Montag, 28. Juli 2025

Ein offener Brief bezüglich der Marktreife von e-Mobilität

Stephan Engel  hier   auf LinkedIn

Lieber Herr Friedrich Merz,

nachdem Sie vor einigen Tagen der Elektromobilität ihre Marktreife abgesprochen und vor einer „Verengung auf Technologien, von denen wir gar nicht wissen, ob sie zu diesem bestimmten Datum alle schon so marktfähig sind“ gewarnt haben, musste ich mir heute auf dem Rückweg aus dem Sommerurlaub in der Normandie (2.500 km elektrisch) in Deutschland angekommen selbst wieder einmal ein Bild von der Situation der Elektromobilität und ihrer Marktreife verschaffen. 

Glücklicherweise lag hierfür der Ladepark Seed & Greet by Bäcker Schüren auf dem Weg. Sollten Sie vielleicht auch einmal hinfahren, gar nicht so weit entfernt vom heimischen Arnsberg und Roland Schüren würde Sie dort sicherlich gerne begrüßen.

Jedenfalls ist hier in Hilden gut zu sehen, wie Elektromobilität funktioniert und dass sie sehr wohl marktreif ist. Vielleicht funktioniert Elektromobilität anders als Sie es kennen, so muss ich nicht während des Ladens - analog zum Tanken - neben meinem Auto stehen bleiben, um auf des Abschalten der Zapfpistole zu warten, um anschließend den Tankvorgang nach dem Gang zur Kasse zu bezahlen. 

Nein, ich schließe mein Auto an die Ladesäule an, starte das Laden mit Lade- oder EC- oder Kreditkarte und gehe - etwas essen, spazieren, eine Kleinigkeit einkaufen oder - ganz banal - auf die Toilette. 

Laden funktioniert definitiv anders als Tanken, aber es funktioniert und für mich persönlich sogar besser.

Ja, aber die Rechweite sagen Sie jetzt sicherlich. Seien wir ehrlich, wer hat Spaß daran, 1.000 km am Stück im Auto zu sitzen, ohne Lenkpause ohne sich einmal kurz die Beine zu vertreten. Ich jedenfalls nicht.

Ich denke mit den aktuell verfügbaren Fahrzeugmodellen ist auch die europäische Automobilindustrie (die chinesische sowieso) in einem Bereich angekommen, der für Langstreckenfahrten mehr als ausreichend ist.

Ich fahre jetzt seit über sieben Jahren elektrisch und meine Sicht ist daher sicherlich subjektiv, aber dass die Elektromobilität - privat und gewerblich, PKW und LKW - noch nicht marktreif sei, ist einfach unwahr. 

Abschließend aber noch zu einem anderen Punkt. 

Mir als promoviertem Ingenieur und auch ehemaligem Offizier bereitet es sehr viel Sorge mitanzusehen, wie Sie und Ihre ParteikollegInnen mit Ihrer Technoligiefeindlichkeit, mit Ihrem Festhalten an der Vergangenheit, mit technologischem Stillstand, mit Ihrem Festklammern an fossilen Betriebs- und Brennstoffen unser Land und damit verbunden auch Europa, unsere Wirtschaft und unsere (Automobil-)Industrie auszubremsen versuchen. 

Ein bisschen mehr Vertrauen in die Wissenschaft, in die Innovationskraft unserer heimischen (Automobil-)Industrie und ein bisschen mehr Stolz auf das, was wir als Land und gemeinsam in Europa bei der Energiewende und damit verbunden der Elektromobilität bereits erreicht haben und noch erreichen können, würde ich mir von einem Bundeskanzler, der unser Land wieder nach vorne bringen möchte, ehrlich wünschen.

Viele Grüße

Stephan Engel

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