Dienstag, 15. Juli 2025

Deutlich mehr neue Windräder in Betrieb gegangen

dpa  hier  15.7.25

Nie zuvor wurden so viele neue Windräder in Deutschland genehmigt.

Der Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland legt deutlich zu. Im ersten Halbjahr 2025 gingen nach vorläufigen Zahlen 409 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von rund 2,2 Gigawatt in Betrieb.

Das waren zwei Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum und es war der beste Halbjahres-Wert seit 2017, wie der Bundesverband Windenergie und der Fachverband VDMA Power Systems mitteilten. 


Die meisten neuen Windräder gingen in Nordrhein-Westfalen ans Netz, gefolgt von Niedersachsen. Nach Abzug von Stilllegungen erreichte der sogenannte Netto-Zuwachs im ersten Halbjahr rund 1,9 Gigawatt. Neue Windräder sind deutlich leistungsstärker als alte, die vom Netz gehen

Der Bestand wuchs um 199 auf bundesweit rund 29 000 Windräder mit einer Gesamtleistung von 65,3 Gigawatt. 

Windräder an Land trugen im ersten Halbjahr mit einem Anteil von mehr als 22 Prozent zur Stromerzeugung bei. Das war weniger als im ersten Halbjahr 2024. Der Grund: Die ersten vier Monate in diesem Jahr seien überdurchschnittlich windarm gewesen.

Rekord bei Genehmigungen

Bei den neu genehmigten Windrädern gab es einen Rekord. Bis Ende Juni wurde nach Branchenangaben rund 7,8 Gigawatt neue Windenergieleistung von den Behörden genehmigt - das war 55 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2024. Gut ein Drittel der genehmigten Leistung entfällt auf Nordrhein-Westfalen, danach folgt Niedersachsen. An dritter Stelle kommt Bayern - damit nimmt auch der Ausbau der Windkraft in Bayern deutlich an Fahrt auf. Die Branche beklagt seit langem ein Nord-Süd-Gefälle. Im Durchschnitt dauert es mehr als zwei Jahre, bis nach der Genehmigung ein Windrad errichtet wird und den ersten Strom ins Netz einspeist.

Lücke zu Zielen

Windräder an Land sollen eine zentrale Rolle dabei spielen, um Klimaziele zu erreichen. Unter der Regierung aus SPD, Grünen und FDP wurden zahlreiche Maßnahmen für einen schnelleren Ausbau umgesetzt. Zu politischen Zielen klafft aber nach wie vor eine Lücke. Ziel ist eine installierte Leistung von 84 Gigawatt im Jahr 2026. Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie, forderte einen weiter verlässliche Fahrplan sowie verlässliche Finanzierungsbedingungen. Der Strombedarf werde durch Wasserstoff, Wärmepumpen, E-Fahrzeuge und die zunehmende Elektrifizierung der Industrie weiter steigen. 

Kommen Anpassungen?

Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche (CDU) hat unter Verweis auf hohe Kosten einen «Realitätscheck» der Energiewende angekündigt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien solle besser mit dem Netzausbau synchronisiert werden. Dabei geht es um eine bessere Integration ins Stromnetz. Wegen möglicher Überlastungen des Stromnetzes kommt es derzeit vor, dass Windräder stillstehen, obwohl Wind weht.

Die Windenergiebranche mache ihre Hausaufgaben, sagte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems. Allerdings komme der Netzausbau nicht nach.


Heise  hier  Von Martin Holland

Groß wie der Berliner Fernsehturm: Baubeginn für das höchste Windrad der Welt

Im brandenburgischen Schipkau wird jetzt das weltweit höchste Windrad errichtet. Es soll die Gewinnung erneuerbarer Energie auf einer dritten Ebene einleiten.

In der brandenburgischen Gemeinde Schipkau beginnt in dieser Woche der Bau des weltweit höchsten Windrads. Das berichtet der RBB unter Berufung das Betreiberunternehmen Gicon. Der Mittelpunkt der jetzt errichteten Windkraftanlage wird bei 300 Meter liegen, die Spitzen der Rotorblätter werden eine Höhe von 365 Meter erreichen. Damit ist die Gesamtkonstruktion nur wenige Meter kleiner als der Berliner Fernsehturm. Damit das Gerät trotzdem stabil steht, hat es nicht den typischen geschlossenen Turm als Basis, sondern eine doppelte Gerüstkonstruktion mit einem inneren und einem äußeren Teil. Ziel ist eine Nutzung der deutlich ertragreicheren Höhenwinde.

Die Ertragserwartungen basieren auf Messungen, die über ein Jahr lang an einem 300 Meter hohen Turm vorgenommen wurden. "Der Wind hat in dieser Höhe nicht nur höhere Mittelwerte, sondern auch eine breitere Verteilung, was zu deutlich mehr Volllaststunden bei Windenergieanlagen in dieser Höhe führt", hieß es schon wenige Tage nach dessen Inbetriebnahme. Die erwartete Leistung liege damit im Bereich von Offshore-Anlagen, beim Vorteil der günstigeren Betriebskosten einer Onshore-Anlage. Das Rekordwindrad soll laut RBB im kommenden Jahr in Betrieb genommen werden, ein Jahr später als ursprünglich geplant.

Erneuerbare Energien auf drei Ebenen

Mit der riesigen Windkraftanlage will Gicon demnach die Gewinnung erneuerbarer Energie auf einer dritten Ebene etablieren. Während am Boden Photovoltaik-Anlagen Solarstrom produzieren und sich herkömmliche Windräder in niedrigen Höhen drehen, soll damit der Wind in größeren Höhen nutzbar werden. Nach der Fertigstellung sollen deutschlandweit bis zu 1000 weitere folgen. Wenn man die zwischen bestehenden Windrändern aufstellt, werden nicht einmal zusätzliche Flächen benötigt. "Die Türme sind so hoch, dass sich die Rotoren nicht überschneiden und gegenseitig den Wind wegnehmen", zitiert der MDR den Gicon-Gründer. Erfunden wurde die Konstruktion demnach von einem über 90-jährigen Ingenieur aus Leipzig.

Der RBB ergänzt noch, dass es gegen das Projekt vor Ort zwar auch Widerstand gab, die Proteste seien aber vergleichsweise gering ausgefallen. So habe ein Flugsportverein aus der Nähe einen Eilantrag gegen den Bau eingereicht, der sei aber vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg abgelehnt worden. Die Betreiberfirma hat demnach auch angekündigt, die Bevölkerung vor Ort finanziell an den Einnahmen durch das Riesenwindrad zu beteiligen. Im Rahmen solcher Modelle habe die Firma seit 2015 schon rund drei Millionen Euro ausgezahlt. Mit dem Geld seien ein neues Feuerwehrfahrzeug kofinanziert und Schulen sowie Straßen saniert worden. Das riesige Windrad soll 20 Jahre lang arbeiten.

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