Samstag, 5. Juli 2025

Übrigens: Parkende Autos mit heißen Motoren heizen Städte auch nachts auf

hier  SWR      1.7.2025, Sabine Stöhr

Am Straßenrand geparkte Autos haben einen nicht zu unterschätzenden Effekt auf das Klima in Städten. Könnten mehr Parkhäuser die Lösung sein?

Innenstädte erwärmen sich besonders stark. Da sind es nachts in sehr dicht bewohnten Gebieten schon mal bis zu 10 Grad mehr. In Mainz ist es rund 6 Grad wärmer als im Umland, so eine Schätzung vom Bund für Umwelt und Naturschutz. Frische Nachtluft kommt nicht gut durch. Beton und Versiegelung heizen sich auf.

Autos und ihre gelaufenen Motoren speichern Hitze

Autos sind dabei eine Art Wärmespeicher auf vier Rädern, sagt Julian Zemke. Zemke ist Boden-Geograf an der Universität Koblenz. Dunklere Autos nehmen etwas mehr Energie aus dem Sonnenlicht auf. Die Fahrzeuge geben die Energie dann wieder in die Umgebung ab, wenn es drumherum kälter wird.

Die Umgebungstemperatur steigt dann in der Nacht. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wenn der Boden eigentlich abkühlen sollte. Parkende Autos, die tagsüber die Hitze sozusagen aufsaugen und ihre heiß gelaufenen Motoren, verstärken damit die Hitzebelastung in Städten.

Studie in Mexiko: Zehn Autos = halbes Grad mehr

Wie stark noch warme parkende Autos das Klima in engen Straßenschluchten beeinflussen war Thema einer Studie, die Forschende in Mexiko vor drei Jahren veröffentlicht haben. Das Ergebnis der Studie: Zehn geparkte Autos können dort die Temperatur in einer von Osten nach Westen ausgerichteten Straße um ein halbes Grad Celsius erhöhen. Bei einer Nord-Süd-Ausrichtung steigt die Temperatur sogar um bis zu gut anderthalb Grad.

Noch zu wenige Untersuchungen - aber Lösungen

Der Effekt dabei ist jedoch stark abhängig von der Bebauung und dem Wind. In engen Straßenschluchten staut sich die Wärme besonders. Die Forschenden aus Mexiko plädieren für vertiefende Untersuchungen in weiteren Studien. Es gebe noch zu wenige. Dafür gibt es aber schon Lösungen: Autos lassen sich ja bewegen.

Der große Vorteil ist natürlich, dass Autos bewegliche Objekte sind. Das heißt hier kann ich mit wenig Aufwand im Grunde Hitzespeicher aus der Stadt entfernen beziehungsweise so positionieren, dass sie sich erst gar nicht aufheizen.

Verschieben in Parkhäuser und Tiefgaragen

Zu den Lösungen gehört auch, dass Mehrfamilienhäuser nicht mehr ohne Tiefgarage genehmigt werden. Und auch ein einfaches Verschieben in die Parkhäuser der Städte kann dafür sorgen, dass sich die Fahrzeuge gar nicht erst aufheizen, beziehungsweise nachts ihre Hitze dort abgeben.

Günstige Nachttarife in Parkhäusern: Dem kommt eine Entwicklung entgegen, die derzeit zunehmend an Bedeutung gewinnt: Viele Parkhäuser setzen auf günstige Nachttarife, um außerhalb der Stoßzeiten die Kapazitäten besser nutzen zu können.

Anwohnerparken wird teurer

Zudem erhöhen viele Städte mittlerweile die Gebühren für das Anwohnerparken. Parkhäuser in vielen Großstädten, aber auch zum Beispiel im baden-württembergischen Nagold, in Münster, in Darmstadt oder Schwerin sowie ab Juli auch in Mainz reagieren auf diese Entwicklungen mit günstigen Alternativen.

Stadtklima kann sich durch weniger Parkflächen verbessern

Stehen Autos also in Parkhäusern und werden die freien Parkflächen der Innenstadt außerdem noch entsiegelt und mit Grün bepflanzt, sinkt die Umgebungstemperatur – und das Stadtklima verbessert sich spürbar. Bei der klimafreundlichen Stadtplanung der Zukunft sollte also der Einfluss von Autos als Wärmequelle mitbedacht werden.

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