Nach dem überragenden Experteninterview von gerade eben noch etwas "Kleines" aus den tiefen Populismus- Abgründen der Realpolitik . Politik - "Auch wenn die offiziellen Stellungnahmen anders sind". Im Prinzip lohnt es sich gar nicht, sich mit diesem Unsinn zu beschäftigen.
Eher was Bayern-gemäßes eben....
Im Text eingebettet ist übrigens das Video der Söder-Challange von Marc-Uwe Kling
BR hier Von Petr Jerabek 21.2.25
Zeitnah und ohne große Kosten könnte Deutschland laut Ministerpräsident Söder drei Atomkraftwerke reaktivieren – nach "Ansicht von Experten". Betreiber widersprechen, Baden-Württemberg fragt nach Söders Quellen. Die bleiben auf Nachfrage ungenannt.
Symbolbild Atommeiler
Neue KI-Rechenzentren und zunehmende Elektromobilität – dafür braucht Bayern laut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dringend mehr Energie. "So viel wie noch nie", betonte Söder vergangene Woche nach einer Kabinettsitzung. Sein Lösungsvorschlag: Rückkehr zur Atomkraft. Die drei 2023 stillgelegten Atommeiler müssten reaktiviert werden, um für mindestens zehn weitere Jahre Netz- und Stromstabilität zu garantieren. In ihrem gemeinsamen Bundestagswahlprogramm plädieren CDU und CSU für eine Prüfung, ob eine erneute Inbetriebnahme "unter vertretbarem technischem und finanziellem Aufwand noch möglich ist".
Laut Söder kann die Reaktivierung "zeitnah erfolgen", trotz gegenteiliger Aussagen der AKW-Betreiber.
"Auch wenn die offiziellen Stellungnahmen anders sind, ist es nach Ansicht aller unserer Experten, auch nach dem bayerischen Umweltminister (...), in diesem und im nächsten Jahr jederzeit möglich", betonte der Ministerpräsident. "Und die Kosten sind auch nicht sehr groß."
Forderung an Söder: Quellen offenlegen
Dabei ginge es um die Atomkraftwerke Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg. Der Betreiber von Isar 2 bekräftigte jedoch mit Blick auf Söders Äußerung: "Für Preussen Elektra ist der Weiterbetrieb von Isar 2 kein Thema mehr. Der Rückbau hat begonnen, und die Anlage ist damit praktisch nicht mehr reaktivierbar." Auch EnBW, Betreiber von Neckarwestheim 2, bezeichnet den "Rückbau-Status" als "praktisch gesehen irreversibel".
Die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) zeigte sich vergangene Woche im SWR erstaunt über Söders Äußerung, schließlich gebe eine klare Aussage der bisherigen AKW-Betreiberfirmen. "Wenn Markus Söder Gegenteiliges gehört haben will, dann soll er bitte seine Quellen offenlegen."
Staatskanzlei und Ministerien verweisen gegenseitig aufeinander
BR24 hat bei der Bayerischen Staatskanzlei angefragt: Auf welche Quellen beruft sich der Ministerpräsident? Die Staatskanzlei verweist auf die Ressortzuständigkeit und leitet die Anfrage an das Wissenschaftsministerium weiter. Dieses bittet um Verständnis, "dass wir zu internen Gesprächen der Staatsregierung keine Auskunft geben können". Eine Reaktivierung der zuletzt abgeschalteten AKWs sei aber grundsätzlich möglich. Das hätten "verschiedene Experten" öffentlich erklärt. "Auch das fachlich zuständige Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz als Atomaufsichtsbehörde vertritt diese Einschätzung."
Ein Sprecher des Umweltministeriums teilt mit, grundsätzlich seien Stilllegung und der begonnene Rückbau von Isar 2 reversibel. Die Abschätzung des finanziellen Aufwands für eine Wiederinbetriebnahme sei nicht Aufgabe der Atomaufsicht.
Auch beim für Energie-Fragen zuständigen Wirtschaftsministerium ist auf Anfrage nichts zu erfahren. Welche Kenntnisse hat Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) über Expertenaussagen, Kosten und Zeitpläne für eine Reaktivierung? Ein Sprecher teilt mit, die Anfrage sei "zuständigkeitshalber" an das Umweltministerium und die Staatskanzlei weitergeleitet worden.
Somit bleiben trotz Nachfragen bei drei bayerischen Ministerien und Staatskanzlei die Experten ungenannt.
Aiwanger: Drei bis vier Jahre Dauer und Milliardenkosten
Ob sich Aiwangers Einschätzung der Lage in den vergangenen Wochen geändert hat, lässt das Wirtschaftsministerium offen. Vor genau drei Monaten hatte der Minister auf die Frage, wie schnell Isar 2 wieder ans Netz könnte, geantwortet: "Die Einschätzung ist derzeit: drei bis vier Jahre und Kosten mehrere Milliarden Euro. Das ist jetzt die Einschätzung der Experten."
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur basierte Söders Äußerung auf einem "internen Vermerk im Umweltministerium". Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sagte vor vier Wochen dem BR, dass eine Wiederinbetriebnahme technisch vier bis fünf Jahre dauern würde. "Äußerst fragwürdig" sei eine Reaktivierung aber wegen des fehlenden Fachpersonals. Um ein Atomkraftwerk "sicher zu fahren", seien Hunderte hochqualifizierte Frauen und Männer nötig. "Das Fachpersonal steht uns in Deutschland leider nicht mehr zur Verfügung. Wir haben die Ausbildungsplätze abgebaut, wir haben die Studienplätze abgebaut."
Baden-Württemberg: "Keine Auskunft aus Bayern"
Auch das baden-württembergische Umweltministerium hebt die Personalfrage hervor. "Die Ausbildung des Personals in Kernkraftwerken ist sehr zeitaufwändig." Schichtleiter auszubilden, dauere mindestens drei Jahre. "Hinzu kommen für andere Positionen in der Organisation weitere Erfahrungszeiten." Selbst vorhandenes Personal müsste den Angaben zufolge für einen erneuten Leistungsbetrieb zunächst nachqualifiziert werden.
Auf welche Quellen sich Bayerns Ministerpräsident beruft, weiß man in Stuttgart nach wie vor nicht: "Wir haben keine Auskunft aus Bayern erhalten", sagt eine Sprecherin des baden-württembergischen Umweltministeriums dem BR. "Welche Experten Herr Söder in seinen Aussagen meint, kann unsere Atomaufsicht auch nur aufgrund von Zeitungsartikeln ungefähr vermuten."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen