Öko-Asphalt aus Pilzen
Wer Straßen bauen will, braucht Bitumen. Dieses Bindemittel wird jedoch aus Erdöl hergestellt. Forscher haben nun eine umweltfreundliche Alternative entwickelt: aus Pilzmyzel.
Fahrradwege, Parkplätze und Straßen in Dänemark könnten bald mit umweltfreundlichen Pilzen bedeckt sein. Das dänische Biotech-Start-up Visibuilt hat ein auf Fermentation basierendes, erneuerbares Bindemittel für Straßenbeläge entwickelt, das aus dem Myzel von Pilzen gewonnen wird. Das Kopenhagener Unternehmen hat gerade 1,3 Millionen Euro vom BioInnovation Institute in Dänemark erhalten, um das Produkt zur Marktreife zu bringen.
Traditionell wird Bitumen verwendet, um Kies und Sand zu binden und unsere Straßen zu bauen. Es wird jedoch durch die Destillation von Erdöl hergestellt. Einem von der International Bitumen Emulsion Federation veröffentlichten Bericht zufolge wurde der weltweite Verbrauch von Bitumen im Jahr 2022 auf rund 120 Millionen Tonnen geschätzt. Visibuilt hat es nun geschafft, den fossilen Brennstoff durch die wurzelartige Struktur von Pilzen zu ersetzen.
Die Gründerin von Visibuilt und Food-Tech-Unternehmerin Line Kloster Pedersen kam auf die Idee, Straßen aus Pilzen zu bauen, als sie im Wald über mit Myzelien bedeckte Pfade lief. Mit Hilfe eines Holzfäulepilzes aus den dänischen Wäldern begann Pedersen mit der Herstellung eines Myzelbindemittels. Da neue Straßen in Europa rund 30 Prozent recycelten Asphalt enthalten sollen, um umweltfreundlicher zu werden, musste Pedersen wissen, ob das Myzel auch in Gegenwart von altem Bitumen wachsen kann. Innerhalb von sechs Monaten hatte sie ein Bindemittel, das sie patentieren lassen konnte.
Energieeffizienter als Bitumen
Die Gruppe stellt das Material her, indem sie das Myzel zu einem Substrat hinzufügt, was es als Nahrung nutzt, bevor es in einen Bioreaktor gegeben wird. Das Bindemittel wird dann an ein Asphaltwerk geschickt, wo es mit Steinen und recyceltem Asphalt vermischt wird.
VisiBIT ist energieeffizienter als Bitumen. Um Bitumen herzustellen, muss Rohöl bei 400 Grad raffiniert werden. Um als Bindemittel zu funktionieren, muss das Bitumen dann bei 165 Grad gehalten werden, damit es in einem leimartigen Zustand bleibt und nicht fest wird. Im Gegensatz dazu ist für die Herstellung von visiBIT keine zusätzliche Hitze erforderlich. »Wir können die Beläge bei Raumtemperatur herstellen«, betont Pedersen. »Das ist im Straßenbau wirklich einzigartig.«
Eine Straße mit visiBIT wird auf die gleiche Weise wie mit Bitumen verlegt. Während Bitumen jedoch innerhalb eines Tages abkühlt und aushärtet, dauert es bei visiBIT zwei Wochen, bis die Straße vollständig ausgehärtet ist, da das lebende Myzel Zeit braucht, um ein maschenartiges Netz um den Zuschlagstoff zu bilden. Sobald dies abgeschlossen ist, stoppt das visiBIT-Team das Wachstum des Myzels.
Dies ist nicht der erste umweltfreundliche Bitumenersatz. Im Jahr 2022 verwendete ein niederländisches Unternehmen Lignin aus Elefantengras (Miscanthus giganteus), um Bitumen in Straßen zu ersetzen. Lignin ist der Klebstoff, der Pflanzenfasern zusammenhält. Außerdem verwendete das französische Bauunternehmen Colas im Jahr 2021 Harz aus Kiefern sowie Pflanzenöl, um Bürgersteige herzustellen.
Visibuilt hat jetzt einen Vertrag mit dem größten Asphalthersteller in Skandinavien unterzeichnet. Bis 2026 soll visiBIT auf Fahrradwegen und Parkplätzen eingesetzt werden.
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