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Betreff: Humanität, Völkerrecht und das christliche Gewissen der CDU
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Merz,
dies ist kein gewöhnlicher Brief. Es ist ein Appell. Eine Stimme aus der Mitte dieser Gesellschaft, die sich fragt, wie viel Scham eine Regierung, eine Kanzlerschaft, eine Partei mit dem Wort „Christlich“ im Namen eigentlich ertragen kann, bevor sie handelt.
Täglich erreichen uns Berichte aus Gaza, die das menschliche Maß überschreiten. Menschen hungern. Kinder sterben. Mütter stehen stundenlang für ein Stück Brot an.
Kardinal Pierbattista Pizzaballa, der lateinische Patriarch von Jerusalem, berichtete jüngst im Interview mit Christian Sievers sichtlich erschüttert:
„Sie haben kein Fleisch und kein Gemüse mehr gesehen – seit Monaten.“
„Es gibt lange Schlangen an den wenigen Orten, wo es noch etwas zu essen gibt.“
„Das palästinensische Volk wünscht sich ein Ende des Krieges – und ein Zuhause.“
Diese Worte sind kein politisches Statement, sie sind ein moralischer Notruf.
Und während Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit der geplanten Anerkennung Palästinas und der klaren Forderung nach einem Waffenstillstand Haltung zeigt, bleibt die Bundesregierung sprachlos, lavierend, von Symbolpolitik und Angst vor Reputationsverlust getrieben.
Es ist mehr als beschämend. Es ist eine tiefe Schande – moralisch, politisch, historisch.
Wie kann eine Bundesregierung, die sich auf das Grundgesetz beruft – in dessen Präambel das Völkerrecht unmissverständlich verankert ist –, die systematische Verletzung humanitärer Prinzipien dulden?
Wie kann ein Kanzler, der das „C“ wieder sichtbar machen will, zuschauen, wie Unschuldige zugrunde gehen, ohne wenigstens den Mut zur Mitmenschlichkeit zu zeigen?
Wie kann eine CDU, die ihre Wurzeln in christlicher Sozialethik verortet, die Stimme der Bedürftigen, Schwachen und Vertriebenen ignorieren – und stattdessen Kritik an Israel pauschal kriminalisieren, während sie schweigt zum Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung?
Es geht nicht um Parteinahme. Es geht um Parteilichkeit für das Leben.
Für das Völkerrecht. Für Mitgefühl. Für Gerechtigkeit.
Die Zeit der diplomatischen Ausflüchte ist vorbei. Jeder Tag des Zögerns kostet Leben. Jeder verweigerte Appell an beide Seiten untergräbt unsere Glaubwürdigkeit.
Ein Waffenstillstand ist keine Schwäche.
Die Anerkennung Palästinas ist keine Parteinahme gegen Israel. Und humanitäre Hilfe anstatt Waffenlieferungen ist keine Kapitulation, sondern ein Zeichen von Führung.
Herr Merz, das christliche Gewissen duldet keine Doppelmoral.
Es ist Zeit, zu zeigen, dass Deutschland nicht nur exportiert – sondern auch Haltung.
Mit nachdrücklicher Erwartung
und im Namen vieler Menschen, die sich nicht mehr abwenden wollen,
Dirk Tangemann
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