Dienstag, 28. Januar 2025

Konflikte um Ressourcen sind vorprogrammiert

 Frankfurter Rundschau hier  Die Kolumne „Gastwirtschaft“ von Jan Dreier.

Dieser Planet reicht nicht aus: Ausbau der Biomasse wird uns ruinieren

Wie die industrielle Bioindustrie die Hungersnot intensiviert. Die Bioökonomie fördert großflächigen Landverbrauch, was zur Verdrängung lokaler Gemeinschaften, zur Abholzung von Wäldern und zum Verlust biologischer Vielfalt führen kann. Oftmals kommt es zu Landraub und Menschenrechtsverletzungen.

Bild: siehe hier

Die Bioökonomie wird dennoch als Allheilmittel für Landwirtschaft und Klimaschutz gehandelt: weg von fossilen Rohstoffen hin zu einer Wirtschaft, die auf biologischen Materialien beruht.

Biomasse reicht in dieser Welt nicht aus: Landwirte protestieren

Klingt erstmal gut. Doch im Rahmen des „Global Forum for Food and Agriculture“ (GFFA) letzte Woche in Berlin zeigten junge Bäuerinnen und Bauern aus aller Welt den mehr als 60 Agrarminister:innen die Grenzen auf: Wenn ein Übergang zur Bioökonomie nicht mit einer grundlegenden Veränderung unserer zerstörerischen Lebensweise einhergeht, dann wird sie nichts weiter sein als eine Scheinlösung, die die globalen Ungleichheiten sogar noch verschärft. Auf der Erde ist nicht annähernd genug Biomasse vorhanden, um das bisherige Konsumverhalten mittels Bioökonomie aufrechtzuerhalten. Dafür bräuchten wir mehr als nur einen Planeten.


Der Durst nach Land
von einer auf Profitmaximierung ausgerichteten Bioökonomie
ist unstillbar

schreibt unser Kolumnist


Konflikte um Ressourcen sind vorprogrammiert.
Der Durst nach Land von einer auf Profitmaximierung ausgerichteten Bioökonomie ist unstillbar und führt schon jetzt zur Vertreibung hunderttausender Menschen: Von Indigenen Völkern, die vertrieben werden für Zuckerrohrplantagen für sogenanntes Bioplastik. Von Bäuerinnen und Bauern, die im Weg sind, wenn auf tausenden von Hektar Mais für Biotreibstoffe angebaut wird. Doch statt ein Ende solcher Menschenrechtsverletzungen in Aussicht zu stellen, verkünden Agrarindustrie und G20-Staaten, dass genau diese Geschäftsfelder weiter ausgebaut werden sollen.

Recht auf Nahrung muss gewahrt werden

Die menschenrechtlichen Fortschritte der letzten Jahre drohen verloren zu gehen. Gerade für junge Menschen ist es überall auf der Welt extrem schwierig, Land zu halten oder zu erwerben – auch wegen des gewaltigen Landverbrauchs der industriellen Bioökonomie. Für die jungen Bäuerinnen und Bauern ist das nicht hinnehmbar. Sie forderten in Berlin: Keine biobasierte Wirtschaft ohne Wahrung des Rechts auf Nahrung! Land für Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und Indigene und Anbau für den Teller statt für den Tank oder die Industrie.

Der Autor ist Referent für das Recht auf Nahrung bei der Menschenrechtsorganisation FIAN

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