schnitzer für sinnvoll - aber unzureichend. "Das sind alles Möglichkeiten, die uns helfen werden. Aber der Bedarf an bestimmten Berufen und Tätigkeiten ist so groß, dass es hier gar nicht ausreichen wird. Denken wir an den Pflegebereich, denken wir an die Krankenhäuser." Daher lautet ihr Fazit:
Wenn wir mehr Arbeit bei uns haben wollen, mehr Arbeitskräfte haben wollen, dann wird das am Ende nur über Zuwanderung gehen.
Statistik: Erwerbspersonenpotenzial wird schrumpfen
Die Statistik gibt ihr Recht. "Wenn die stark besetzten Jahrgänge in den kommenden rund 15 Jahren aus dem Erwerbsalter ausscheiden, wird das Erwerbspersonenpotenzial bis Mitte der 2030er-Jahre schrumpfen", schreibt das Statistische Bundesamt auf Anfrage von ZDF frontal.
Die Behörde bilanziert: "Ohne Nettozuwanderung würde es sich alleine bis 2040 um rund neun Millionen Menschen verringern.
Um diese Verluste abzufangen, müssten zwischen 2022 und 2040 per Saldo jährlich etwa 490.000 Menschen im Alter zwischen 20 und 66 Jahren nach Deutschland zuwandern.
Spiegel hier 30.09.2023
Neue Studie: Weltweiter Fachkräftemangel gefährdet Erreichen der Klimaziele
Der »grünen Wirtschaft« werden in wenigen Jahren sieben Millionen Fachkräfte fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie. Der Personalmangel hat demnach auch Folgen für das Klima.
Wer installiert Solarmodule? Wer wartet Windkraftanlagen? Um die Wirtschaft klimafreundlicher zu gestalten, sind Fachkräfte notwendig. Und die fehlen laut einer neuen Studie.
Demnach bräuchte es weltweit zum Jahr 2030 rund sieben Millionen Fachkräfte, um die nötigen Maßnahmen zum Erreichen der internationalen Klimaziele umzusetzen – doch die Expertinnen und Experten sind nicht in Sicht. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Boston Consulting Group (BCG), die der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« vorliegt. Die zu erwartenden Verzögerungen bei der Umsetzung von Klima- und Energieprojekten könnten demnach einen Temperaturanstieg von 0,1 Grad Celsius zur Folge haben.
Das Ziel, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, könne »damit in noch weitere Ferne rücken«, sagt Studienautorin Janina Kugel der Zeitung. »Es wird beim Thema Klimaschutz unheimlich viel über Infrastruktur, Finanzierung, Technologie und Innovation gesprochen. Dass zur Umsetzung auch Fachkräfte benötigt werden, wird hingegen bislang nicht genug mitgedacht.«
»Auch im Ausland rekrutieren«
Den Berechnungen zufolge könnten bis zum Jahr 2030 allein in Deutschland 400.000 Stellen im Bereich der »grünen Wirtschaft« unbesetzt bleiben, heißt es in der Studie. Neben Installateuren oder technischem Personal droht ein Engpass auch bei Forschung und Entwicklung für Solar- und Batterietechnologien.
»In jedem Falle müssen wir auch im Ausland rekrutieren«, sagte Johann Harnoss, Co-Autor der Studie, der Zeitung. Notwendig seien globale Aus- und Weiterbildungskooperationen, vor allem mit Ländern des Globalen Südens, in denen die Arbeitslosigkeit hoch sei. Die Studie geht davon aus, dass 40 Prozent der Arbeitskräfte nur in geringem Maße weiterqualifiziert werden müssten.
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