Montag, 28. Juli 2025

Überall Spuren des Klimawandels

Utopia hier  Von Katharina Siegl  25. Juli 2025

Ich war diesen Sommer in Griechenland – und stieß überall auf Spuren einer globalen Krise

Rekordtemperaturen, verbrannte Wälder, Wassermangel und Flutkatastrophen: Die vergangenen Jahre waren schwer für Griechenland. Ein Experte stellt klar: Was das Land erlebt, ist erst der Beginn des Klimawandels – und auch nördlichere Staaten wie Deutschland können daraus lernen.

Noch kann man in Griechenland unbesorgt am Strand liegen und alle Sorgen vergessen. Doch nur, wenn man nicht zu genau hinsieht. Denn die Zeichen des Klimawandels sind inzwischen kaum übersehbar.

Auch auf meiner letzten Urlaubsreise traf ich immer wieder auf Spuren der Zerstörung, die die Extremwetter der letzten Jahre im Land zurückgelassen haben. Ich frage mich: Wie soll das in Zukunft weitergehen? Was erwartet das Land am Mittelmeer in den kommenden Jahren? Und sind die jetzigen Extremereignisse in Südeuropa ein Vorgeschmack für das, was uns bald in Deutschland droht?

Klimawandel: Wo Griechenland heute steht

In den vergangenen 30 Jahren stieg die Durchschnittstemperatur in Griechenland bereits um 1,5 Grad an – das zeigt eine Studie aus dem Wissenschaftsjournal „Atmosphere“ (2024). „Das ist eine große Zahl für 30 Jahre“, sagt Dr. Kostas Lagouvardos, Forschungsdirektor am National Observatory of Athens (NOA) und Hauptautor der Studie, gegenüber Utopia.de. Lokal gibt es Unterschiede. „Im Nordwesten Griechenlands sind es sogar mehr als 2 Grad“, erklärt er.

Der Forscher geht innerhalb von 30 Jahren von weiteren 1,5 bis 2 Grad zusätzlich aus – also bis zu 3,5 Grad Temperaturanstieg – „wenn wir so weitermachen wie bisher.“ Welch drastische Folgen solch eine Erwärmung hätte, davon kann die bisherige Lage nur einen ersten Eindruck vermitteln.

Griechenland erlebt „beispiellose“ Hitzewellen-Serie

Ich hatte Glück bei der Planung meines Griechenlandaufenthalts: Von Ende Mai bis Mitte Juni reisten mein Mann und ich quer durch das Festland, kamen aber nie in die Nähe eines Waldbrands. Auch die Temperaturen waren zwar hoch, aber noch gut auszuhalten.

Dabei hätte die Reise auch ganz anders verlaufen können: Nur wenige Tage, nachdem wir zurück in Deutschland waren, wurde etwa vor einer ersten Hitzewelle gewarnt, Anfang Juli folgte die nächste. Aktuell hat das griechische Arbeitsministerium das Arbeiten im Freien zeitweise untersagt, so Tagesschau – wegen hohe Temperaturen.

Die Klimakrise macht solche Hitzewellen wahrscheinlicher und intensiver – und Griechenland erlebte in den vergangenen Jahren eine ungewöhnliche Serie davon. „Zum Beispiel gab es in den Sommern 2021, 2023 und 2024 sehr langanhaltende Hitzewellen – 15 bis 16 Tage jedes Jahr – das war beispiellos“, erklärt Lagouvardos.

2023 etwa blieb in Athen das Thermometer 300 Stunden über 30 Grad, schreibt Germanwatch. Auf der Peloponnes wurden 46,4 Grad gemessen.

Besonders problematisch: Die Hitze hält oft nachts an, besonders in Großstädten.
„Hohe Nachttemperaturen bedeuten 30 Grad um Mitternacht. Der Körper kann sich nachts nicht mehr richtig erholen. Wir haben einen dauerhaften Hitzestress – Tag und Nacht“, so Lagouvardos.

Nächtliche Hitze kann unter anderem das Risiko für Schlaganfälle erhöhen, wie Forschende des Helmholtz Munich und der Universitätsklinik Augsburg herausfanden. Laut Umweltbundesamt kann anhaltende Hitze außerdem zu Problemen im Herz-Kreislaufsystem führen, Studien führen zahlreiche hitzebedingte Todesfälle klar auf den Klimawandel zurück.

Waldbrände vernichten Grünflächen
Die hohen Temperaturen sind allerdings nur eins von vielen Problemen. „Langanhaltende Hitzewellen und trockene Bedingungen machen die Vegetation sehr leicht entflammbar“, erklärt Lagouvardos. „Wenn dann ein Feuer entsteht, kann es sich sehr schnell ausbreiten.“

Die Spuren dieser Brände sieht man vielerorts in Griechenland. Ich habe zum Beispiel das Kloster Hosios Loukas nahe Delphi besucht, welches normalerweise von Bäumen umringt ist. Doch 2023 gab es einen großen Brand, von den Bäumen sieht man nur noch schwarze Gerippe. Auch das Kloster aus dem 10. Jahrhundert wurde teils beschädigt.

Im selben Jahr verbrannten in ganz Griechenland laut Germanwatch 175.000 Hektar Land – das Vierfache des Durchschnitts der Jahre 2006 bis 2022. Im Nationalpark Dadia in Nordostgriechenland wütete der größte je in der EU beobachtete Waldbrand.

Waldbrände sind keine Neuheit in Griechenland – doch die Häufigkeit und die Intensität nehmen zu. Auch dieses Jahr kam es bereits im Großraum Athen, auf Kreta, Thasos und in Nordmazedonien zu großen Bränden, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet.

In der Summe sind die Zerstörungen enorm. „Wir haben berechnet, dass wir in den letzten acht Sommern 37 Prozent der bewaldeten Fläche im Großraum Athen verloren haben“, berichtet Lagouvardos.

Wassermangel trotz Flut

... bitte im Originalartikel weiterlesen



Im Climate Change Performace Index hier, den unter anderem Germanwatch jährlich herausgibt, schneiden Griechenland und Deutschland übrigens ähnlich ab: Ihre Klimaschutzbemühungen werden als „mäßig“ bewertet.

Meinung der Redakteurin
In diesem Artikel bin ich nur auf einige Auswirkungen des Klimawandels in Griechenland eingegangen. Es gibt noch viele weitere, das Problem ist vielschichtig. Und natürlich ist es viel größer als einige Beobachtungen auf meiner Urlaubsreise. Die Klimakrise bedroht Lebensgrundlagen von zahlreichen Menschen, Extremwetterereignisse kosten Leben, überall – und es wird noch schlimmer werden.

Mir hat die Reise vor allem eins gezeigt: Die Idee, im Urlaub alle Sorgen zu vergessen, ist für mich überholt. In Zeiten des Klimawandels ist das kaum mehr möglich, und Probleme ausblenden hat noch nie geholfen.

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