Sonntag, 12. Januar 2025

Deutliche Worte von Rückversicherer Munich Re: "Klimawandel zeigt Krallen"

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BR  hier  Von Tobias Brunner  am 09.01.2025

Schäden durch Naturkatastrophen

Hurrikane, Überschwemmungen, Wirbelstürme: Im vergangenen Jahr haben Naturkatastrophen laut einem Bericht der Munich Re weltweit Schäden in Höhe von 320 Milliarden Dollar angerichtet. Am härtesten traf es Nordamerika – doch auch Bayern war betroffen.

Wenn die Munich Re ihren jährlichen Naturkatastrophenbericht veröffentlicht, äußert sich der Rückversicherer für gewöhnlich eher zurückhaltend. Doch für 2024 haben auch die Münchner Forscherinnen und Forscher drastische Worte gewählt - der Bericht ist dieses Mal mit: "Der Klimawandel zeigt Krallen" überschrieben.

Die Welt werde heißer, das bringe schwere Gewitter, starke Wirbelstürme und Überschwemmungen mit sich. 2024 löst demnach das bisher heißeste Jahr 2023 ab, die Temperaturen lagen im globalen Schnitt um 1,5 °C über denen der vorindustriellen Zeit.

Je stärker die Naturkatastrophe, desto teurer wird auch die Versicherung
Die Munich Re dokumentiert seit Jahrzehnten die Naturkatastrophen rund um den Globus. Der Konzern hat dafür eine eigene Abteilung mit dutzenden Forscherinnen und Forschern aufgebaut. Diese sind in allen relevanten Fachgebieten wie Meteorologie, Geophysik, Hydrologie oder Informatik spezialisiert. Ihr jährlicher Bericht wird auch in Fachkreisen beachtet.

Der Konzern investiert in die Forschung, weil immer extremeres Wetter dazu führen kann, dass Menschen sich Versicherungen gegen mögliche Schäden gar nicht mehr leisten können. In manchen Regionen der Welt wie Florida ist das sogar heute schon der Fall.

Bayern: Schäden durch Hochwasser im Juni 2024
Insgesamt 320 Milliarden US-Dollar an Schäden hat der Rückversicherer für das vergangene Jahr registriert. Zum Vergleich: Der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahren lag bei 236 Milliarden Dollar. Vieles davon ist nicht durch Versicherungen abgedeckt, dennoch belief sich die versicherte Summe auf 140 Milliarden Dollar – das drittteuerste Jahr überhaupt für die Branche.

Für Deutschland und die angrenzenden Länder beziffert der Versicherer den Schaden auf insgesamt neun Milliarden Dollar. Viele werden die schweren Überschwemmungen in Bayern und den Nachbarländern von Anfang Juni noch im Gedächtnis haben: Nach starken Regenfällen stiegen die Pegel der Flüsse immer weiter, Dämme brachen und ganze Orte wurden überschwemmt. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) entstanden hierbei in Bayern und Baden-Württemberg rund zwei Milliarden Euro an versicherten Schäden.

Studien: Naturkatastrophen werden durch Klimawandel stärker
"Der Klimawandel ist nicht mehr nur etwas Abstraktes, er ist hier und heute", bilanziert Tobias Grimm, Chef-Klimatologe der Munich Re. Zur Begründung führt er sogenannte "Attributionsstudien" an: Dabei werden mithilfe von Wetter- und Klimamodellen einzelne Naturkatastrophen simuliert und verglichen, wie diese in einer hypothetischen Welt ohne Klimawandel abgelaufen wären. "Hier sieht man ganz klar die Veränderung", sagt Grimm.

Bei Hurrikan Helene beispielsweise, der im September den Südosten der USA traf, sei die Regenmenge um zehn Prozent größer gewesen. Denn aufgrund wärmerer Ozeane verdunste auch mehr Wasser. Die Folge: "Die Energie entlädt sich in stärkeren Regenfällen."

60 Prozent aller Schäden in Nordamerika
Helene war nach Angaben des Klimaforschers neben Hurrikan Milton im Oktober die gravierendste Wetterkatastrophe. Auch deshalb entfielen auf Nordamerika mit 190 Milliarden Dollar rund 60 Prozent aller Schäden.

Europa kam im selben Zeitraum auf 31 Milliarden Dollar, was knapp zehn Prozent entspricht. Hier traf es vor allem Spanien rund um Valencia. Bei extremen Überschwemmungen wurden viele Häuser zerstört und Autos mitgerissen. Mindestens 200 Menschen kamen dabei ums Leben.

Weltweit starben im vergangenen Jahr rund 11.000 Menschen aufgrund von Naturkatastrophen, was deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre von 17.500 lag.

Munich Re: Mehr Prävention gegen Naturkatastrophen nötig
Aus all diesen Zahlen folgt ein Appell der Munich Re: "Die Gesellschaften müssen sich für stärkere Wetterkatastrophen wappnen", sagt Thomas Blunck, Vorstandsmitglied des Rückversicherers. Die Menschen müssten ein besseres Risikobewusstsein entwickeln, wo es gefährlich ist, zu bauen und zu leben. Dies sei auch Aufgabe der Politik. Denn, so ergänzt Chef-Klimatologe Grimm: "Wir müssen damit rechnen, dass die Schäden weiter zunehmen werden."



Deutschlandfunk  hier  09.01.2025

Rückversicherer - Münchener Rück: Klimawandel befeuert Naturkatastrophen-Bilanz


Wirbelstürme, schwere Gewitter und Überschwemmungen haben im vergangenen Jahr nach Berechnungen der Münchener Rück weltweit Schäden von 320 Milliarden Dollar angerichtet.

Das waren knapp zwölf Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus einer Bilanz des Unternehmens hervorgeht. Damit sei 2024 das drittteuerste Jahr seit 1980 gewesen.
Vorstandsmitglied Blunck führte die großen Schäden auf den Klimawandel zurück. Dessen zerstörerische Kräfte würden immer offensichtlicher. Der leitende Klimaforscher der Münchener Rück, Grimm, sagte, bei 26 von 29 untersuchten Ereignissen sei der Einfluss des Klimawandels 2024 nachweisbar gewesen.
Die teuerste Naturkatastrophe in Europa waren demnach die Überschwemmungen in der Region Valencia. Sie hätten Schäden in Höhe von elf Milliarden Dollar verursacht. 4,2 Milliarden waren versichert.


Geo hier  
Meinung  Peter Carstens  9.1.25

"Klimawandel zeigt Krallen": Wir sollten auf die Warnung der Versicherer hören

Immer größere Risiken

In ungewöhnlich scharfer Form warnt der weltgrößte Rückversicherer Munich Re vor den Risiken eines ungebremsten Klimawandels. Die Katastrophe von Los Angeles gibt ihm recht
Es hätte kaum einen besseren Zeitpunkt geben können: Mitten in die Bilder und Nachrichten vom Flammeninferno in Los Angeles purzelt jetzt eine dringende Warnung von Munich Re. Der weltweit größte Rückversicherer versichert sozusagen die Risiken der Versicherer. Naturkatastrophen haben demnach im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von 320 Milliarden US-Dollar verursacht, von denen nur 140 Milliarden versichert waren.

Zum Vergleich: Im Jahr 2023 beliefen sich die Schäden auf "nur" 268 Milliarden. Gemessen an den versicherten Schäden sei das Jahr 2024 das drittteuerste seit 1980 gewesen, teilt der Konzern mit. "Der Klimawandel zeigt Krallen", betitelt der Rückversicherer seine Pressemitteilung. Und: "Die Welt wird heißer, starke Wirbelstürme, Schwergewitter und Überschwemmungen sind die Folge." Allein der Hurrikan "Helene" forderte 2024 nicht nur 200 Tote, sondern hinterließ in Florida, Georgia und North Carolina Verwüstungen im Gegenwert von 56 Milliarden US-Dollar.

Extreme Trockenheit begünstigt die verheerenden Brände in Los Angeles
In Kalifornien sind nun bei den Feuern, die durch ungewöhnliche Trockenheit und starke Winde begünstigt werden, mindestens fünf Menschen gestorben, allein in Los Angeles sollen Berichten zufolge schon knapp 2000 Häuser verbrannt sein. Dabei ist die US-Metropole, gemessen an den Opferzahlen, bislang noch glimpflich davongekommen: Im Taifun Yagi starben im September 2024 auf den Philippinen, in Teilen von China, Vietnam und Myanmar ungefähr 850 Menschen.

"Den Preis für schlimmere Wetterextreme zahlen alle, aber besonders die Menschen in kaum versicherten Ländern und mit weniger öffentlicher Finanzkraft für einen raschen Wiederaufbau", sagt Munich-Re-Chefklimatologe Tobias Grimm. Die Weltgemeinschaft müsse endlich handeln und Wege finden, die Widerstandskraft der besonders gefährdeten Länder zu stärken.

Eine ungewöhnlich drastische, fast schon politische Botschaft eines Versicherungskonzerns.
Wir sollten auf sie hören, zumal Studien gezeigt haben, dass die ökonomischen Schäden des Klimawandels weit höher sind als die Kosten für konsequenten Klimaschutz. Denn anders formuliert bedeutet der Appell: Menschen werden – sofern sie mit dem Leben davonkommen – auf Kosten für Schäden sitzen bleiben, die sie nicht zu verantworten haben.

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