hier Futurezone Véronique Fritsche 5.1.25
Batterien von Elektroautos: Experten beobachten unerwartetes Phänomen
Viele Fahrer*innen hält vom Umstieg auf Elektroautos vor allem ein Faktor ab, nämlich der oftmals deutlich höhere Preis für die Fahrzeuge im Vergleich zu Verbrennern.Doch einer neuen Studie zufolge könnte sich dies womöglich bald ändern. Zumindest was die Kosten für das bisher teuerste Bauteil der Stromer angeht – die Batterie.
Elektroautos: Batterien werden immer günstiger
So zeigt eine Studie von BloombergNEF, dass der durchschnittliche Preis für Lithium-Ionen-Batteriepacks so stark gesunken ist wie seit sieben Jahren nicht mehr. Die Expert*innen vermuten, dass dies bald dazu führen wird, dass die Kosten für Elektroautos und Verbrenner sich immer mehr angleichen.
In konkreten Zahlen bedeutet das, dass die Kosten für Batterien von Elektroautos im Jahr 2024 auf 115 US-Dollar pro Kilowattstunde gesunken sind. In Zukunft könnte diese Entwicklung noch weiter Fahrt aufnehmen. So heißt es bei BloombergNEF: „Der schneller als erwartete Rückgang deutet darauf hin, dass die Preise für Elektrofahrzeuge bereits im Jahr 2026 auf ein ähnliches Niveau wie für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor fallen könnten.“
Dann soll der Preis für die Batterien nämlich unter 100 US-Dollar pro Kilowattstunde fallen, was in Wirtschaft und Industrie als wichtige Marke gilt. Dem Bericht zufolge wurde diese auf dem chinesischen Markt bereits erreicht. Dort liegen schon jetzt die durchschnittlichen Preise für batteriebetriebene Elektroautos unter denen für benzinbetriebene Fahrzeuge.
Elektroautos sind in China billiger als Benziner
Die Gründe dafür sehen die Expert*innen vor allem in der enormen Produktion Chinas. „Dies übte einen Abwärtsdruck auf die Batteriepreise aus. Kleinere Hersteller werden von ihren größeren Konkurrenten herausgefordert und unter Druck gesetzt, die Zellenpreise zu senken und die Margen zu kürzen, um Marktanteile zu gewinnen“, wie es in der Studie heißt.
Hält dieser Trend an, könnten 2030 könnte die Preise für die Batterien sogar unter 70 US-Dollar pro Kilowattstunde fallen. Doch wer jetzt schon von extrem günstigen Elektroautos träumt, sollte sich nicht zu früh freuen. Denn die Expert*innen machen auch klar:
„Ein Überangebot an Elektrofahrzeugbatterien wird wahrscheinlich nicht zur Norm werden. EV-Zellen sind stärker vom Autoverkaufsvolumen abhängig, wodurch Produktion und Versand an die Anzahl der ausgelieferten Fahrzeuge gebunden sind.“
Zudem sorgen Änderungen in der Politik für zusätzliche Unsicherheiten hinsichtlich der Aussichten des Erfolgs von Elektrofahrzeugen und damit auch für die Zukunft der Batteriepreise. BloombergNEF zieht dabei explizit die politischen Entscheidungen in Deutschland als Beispiel heran.
Politik hat großen Einfluss auf Preise
„In Europa haben Regierungen, darunter Frankreich und Deutschland, die Subventionen für Elektrofahrzeuge früher als erwartet gekürzt“, schreiben die Expert*innen. Sie fügen hinzu, dass dies dazu geführt habe, „dass Lobbyarbeit betrieben wird, um sowohl die kurzfristigen CO2-Ziele für Fahrzeuge als auch den längerfristigen Plan, den Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren auslaufen zu lassen, zu lockern.“
Auch in den USA können die fallende Preise von Elektroauto-Batterien bald dem Ende entgegengehen. Denn der wiedergewählte und künftige Präsident Donald Trump hat damit gedroht, 60 Prozent Zölle auf Importe aus China und 10 bis 20 Prozent Zölle auf Importe aus anderen Ländern zu erheben. „Der Umgang mit sich ändernden Tarifsystemen bleibt eine zentrale Herausforderung für Batterielieferanten und -kunden“, so BloombergNEF.
Quelle: BloombergNEF
Standard hier 7. Jänner 2025
Lithium-Keramik-Akku soll nach fünf Minuten Laden 300 Kilometer Fahrt erlauben
Das taiwanische Unternehmen Prologium erzielt laut TÜV-Untersuchung in nur neun Monaten eine massive Verbesserung bei seiner Technologie
Schon länger arbeitet das taiwanische Unternehmen Prologium an einem neuen Akku auf Lithium-Keramik-Basis. Dieser nutzt anstelle des üblicherweise aus einem Polymer bestehenden Trennfilms Keramik. Das ermöglicht die Verwendung verschiedenster Materialien zur Verbesserung von Ladeleistung und Energiedichte insbesondere im Hinblick auf Solid-State-Akkus. Also Akkus, bei denen anstelle eines flüssigen Elektrolyts ein Feststoff zum Einsatz kommt, was auch in puncto Sicherheit große Vorteile bietet.
Die in Arbeit befindliche Large-Footprint Lithium Ceramic Battery (LLCB) hat dabei beachtliche Fortschritte vorzuweisen. Schon im Dezember testete Prologium neue Prototypen gemeinsam mit dem deutschen TÜV Rheinland. Der bescheinigte dem Akku eine Energiedichte von 359,2 Wattstunden pro Kilogramm. Zum Vergleich: Typische Lithium-Ionen-Akkus, wie man sie auch in E-Autos findet, liegen üblicherweise bei 200 bis 240 Wh/kg. Das Ergebnis stellt eine Verbesserung in der Größenordnung von 11,9 Prozent binnen lediglich neun Monaten dar. Bei der Energiedichte liegt man damit um bis zu 80 Prozent über den immer beliebter werdenden Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP) und auch deutlich über Nickel-Mangan-Cobalt-Batterien (NMC).
In fünf Minuten für 300 Kilometer laden
Laut TÜV ist auch sicheres Schnellladen gewährleistet. Binnen fünf Minuten ließ sich der Prototyp von fünf auf 60 Prozent Ladestand bringen. Laut Hersteller entspricht dies bei einer Vollumsetzung in einem Auto einer Reichweite von 300 Kilometern. Damit sei man im Hinblick auf Tankstopps konkurrenzfähig mit Verbrennern. 8,5 Minuten dauert das Aufladen auf 80 Prozent.
Neue Akkus mit beeindruckenden Laborergebnisse tauchen freilich immer wieder auf. Dieser hier steht allerdings kurz vor seiner industriellen Kommerzialisierung. Prologium, das auch zu den Partnern des deutschen Autobauers Mercedes gehört, hat nach eigenen Angaben mehr als 12.000 Testbatterien an interessierte Autobauer geliefert. Im taiwanischen Taoyuan steht bereits eine "Gigafactory", also eine Fabrik in einer Größenordnung, die die Fertigung von Akkus mit einer Gesamtkapazität von über einer Gigawattstunde pro Jahr erlaubt. Sie hat heuer den Betrieb aufgenommen.
Gigafactory in Frankreich
Im Mai hat man außerdem ein Forschungszentrum in Paris eröffnet. Dazu soll außerdem eine weitere Gigafactory in Dunkerque entstehen. Hier wurden die Hearings bereits abgeschlossen, derzeit läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung. Man hofft, bald eine Baugenehmigung zu erhalten, damit im Frühjahr der Spatenstich erfolgen kann. Die ersten Akkus könnten dann 2027 vom Band laufen.
Je nach Materialkonfiguration ist in Zukunft auch eine deutliche Steigerung der Energiedichte denkbar. Kombiniert man eine ultradünne Lithiumschicht mit einem Feststoffelektrolyt sowie einer Lithium-freien Kathode, dann sind laut Hersteller auch Werte von über 500 Wh/kg erreichbar. Der weitgehend automatisierte Herstellungsprozess wird auch als hocheffizient beworben. Die Yield-Rate der Testproduktion liegt demnach bei 99,9 Prozent. Nur einer von 1000 hergestellten Akkus muss demnach aufgrund von Beschädigungen oder Produktionsfehlern verworfen werden. (gpi, 7.1.2025)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen