hier 26.7.25
Elektroautos: Weltweite Zulassungen steigen im ersten Halbjahr 2025 stark
Im ersten Halbjahr 2025 wurden weltweit fast sechs Millionen reine Elektroautos zugelassen. Weit vorn liegen die Verkäufe in China und Europa. Doch die europäischen Autohersteller geraten weiter unter Druck.
Weltweit steigen die Zulassungen von Elektroautos wieder schneller. Im ersten Halbjahr waren es mehr als 5,9 Millionen rein batteriebetriebene Stromer (BEV), wie eine Analyse der Unternehmensberatung PwC zeigt. Das sind 37 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im schwachen Gesamtjahr 2024 hatte der Absatz nur um gut 14 Prozent zugelegt.
Ein starkes Wachstum des E-Auto-Marktes sieht PwC besonders in Europa. Dort wurden 1,2 Millionen Elektroautos verkauft – ein Rekord für ein erstes Halbjahr und ein Plus von 25 Prozent. Dazu dürfte auch Druck durch die verschärften CO₂‑Flottengrenzwerte beigetragen haben. Damit gemeint sind Vorgaben der EU-Kommission, wie viel Kohlendioxid die von einem Hersteller abgesetzten Neuwagen im Schnitt höchstens ausstoßen dürfen. Diese Werte sind in diesem Jahr gesunken und sollen ab 2035 bei null liegen – das ist das faktische Aus für neue Verbrenner-Pkw. Betrachtet man die europäischen Länder einzeln, kommt Deutschland mit 249.000 BEVs derzeit wieder auf den weltweiten Platz drei.
Dennoch verliert der Kontinent als Elektroautomarkt weiter an Bedeutung, weil andere Märkte wie China noch schneller wachsen. Peking kann seine Dominanz weiter ausbauen. Dort steigen die Neuzulassungen um 47 Prozent auf gut 3,7 Millionen BEVs.
»Von dieser enormen Dynamik profitieren die deutschen Autobauer kaum», heißt es dazu von PwC. »Im ersten Halbjahr setzten sie in China 32 Prozent weniger BEVs ab als im gleichen Zeitraum 2024.« Allerdings hätten sie gleichzeitig in Europa deutlich zugelegt.
Wenig Wachstum in den USA
Platz drei der weltweiten Märkte hinter China und Europa nehmen die USA ein. Mit 592.000 Neuzulassungen gibt es dort aber nur ein vergleichsweise schwaches Wachstum von sieben Prozent.
Trotz der guten Zahlen in Europa sei für die deutschen Hersteller »unklar, wie die Transformation tatsächlich aussieht«, sagt Felix Kuhnert von PwC. »Setzt man komplett auf eine Technologie oder weiterhin mit dem Verbrenner und dem Elektroauto auf zwei parallele Pfade mit entsprechenden Kosten und Innovationserwartungen?»
Auch Experten empfehlen, die guten Zahlen in Deutschland nicht überzubewerten. Es laufe derzeit nur »auf den ersten Blick« gut, sagte Constantin Gall, Autofachmann bei der Beratungsfirma EY, kürzlich. Zum einen seien es in erster Linie Gewerbetreibende, die E-Autos kauften, Privatleute bevorzugten nach wie vor »eindeutig« Verbrenner.
Das Umweltbundesamt fordert deshalb eine Förderung von E-Autos auch für einkommensschwache Haushalte. »Wir brauchen endlich eine Förderung beim E-Auto-Kauf für die rund 30 bis 40 Prozent der Haushalte mit den geringsten Einkommen«, sagte UBA-Präsident Dirk Messner der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. »Ohne solch eine Förderung fährt die E-Mobilität in die Sackgasse und wird zur Provokation für diejenigen, die sich das nicht leisten können«, sagte er. Die deutschen und europäischen Hersteller müssten »erschwingliche Autos anbieten, sonst steigen die Menschen auf chinesische E-Autos um, wenn der Sprit durch die CO2-Bepreisung teurer wird als der Strom«, erklärte Messner.
Vorsicht vor Abhängigkeiten
Experten sorgen sich zudem um Abhängigkeiten, hauptsächlich von asiatischen Märkten. »Seltene Erden und Materialien wie Lithium sind die Grundlagen der Elektromobilität und entwickeln sich zunehmend zur strategischen Achillesferse Europas«, sagt Jörn Neuhausen von der zu PwC gehörenden Beratung Strategy&.
Die europäischen Regierungen und die Automobilindustrie müssten dringend »zusammenarbeiten und eine vorausschauende Rohstoffstrategie etablieren«, mahnt er. »Neben dem Aufbau eigener Wertschöpfungsketten in Europa kommt es auf die Diversifizierung der bestehenden Bezugsquellen an, um Abhängigkeiten zu reduzieren und die Nachfrage langfristig zu sichern.«
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