Samstag, 19. Juli 2025

Absatz von Wärmepumpen explodiert

 Merkur hier  Artikel von Amy Walker 18.7.25

Verband rudert zurück: Wollen „nicht zurück zur Gasheizung“ 

In der Heizungsbranche haben sich die Entwicklungen eingependelt, nach dem Unsicherheits-Desaster von 2023. Alles deutet darauf hin, dass die Wärmepumpe die Gasheizung bald überholt hat.

In der Heizungsbranche deutet sich eine Trendwende an – schon wieder. Die Zusagen für eine Heizungsförderung haben bis Ende Juni 2025 fast das Niveau des gesamten Vorjahres erreicht: 174.825 Zusagen hat es laut Bundeswirtschaftsministerium bis zur Jahreshälfte gegeben, nach 226.895 im ganzen Jahr 2024. Die meisten Förderbescheide wurden dabei für den Einbau einer Wärmepumpe genehmigt: 124.595 solcher Anlagen wurden in diesem Jahr positiv beschieden. Im Jahr 2024 waren es insgesamt 153.576 Wärmepumpen.

Mehr Wärmepumpen als Gasheizungen im zweiten Quartal? Das deutet sich an

In Branchenkreisen hört man zunehmend, dass im zweiten Quartal 2025 vermutlich erstmals mehr Wärmepumpen als Gasheizungen verkauft wurden. Die offiziellen Zahlen des Bundesverbands der Heizungsindustrie stehen zwar noch bis Ende Juli aus. Doch schon im ersten Jahresquartal ging es in die Richtung: 62.000 Wärmepumpen wurden verkauft, im Vergleich zu 73.000 Gasheizungen. Insgesamt wurden nur noch 5500 Öl-Heizungen verkauft, Biomasse stieg auf etwa 6500 Stück an. Im Vergleich zu Vorjahren wurden allerdings weitaus weniger Heizungen insgesamt verkauft. Besonders 2022 und das erste Quartal 2023, als die Energiekrise tobte, hatte der Branche Rekordzahlen beschert.

Angesichts dieser Entwicklungen sorgte in der vergangenen Woche der Zentralverband Sanitär, Heizung und Klima (ZVSHK) für Irritationen. In einem Strategiepapier, über das die Welt berichtete, forderte der Verband eine Novelle des Heizungsgesetzes und eine Abkehr von der Regel, neue Heizungen müssen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Es soll wieder möglich werden, Gasheizungen auch ohne Einsatz von Biomasse und/oder Wasserstoff einzubauen.

Am Mittwoch (16. Juli) ruderte der Verbandspräsident Michael Hilpert dann zurück, beziehungsweise präzisiert die Position: „Es darf nicht länger darum gehen, detailliert vorzuschreiben, welches Heizgerät erlaubt ist. Entscheidend ist das Ziel: weniger CO₂ mit entsprechender Technologieoffenheit“, heißt es in einem Statement. „Die Behauptung, der ZVSHK wolle damit zurück zur Gasheizung oder fossilen Heizsystemen, ist schlicht falsch – und fachlich unhaltbar.“ Man fordere keine Rolle rückwärts, sondern eine Entschlackung der Vorschriften.

Merz-Regierung soll das Heizungsgesetz reformieren: Was bedeutet das aber?

Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet, das „Heizungsgesetz abzuschaffen“. Was genau damit gemeint sein könnte, ist seit Wochen Gegenstand von Spekulationen. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat in ihrer ersten Erklärung vor dem Bundestag versprochen, sogar auch Teile des GEG aus der Merkel-Ära zu streichen und Heizungen, die vor 1991 eingebaut wurden, weiter erlauben zu lassen. Heizanlagen, die älter als 30 Jahre alt sind, müssen eigentlich nach aktuellem Stand in der Regel ausgetauscht werden.

Dagegen klangen die Pläne der SPD-Minister ganz anders: Bauministerin Verena Hubertz deutete an, dass die 65-Prozent-Regel fortbestehen würde und Umweltminister Carsten Schneider machte deutlich: „Am Abschied von fossilen Heizungen ändert sich nichts“.

Es deutet sich also an, dass bei der Reform des Heizungsgesetzes am Ende weniger verändert wird, als man meinen würde. Auch wenn die 65-Prozent-Regel abgeschafft wird und stattdessen der Fokus auf CO₂-Einsparung liegen wird: Gas- und Öl-Heizungen werden da schlechter abschneiden als Solarthermie, Biomasse oder die Wärmepumpe.


Jan Rosenow hier

Professor of Energy and Climate Policy at Oxford University 

Wenn wir es ernst meinen mit dem Einsatz von Wärmepumpen in großem Maßstab, müssen wir uns ernsthaft mit der wichtigsten Kennzahl für ihre Einführung befassen:

dem Strom-Gas-Preisverhältnis.

Zu lange wurde das Gespräch von Vorabkosten und Technologie dominiert. Zuschüsse und technische Innovationen sind zwar unerlässlich, aber sie gehen nicht auf die grundlegende Frage ein, die sich jeder Haushalt stellt: "Wie wird meine monatliche Energierechnung aussehen?"

Die Realität der laufenden Kosten ist einfache Mathematik:

Eine Wärmepumpe mit einer saisonalen Leistungszahl (SCOP) von 3 benötigt einen Strompreis, der weniger als das 3-fache des Gaspreises beträgt, um Einsparungen zu erzielen.

Wenn das Verhältnis 4:1 oder mehr beträgt, haben selbst die effizientesten Wärmepumpen Schwierigkeiten, für die Verbraucher finanziell tragbar zu sein. Das ist kein technologisches Problem; Es ist ein Problem der Politikgestaltung. Viele Länder belasten die Stromrechnungen immer noch unverhältnismäßig stark mit politischen Abgaben und Steuern, wodurch die Kosten für den Betrieb einer Wärmepumpe im Vergleich zu einem Heizkessel mit fossilen Brennstoffen künstlich in die Höhe getrieben werden.

Um den Markt zu erschließen, müssen die politischen Entscheidungsträger entschlossen handeln, um diese Kosten wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Eine Umlage von Strom auf Gas oder deren Finanzierung durch allgemeine Steuern würde das richtige Preissignal setzen und Wärmepumpen zur klaren wirtschaftlichen Wahl machen.

Die folgende Grafik stammt aus dem neuesten Bericht von Climate Change Committee. Link in den Kommentaren.

https://www.theccc.org.uk/wp-content/uploads/2025/06/Progress-in-reducing-emissions-2025-report-to-Parliament.pdf

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