Donnerstag, 9. September 2021

"Klöckner schützt Interessen der Forstlobby statt den Wald"

 24 Matins.de   hier

Deutsche Wälder sollen besser an Klimawandel angepasst werden

Wälder in Deutschland sollen nach Plänen des Landwirtschaftsministeriums bis 2050 besser an den Klimawandel angepasst werden. "Unser Wald ist der wichtigste Klimaschützer, Hort der biologischen Vielfalt, Arbeitgeber und Erholungsort – er ist ein Multitalent", sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung der Waldstrategie 2050. Diese Funktionen sollten für kommende Generationen erhalten werden....

Kritik kam hingegen von Naturschutzorganisationen. Klöckner erweise dem Wald einen “Bärendienst”, erklärte Olaf Bandt, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz. Sie schütze “lieber die kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen der Forst- und Holzlobby statt den Wald”. Von einer ökologischen Waldwende fehle jede Spur.

Greenpeace bezeichnete die Strategie als “Bankrotterklärung”. Klöckner ignoriere, dass für echten Klimaschutz weniger Bäume gefällt und mehr Wald geschützt werden müsse, erklärte Gesche Jürgens von der Organisation. In Deutschland müssten mindestens 15 Prozent der Wälder konsequent geschützt werden.

Auch die Opposition im Bundestag kritisierte den Strategieplan. Der Union fehle ein überzeugendes Konzept, wie klimastabile und naturnahe Waldökosysteme geschaffen werden könnten, erklärte der Grünen-Politiker Harald Ebner. Klöckner verschleppe den flächendeckenden Waldumbau. Die Linke warf der Ministerin “fehlende Ernsthaftigkeit” vor. Die Strategie helfe weder dem Wald noch der Gesellschaft, die gesunde Wälder brauche, erklärte die Linken-Politikerin Kirsten Tackmann.


Kommentar BUND zu Waldstrategie 2050  hier

"Bundesagrarministerin Julia Klöckner erweist mit der Waldstrategie 2050 dem deutschen Wald einen Bärendienst. Die Klimakrise setzt dem Wald mit Dürren, Hitze und Stürmen immer stärker zu. Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. Wälder, die durch zu intensive Forstwirtschaft, falsche Baumartenwahl und Schadstoffeinträge bereits jahrzehntelang gelitten haben, sterben teils großflächig ab. Wir müssen mit unserem Wald dringend schonender umgehen. Eine ökologische Waldwende ist angesichts der Waldkrise überfällig dringender denn je geboten. Doch Agrarministerin Klöckner schützt lieber die kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen der Forst- und Holzlobby statt den Wald.
Von einer ökologischen Waldwende fehlt in der neuen Strategie jede Spur. Das überrascht nicht, denn die Ministerin hat nicht einmal den Versuch unternommen, sie mit anderen Ressorts wie etwa dem Umweltministerium abzustimmen. Es gab keinen breiten zivilgesellschaftlichen Prozess zur Entwicklung einer echten Zukunftsvision. Angesichts des massiven Waldsterbens ist das ein schweres Versäumnis."

Hintergrund: Zur Waldstrategie 2050 hatten Umweltverbände nur die Möglichkeit, sich im Oktober 2019 und Januar 2020 zum allgemeinen Rahmen einzubringen sowie zu einem ersten Entwurf im April 2021 kurzfristig Stellung zu nehmen. Diesen Entwurf hatten der BUND und andere große Naturschutzorganisationen abgelehnt und einen von BMEL und BMU gemeinsam moderierten Dialog- und Arbeitsprozess gefordert. Unter Beteiligung aller relevanten Akteure sollte in einem solchen Prozess die künftige Ausrichtung der Waldpolitik in Deutschland grundsätzlich erörtert und neu ausgerichtet werden, so die Forderung der Verbände.

Der BUND fordert eine ökologische Waldwende, dazu gehören: die Ausweisung von Naturwäldern ohne forstliche Nutzung auf mindestens zehn Prozent der Waldfläche, ein behutsamer Umgang mit den Wirtschaftswäldern, ökologische Mindeststandards im Bundeswaldgesetz, ein Einschlagstopp für hundert Jahre alte Laubwälder in öffentlicher Hand und eine angemessene Anerkennung der Gemeinwohlleistungen von Wäldern.


Spiegel hier

»Wälder sind mehr als Holzfabriken«Schulze wirft Klöckner Verstoß gegen Koalitionsvertrag vor

Eigentlich wollten Union und SPD gemeinsam eine Waldstrategie entwickeln. Nun stellt Landwirtschaftsministerin Klöckner sie allein vor. Umweltministerin Schulze ist verärgert – und prophezeit eine Änderung nach der Wahl.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen