Montag, 6. Januar 2025

Beim Tegelwippen wird um die Wette Boden entsiegelt

hier Utopia


Tegelwippen: Kennst du diesen Trend?


Beim Tegelwippen werden aus gepflasterten Flächen Blumenbeete. In den Niederlanden ist das Tegelwippen ein beliebter Wettbewerb zwischen Städten, der für die Umwelt viel Gutes bringt.

Beim Tegelwippen wird um die Wette Boden entsiegelt. Angefangen hat das „Fliesenlösen“, so die deutsche Übersetzung, 2020 als ein Wettbewerb zwischen den niederländischen Städten Amsterdam und Rotterdam: Welche Gemeinde kann mehr Pflastersteine durch Blumenbeete und Grünflächen ersetzen? 

Ziel des Wettbewerbs ist es, den ökologischen Problemen entgegenzuwirken, die mit dem hohen Grad an Bodenversiegelung in urbanen Räumen einhergehen. 
Was ist Tegelwippen?
Das niederländische Tegelwippen ist ein Wettbewerb, der seit 2020 jährlich stattfindet. Dabei konkurrieren Städte und Gemeinden darum, möglichst viele Pflastersteine zu entfernen und durch Grünflächen zu ersetzen. Ziel dieser Initiative ist es, urbane Gebiete klimaresilienter zu gestalten und die Biodiversität zu fördern.

Der Wettbewerb beginnt jedes Jahr am 21. März und endet am 31. Oktober. Teilnehmende Kommunen und Privatpersonen können ihre Fortschritte online dokumentieren, indem sie die Anzahl der entfernten Steine melden. Die Stadt oder Gemeinde mit den meisten entfernten Steinen pro 1.000 Einwohner:innen erhält am Ende die „Goldene Fliese“ als Auszeichnung.

Seit dem ersten Wettbewerb haben Hunderte weitere Gemeinden und Städte in den Niederlanden am Tegelwippen teilgenommen und dabei insgesamt über 14 Millionen Pflastersteine und Platten entfernt.

Das Tegelwippen soll dazu beitragen, städtische Gebiete besser an den Klimawandel anzupassen. Indem der Boden entsiegelt wird, kann das Regenwasser besser versickern, können Hitzeinseln reduziert und Lebensräume für verschiedene Pflanzen- und Tierarten geschaffen werden. Die Maßnahme kann somit auch zur Entwicklung von sogenannten Schwammstädten beitragen. 

Warum das Tegelwippen gut für die Umwelt ist
Tegelwippen ist eine Maßnahme gegen den hohen Grad an Bodenversiegelung in Städten. Bodenversiegelung bedeutet, dass der Boden so abgedeckt oder befestigt wird, dass nur noch wenig bis gar kein Wasser in den Untergrund eindringen kann. Gleichzeitig wird der Austausch von Gasen zwischen Boden und Luft stark eingeschränkt, erklärt das Umweltbundesamt. Darunter leidet die Bodenqualität. Bodenversiegelung betrifft sowohl Flächen, die mit Gebäuden bebaut sind, als auch offene Bereiche, die mit Beton oder Asphalt versiegelt wurden, zum Beispiel Straßen und Gehwege. 

 Von Adriana Jodlowska 27. Dezember 2024  hier

Stadtplanung und Wohlbefinden
Wieso Stadtplanung über dein Wohlbefinden entscheidet – jeden Tag
Der Lebensraum Stadt wird in Zeiten der Urbanisierung immer wichtiger. Je nachdem, wie die Stadt gebaut ist, kann sie unser Wohlbefinden steigern oder senken. Daher ist es an der Zeit, Stadtplanung im Einklang mit der menschlichen Gesundheit neu zu denken.

...Ein wissenschaftliches Team des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) untersuchte insgesamt 919 europäische Städte im Hinblick auf Umweltqualität, CO2-Emissionen und Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit – zum Beispiel, wie sehr sich ein bestimmtes Stadtmodell im Sommer aufheizt. 

Ergebnisse der Studie klären auf und überraschen gleichzeitig
.....
Als energetisch am effizientesten zeigten sich dicht besiedelte Städte, in denen zum Beispiel Dienstleistungen aller Art für die Bewohner:innen schnell zugänglich sind. Das Fazit der CO2-Bilanz zeigt also: Je dichter die Stadt besiedelt ist, desto weniger CO2 stoßen ihre Bewohner:innen aus. In grünen Städten steigt der CO2-Ausstoß pro Kopf unter anderem durch längere Wege zum Friseursalon oder zum Supermarkt. Auch Güter brauchen länger, um in die Stadt zu gelangen. Jedoch ist die Luft hier am saubersten und im Sommer wird die Stadt nicht zu einer Hitzefalle....

Bodenversiegelung ist nicht nur kritisch, weil die Herstellung von Beton und Asphalt enorm ressourcenintensiv ist. Versiegelte Böden verschärfen auch die Folgen des Klimawandels in Städten, da sie die natürliche Versickerung von Regenwasser verhindern, wodurch es häufiger zu Überschwemmungen kommt. Zudem tragen sie zur Entstehung von Hitzeinseln bei, da versiegelte Flächen Wärme speichern und die Umgebungstemperatur erhöhen. Dadurch wird das städtische Mikroklima belastet, was insbesondere während Hitzewellen die Lebensqualität und Gesundheit der Bewohner:innen beeinträchtigt. 

Was kannst du zum Bodenschutz tun?

Auch in Deutschland ist die Bodenversiegelung ein Problem, sind doch laut dem Umweltbundesamt aktuell 45 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland versiegelt. Daher findet das Tegelwippen auch in einigen deutschen Städten bereits Anklang. So soll das Tegelwippen an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz ab März 2025 als Studierendenprojekt etabliert werden.

Gibt es noch keine entsprechende Initiative in deiner Gemeinde oder Stadt, kannst du im eigenen Garten schauen, welche Flächen sich entsiegeln lassen. Du kannst darüber nachdenken, gepflasterte Terrassen, Parkflächen oder Gehwege von Steinen und Platten zu befreien.baumscheibe bepflanzen

Bist du auf einige gepflasterte Flächen angewiesen, gibt es neben dem Entsiegeln auch andere Möglichkeiten, den Boden zu schützen und zu verbessern. Der Verzicht auf synthetische Pestizide und Kunstdünger ist zum Beispiel wichtig, um Bodenversalzung und Bodenversauerung zu vermeiden. 


hier  Antonia Scheurer | 25. Juni, 2024

Positive Anreize für Entsiegelung schaffen

“Tegelwippen” in den Niederlanden: Immer mehr Grünflächen ersetzen Pflastersteine

In den Niederlanden wird die Goldene Fliese verliehen an die Stadt, die die meisten Pflastersteine “gewippt” und durch Grünflächen ersetzt hat.

Die Niederlande schaffen positive Anreize fürs Entsiegeln. Jedes Jahr werden unzählige Flächen in verschiedenen Städten im ganzen Land entsiegelt. Beim “Tegelwippen” wird die Stadt oder Gemeinde mit der Goldenen Fliese prämiert, die die meisten Ziegel in Grünfläche verwandelt hat.

Die Idee des “Tegelwippens”

Angefangen hat die Aktion laut ORF im Jahr 2020 als Wettbewerb zwischen den beiden Städten Amsterdam und Rotterdam. Die Kreativagentur Frank Lee hat das Tegelwippen in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv “Dus Wat Gaan Wij Doen” ins Leben gerufen. Im Folgejahr nahmen bereits 81 Städte und Gemeinden an dem landesweiten Entsiegelungs-Kontest teil.

Inzwischen werden in den ganzen Niederlanden Ziegel gewippt. Städte und Gemeinden, aber auch Privatpersonen können teilnehmen und ebenfalls etwas gewinnen. Im vergangenen Jahr nahmen 50 Prozent der niederländischen Gemeinden teil. Die 173 Gemeinden haben erfolgreich mehr als 4,5 Millionen Steine ersetzt, so entstanden neue Blumenbeete oder Rasenflächen, es wurden Fassaden begrünt und Bäume gepflanzt – und das auf einer Fläche von ungefähr 82 Fußballfeldern.

Der positive Anreiz wirkt: Im Jahr 2022 wurden im Vergleich noch “nur” 2,8 Millionen Pflastersteine entfernt. Jahr für Jahr beteiligen sich mehr niederländische Gemeinden am Tegelwippen. Dadurch kühlen die Stadtzentren ab und werden verschönert. Die neuen Grünflächen fördern außerdem den Artenschutz und Wasser kann besser versickern, wodurch das Risiko für Überschwemmungen sinkt.

Positive Anreize inspirieren

Um bei der Aktion möglichst schnell und möglichst viele Fliesen zu entfernen, werden die Teilnehmer:innen kreativ: Die Plattform Stad+Groen berichtet beispielsweise von Nachbarschaftsaktionen, Fliesentaxis, die den Schutt wegtransportieren, und zahlreichen Gartenumgestaltungen. Für Tipps und Tricks bei der Entsiegelung gibt es in manchen Gemeinden sogar bereits Tegelwippen-Trainer:innen.

Es gibt verschiedene Sieger:innen bei der Aktion, so werden Einzelpersonen ausgezeichnet, die besonders viele Steine entfernt haben, Gemeinden können gewinnen, entweder, wenn sie in absoluten Zahlen oder pro Kopf die meisten Fliesen entsiegelt haben. Für die Gewinner:innen gibt es dann die “Goldene Fliese” oder eine “Goldene Schaufel”.

Was als Marketing-Aktion begann, hat sich inzwischen zu einer erfolgreichen Klima- und Umweltschutzaktion entwickelt, die vom Infrastrukturministerium der Niederlande und der Initiative Ons Water unterstützt wird und andere Länder inspirieren kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen