Dienstag, 28. Januar 2025

Europa ist der sich am schnellsten erwärmende Kontinent der Welt - was bedeutet das ?

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Deutschlandfunk Johannes Kaiser | 09.11.2022

Die Menschheit droht unterzugehen, ändert sie nicht ihre Haltung zum traditionellen Modell des Wirtschaftswachstums. Statt dem Fortschritt weiter zu huldigen, gilt es, die Widerstandsfähigkeit aller Systeme zu stärken, so der Ökonom Jeremy Rifkin.

Es ist wohl nicht übertrieben, Jeremy Rifkins neuestes Werk als sein Opus Magnum zu bezeichnen. In ihm greift der Ökonom noch einmal alle Themen auf, die ihn in den letzten 40 Jahren umgetrieben haben: vom verhängnisvollen Fleischverbrauch über die Förderung erneuerbarer Energien und die Wasserstoffrevolution bis zum Internet der Dinge.

In aller Ausführlichkeit stellt er seine Thesen nun in den Dienst seiner jüngsten Forderung nach einem Zeitalter der Resilienz. Er geht in seiner Argumentation bis ins Mittelalter zurück, zitiert frühe Naturwissenschaftler und Technikerfinder. Das ist bisweilen arg ausführlich und etwas ermüdend, ist aber wahrscheinlich der Geschichtsvergessenheit seiner Landsleute geschuldet.

Abkehr vom falschen Wirtschaftsmodell

Die weit ausholende Rückschau soll erklären, warum die Menschheit seit 500 Jahren einem falschen Wirtschaftsmodell folgt. Er nennt es das ‚‚Zeitalter des Fortschritts“. Effizienz ist sein Leitgedanke.

Die Wirtschaft will immer mehr Gewinn in immer kürzerer Zeit erzielen, die Ausbeutung und den Verbrauch natürlicher Ressourcen optimieren, und strebt nur nach materiellem Reichtum. Doch je effizienter wir wirtschaften, so Rifkin, desto größer sind die Schäden der Natur. Das Artensterben hat bedrohliche Ausmaße angenommen und der Klimawandel droht mit immer größeren Katastrophen.

Das „Zeitalter des Fortschritts“ sei gescheitert. Statt uns die Natur zu unterwerfen, ginge es jetzt darum, uns der Natur anzupassen. Jüngste Forschungsergebnisse zeigten, dass der Mensch selbst ein Ökosystem ist, das sich ein Leben lang erneuert. In und mit uns leben Milliarden an Mikroben, Bakterien, Viren. Wir sind auf sie angewiesen. Biologische Uhren steuern uns. Wir sind selbst ein Stück Natur.

Kreisläufe und Anpassungsfähigkeiten

Die Wirtschaftswissenschaften müssten umdenken und sich an die Natur anpassen. Der Kapitalismus habe – so Rifkin – in seiner heutigen Form keine Überlebenschance.

Digitale Netzwerke werden an seine Stelle treten: statt Eigentum Zugang, statt Käufer und Verkäufer Anbieter und Nutzer. Kreislaufwirtschaft ist angesagt und Anpassungsfähigkeit an die Natur. Dann wird das Wirtschaftssystem resilient, also widerstandsfähig.

Rifkins Argumentation ist nicht immer widerspruchsfrei. Nachdem er das Effizienzdenken heftig kritisiert und das Bruttosozialprodukt als falsche Maßeinheit für Wirtschaftswachstum gegeißelt hat, argumentiert er mit beidem in einem Plan für eine resiliente amerikanische Infrastruktur:

Der würde zu einer Verdoppelung der Arbeitseffizienz und einem Zuwachs der Bruttoinlandproduktion führen. Ein wenig überzeugendes Zugeständnis an das traditionelle Wirtschaftsdenken.

Und mehr Demokratie!

Bleibt noch der Umbau der Demokratie angesichts der zunehmenden Politikverdrossenheit der Bürger. Sie wird man nur um Mitmachen gewinnen, gibt man ihnen auf lokaler Ebene mehr Mitspracherechte.

Rifkin fordert eine Peerocracy, das heißt mehr direkte Beteiligungsmöglichkeiten der Bürger. Dann haben resiliente Projekte eine Chance. Man kann Rifkins Einsichten und Vorschlägen nur viele Leserinnen und Leser wünschen.


Handelsblatt hier Katharina Kort 27.01.2025

Energie: „Bis 2050 werden die meisten Dämme und Deiche zusammengebrochen sein“

Der Energieexperte Jeremy Rifkin glaubt nicht an einen Stopp der Erderwärmung. Warum wir Menschen deshalb zu Nomaden werden, China Hoffnung macht – und er auch unter Trump an die USA glaubt.

Jeremy Rifkin: Der Energieexperte geht davon aus, dass die Hydrosphäre die Erde gerade grundsätzlich verändert. „Wir können das Wasser nicht mehr an uns anpassen, sondern müssen uns ans Wasser anpassen“, sagt der Berater und Bestseller-Autor Jeremy Rifkin. Nach Tausenden von Jahren, in denen der Mensch das Wasser domestiziert hat, sei es Zeit umzudenken. „Es ist die Hydrosphäre, die mit ihren Fluten, Regengüssen und Trockenheiten uns bestimmt und nicht umgekehrt.“

Rifkin spricht mit dem Handelsblatt über neue Lösungen: eine Renaissance der Zisternen, ein Wasser-Internet, Mega-Migrationen und Pop-up-Städte. Er erklärt, warum Europa und China am besten auf die neue Welt vorbereitet sind und was das mit Religion zu tun hat.

Für Rifkin steht fest: „Was jetzt passiert, ist, dass die Hydrosphäre den Planeten wieder verwildert. Sie bestimmt, wo neue Ökosysteme entstehen und wohin die Lebensformen emigrieren werden. Die Idee, dass wir das kontrollieren können, ist lächerlich.”


Lesen Sie hier das ganze Interview:

Herr Rifkin, in Ihrem Buch fordern Sie, dass sich die Menschheit an das Wasser anpassen muss und nicht umgekehrt, weil sich die Erde aufheizt und es keine Umkehr mehr gibt. Was bedeutet das für uns Menschen?

Die Europäische Umweltagentur sagt, dass Europa der sich am schnellsten erwärmende Kontinent der Welt ist. Wir müssen innehalten und wirklich darüber nachdenken, was das bedeutet. Die Klimarisiken bedrohen die Energiesicherheit, die Ökosysteme, die Infrastruktur, die Wasserressourcen und die finanzielle Stabilität. Das ist der Punkt, an dem wir stehen. Wir befinden uns nicht im Jahr 1990. Wir haben jetzt das Jahr 2025. Auch Deutschland erlebt Überschwemmungen, Dürreperioden und Hitzewellen. Wir müssen umdenken auf unserem „Planet Aqua“.....


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