Donnerstag, 31. Juli 2025

Bodenseegürtelbahn: Raus aus dem Dieselloch

Idyllisch ist sie schon, unsere Bodenseegürtelbahn, wo werden sonst so tolle Ausblicke geboten?
Doch durch die Ein-Gleisigkeit ist sie leider viel zu störanfällig und damit unzuverlässig, insbesondere für die  Pendler. Ein Ausbau ist dringend geboten und rückt endlich in greifbare Nähe. Durch die geplanten Oberleitungen wird die Strecke eingebunden in das bestehende moderne Energie- Netz, was einen großen Vorteil für die Verbindungsvielfalt bedeutet.

hier  Fabiane Wieland

Mit dieser Entscheidung ist eine Hürde genommen

Schon lange wird um die Finanzierung für die Modernisierung der maroden Bodenseegürtelbahn gerungen. Nach Millionen-Entlastungen wurde im Bodenseekreis ein wichtiger Beschluss gefasst. Was das für das Projekt bedeutet.

Die Bodenseegürtelbahn  verbindet auf einer 60 Kilometer langen Strecke Friedrichshafen und Radolfzell.

Eingleisig, ohne Strom, unzuverlässig, marode: Wenn es um den Zustand der Bodenseegürtelbahn geht, fällt das Urteil vernichtend aus. Einig ist man sich über alle politischen Ebenen hinweg, dass die Strecke ausgebaut und elektrifiziert werden muss. Weniger Einigkeit herrschte in den vergangenen Jahren darüber, wer für das fast 650 Millionen Euro teure Projekt bezahlen soll.

Die Kosten für Ausbau und Elektrifizierung der 60 Kilometer langen Strecke zwischen Friedrichshafen und Radolfzell waren zunächst mit rund 350 Millionen Euro beziffert worden, dann auf 590 und schließlich fast 650 Millionen gestiegen. Die beiden Landkreise, die davon gemeinsam rund 140 Millionen Euro stemmen sollten, hatten sich gegen eine geforderte Beteiligung in dieser Höhe gewehrt. Zeno Danner (Konstanz) und Luca Prayon (Bodenseekreis) lehnten es ab, für weitere Planungen erneut in Vorleistung zu gehen.

„Jetzt leisten wir unseren Beitrag“

Eine Lösung deutete sich schließlich im Mai an. Das Land legte einen neuen Finanzierungsvorschlag auf den Tisch, kündigte an, mehr Geld zu investieren und die Kommunen zu entlasten. Nach dem Kreis Konstanz hat jetzt auch der Bodenseekreis dem Finanzierungsvertrag für die nächsten Planungsphasen zugestimmt. Landrat Luca Prayon sprach in der jüngsten Sitzung des Kreistags von „intensiven Verhandlungen“. Bund und Land hätten ihren Beitrag geleistet. „Jetzt leisten wir unseren.“

Wolfgang Heine vom Regionalverband Bodensee-Oberschwaben, der in dieser Funktion gleichzeitig Geschäftsführer des Interessenverbands Bodenseegürtelbahn ist, hob hervor: „Wir haben uns vor einer Dekade auf den Weg gemacht. Wenn es jetzt Realität wird und stabil funktioniert, sind wir nicht nur in einem neuen Bahnzeitalter, sondern in einer neuen Bahngalaxie.“ Das Land übernehme nun 135 Millionen Euro und trage ab der kommenden Leistungsphase 50 Prozent aller Projektkosten, die vom Bund nicht getragen werden, sowie 100 Prozent der Elektrifizierungskosten, die nicht vom Bund bezahlt werden.

Weil die Modernisierung nicht im Bundesverkehrswegeplan steht, wird sie nicht komplett vom Bund bezahlt. Das Projekt soll nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) abgewickelt werden. Der Bund übernimmt 435 Millionen Euro, auf die Landkreise kommen zusammen 79,6 Millionen Euro zu. „Das sind 60 Millionen Euro weniger als zunächst vorgesehen“, so der Direktor des Regionalverbands.

Der Kreis Konstanz trägt 40, der Bodenseekreis 60 Prozent und damit rund 48 Millionen Euro. Abzüglich der bereits investierten knapp 6 Millionen Euro kommen auf den Kreis in den nächsten zehn Jahren rund 42 Millionen Euro zu. Luca Prayon hob hervor: „Wir sind künftig außerdem bei den Kosten für die Elektrifizierung raus.“ Damit entfalle ein entscheidendes Risiko für weitere Kostensteigerungen. Der Anteil der kommunalen Seite sei zudem mit 12,3 Prozent festgeschrieben.

Günter Hornstein (CDU) bewertete positiv, dass sich das Land deutlich auf die „kommunale Seite zubewegt“ habe. „Wir sind bereit, uns der Herausforderung zu stellen“, sagte er. Als letztes verbliebenes Dieselloch seien Ausbau und Elektrifizierung dringend geboten. Elisabeth Kugel (Freie Wähler) sprach von einem „Tag der Freude“. Die harten Verhandlungen hätten Wirkung gezeigt. „Es dauert immer noch Jahre, bis wir Land sehen, aber ein wichtiger Knoten wurde jetzt gelöst.“

Frank Heimpel-Labitzke (Grüne) erklärte: „Wir beschließen einen weiteren wichtigen Schritt für die Bodenseegürtelbahn.“ Ab 2035 habe man „zuverlässigere Verbindungen in Richtung Basel und Ulm“. Vor allem Pendler, Geschäftsreisende und der Tourismus würden profitieren, aber auch Bewohner entlastet. Er machte aber auch deutlich: „Land, Landkreis und Kommunen übernehmen hier freiwillig Kosten des Bundes.“

Christoph Högel (AfD) ging auf die 12,8 Millionen Euro ein, die die beiden Landkreise bereits vorfinanziert haben. Der Fraktion sei klar, dass man kein besseres Angebot bekomme, das Land sich auf die kommunale Seite zubewegt habe. Man dürfe aber nicht vergessen, „wir finanzieren damit die Infrastruktur der Bahn – die uns nicht gehört“. Kirsten Stüble (SPD) betonte: „Nach mehr als 125 Jahren wird die Bodenseegürtelbahn endlich ins 21. Jahrhundert überführt.“ Das sei verkehrlich, ökologisch und strukturell geboten. Die Fraktion begrüße es, dass das Land auf die Kommunen zugegangen sei. „Und dennoch bleibt es ein riesiger Kraftakt.“ Dass wichtige Infrastrukturmaßnahmen von Kommunen mitfinanziert werden, bleibe problematisch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen