Dr. Astrid Deilmann hier auf Linkedin
Geschäftsführende Vorständin Campact, Gesellschafterin HateAid, Aufsichtsrätin TAZ & engagiert für Digitale Demokratie
Das ist sehenswert! Hier erklärt Johannes Hano in einer Minute, warum Deutschland das Hauptangriffsziel von Desinformations-Kampagnen aus Russland und den USA ist. Ein paar Gedanken dazu, wieso wir hierzulande die Gefahr der Tech-Milliardäre in den USA oder Putin immer noch massiv unterschätzen - und weshalb wir von Campact e.V. in die digitale Offensive gehen.
Bereits in der ZDF-Dokumentation “Putins Helfer” zeigte der langjährige US-Korrespondent des ZDF eindrucksvoll die Verstrickungen zwischen der Trump Administration und Elon Musk nach Moskau auf (Link in den Kommentaren). Kurz und knapp zusammengefasst verfolgen die Tech-Milliardäre und Putin ein und dasselbe Ziel:
❌Die Tech-Konzerne führen in den USA einen Feldzug gegen den administrativen Staat mit dem Ziel, so viel Regulation, Steuern und Auflagen wie möglich abzuschaffen.
❌Weniger Regulierung bedeutet weniger Einfluss des Staates auf ihre Geschäfte und damit mehr Gewinne und Einfluss für sie.
❌ Putins Russland verfolgt das gleiche Ziel und versucht damit, die USA langfristig zu schwächen und von Europa zu trennen.
Wie das in der Realität aussieht, zeigte Elon Musk eindrucksvoll mit Twitter – heute X. Nachdem die Kontakte zwischen Russland und Musk entstanden sind, Twitter durch Musk aufgekauft wurde, verwandelte sich die Plattform in eine massive Desinformationsmaschine.
Ob US-Wahl, Bundestagswahl hierzulande, die Wahl in Österreich oder den Niederlanden: Sie alle wurden von X beeinflusst. Musk nutzt sie bis heute schamlos für seine persönlichen Botschaften und unterstützt dabei direkt rechtsextreme Kräfte. Wenige Wochen vor der Bundestagswahl rief er direkt dazu auf, dass nur die AfD das Land retten könne, befeuerte ihren demokratie- und menschenverachtenden Diskurs.
Putins Interesse an dieser Entwicklung ist hoch. Die Verbindungen zur rechtsextremen AfD sind jetzt schon tief, die politischen Gemeinsamkeiten damit ebenfalls. Und hier sind wir wieder bei Johannes Hano: Sollte Deutschland aufgrund der digitalen Schlagkraft der Rechtsextremen bei kommenden Wahlen an die AfD fallen, droht die Europäische Union zu zerfallen. Tech-Milliardäre haben es dann ebenso leicht mit ihren Geschäften wie Putin und seine Armee. Denn nur ein starkes, geeintes Europa ist in der Lage, sich ihnen entgegenzustellen.
Noch ist die Europäische Union die einzige regulatorische Kraft auf der Welt, die Tech-Konzernen wie Putin die Stirn bietet, aber das muss nicht so bleiben, im Gegenteil. Der Einfluss der AfD im Netz ist nachweislich massiv, die direkte Unterstützung aus dem Trump-Lager, den Tech-Milliardären und Putin gewiss. Genau deshalb müssen wir uns wehren.
Wir von Campact e.V. drehen digital auf, wollen die digitale Demokratie im Vorwärtsgang verteidigen. Dazu müssen wir Alternativen aufzeigen, Debatten öffnen, demokratische Expertise stärken, weshalb wir das Zentrum für Digitalrechte und Demokratie von Markus Beckedahl mit unterstützen.
Guter Podcast zum Thema im Standard hier Interview Daniel Retschitzegger 22. Mai 2025
ZDF-Journalist Hano: "Die Frage ist nicht, ob Trump ein Agent war, sondern ob er es wusste"
Russland habe Donald Trump und Elon Musk für seine Zwecke rekrutiert, sagt der ZDF-Journalist Johannes Hano. Die Tech-Milliardäre, Trump und Putin eint die Ablehnung des liberalen Westens
Der Journalist Johannes Hano hat für das ZDF eine neue Dokumentation veröffentlicht. In Putins Helfer will er Verbindungen zwischen Russland, Donald Trump und den Chefs der US-Tech-Giganten gefunden haben. DER STANDARD sprach mit ihm über seine Recherchen und die Frage, wieso sich Europa auf Druck von mehreren Seiten einstellen muss.
Zum Anhören: Das Interview in voller Länge hören Sie in dieser Folge unseres Nachrichtenpodcasts "Thema des Tages"
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STANDARD: Ihre neue Dokumentation heißt Putins Helfer. Mit Helfer meinen Sie in diesem Fall auch Mitglieder der US-Regierung. Wie kommen Sie auf diesen schwerwiegenden Vorwurf?
Hano: Wir haben uns schon über viele Jahre hinweg gefragt, warum Trump so unkritisch gegenüber Wladimir Putin ist. Das war bereits in Trumps erster Amtszeit ein großes Thema.
Ein KGB-Mann hat uns erzählt, dass Trump seit den 1970er-Jahren kultiviert worden ist. Etwa mit Schmeicheleien oder Geschäften. Das gipfelt 1987 in einer Einladung nach Moskau. Uns wurde erzählt, dass er dort endgültig rekrutiert wurde. Wobei das nicht heißt, dass er dort einen Zettel unterschrieben hat. Nach seiner Rückkehr hat Trump in drei Medien riesengroße Anzeigen geschaltet, in denen er Amerikas Verbündete für ihre fehlenden Militärausgaben kritisiert. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat Trump auch immer wieder Geld aus Russland bekommen. Er bestreitet das auch nicht.
STANDARD: Haben Sie für die Behauptung, dass er rekrutiert wurde, irgendwelche Beweise?
Hano: Ein Schriftstück gibt es nicht. Rekrutieren heißt nicht, lieber Donald, bitte, hier unterschreiben, und jetzt arbeitest du für uns. Ein KGB-Agent hat uns gesagt, dass es eine Depesche gibt, in der der KGB damals die Medienveröffentlichungen Trumps gefeiert hat. Aber die liegt wohl in irgendeinem Safe in Moskau. Es gibt inzwischen mehrere ehemalige Agenten, die das behaupten, und Trump ist nie juristisch gegen sie vorgegangen. Meine Kontakte in den US-Geheimdiensten sind derselben Meinung. Die Frage ist nicht, ob Trump ein Agent war, sondern ob er es wusste. Es gibt unglaublich viele Indizien, dass es stimmt, das wird auch bei westlichen Diensten nicht angezweifelt.
STANDARD: Wie kann es sein, dass er nicht wusste, dass er rekrutiert wurde?
Hano: Das nennt sich Einflussoperation. Das machen alle Geheimdienste, die Russen betreiben das mit besonders viel Aufwand. Es gibt auch Beispiele aus der Geschichte. Der KGB hat etwa einen deutschen Politiker überzeugt, Dinge im Sinne Russlands zu tun. Er selbst dachte, er würde für die CIA arbeiten. Das war ein glühender Antikommunist. Selbst ihn hat man zum russischen Agenten gemacht. Tatsächlich könnten es viele der Betroffenen wissen, aber sie verdrängen es. Da ist man pleite, und ein netter russischer Oligarch verschafft einem plötzlich einen Auftrag oder zahlt den doppelten Preis für ein Grundstück. Natürlich müssten die Betroffenen das eigentlich wissen. Aber wollen sie das wirklich? Sind sie psychologisch in der Lage einzusehen, dass sie die ganze Zeit vorgeführt wurden? Putin macht das permanent. Er schmeichelt Trump, nennt ihn einen starken Führer, bald werden ihm die Europäer zu Füßen liegen und mit dem Schwanz wedeln. Das ist genau das, was Donald Trump so gerne hört, und er gibt diese Komplimente zurück.
STANDARD: Neu in Trumps zweiter Amtszeit ist, dass es diese Vorwürfe auch in Richtung der Tech-Milliardäre gibt. Elon Musk, aber auch Peter Thiel sollen laut Ihren Recherchen eine Rolle spielen.
Hano: In den USA und anderen Ländern ist es selbstverständlich, dass bei großen Unternehmen, die auch sensible Staatsverträge bekommen, genauer hingeschaut wird. Das ist klassische Spionageabwehr. Bei Peter Thiel, Elon Musk, aber auch David Sacks war man besonders aufmerksam, weil sie aus Südafrika kamen. Man hat uns erzählt, dass die ein anderes Verständnis von Demokratie hätten und man damit rechnen müsse, dass sie gegenüber Amerika nicht sonderlich loyal sind. Die Behörden haben also genau hingesehen und waren erschrocken, wie groß die russische Operation war. Man hat festgestellt, dass das gesamte Umfeld mit russischen Agenten durchsetzt war. Sie sind also auf die Tech-Oligarchen zugegangen und haben sie gewarnt. Peter Thiel soll kooperiert haben, aber Elon Musk hat das runtergespielt und munter weitergemacht. Es soll auch mehrfach Gespräche zwischen Musk und Putin gegeben haben. Das Wall Street Journal etwa hat gerade einen Pulitzerpreis für diese Geschichte gewonnen. Auch gegen diese Recherchen ist niemand juristisch vorgegangen. Russland hat das zuerst dementiert und, als es nicht mehr zu leugnen war, heruntergespielt.
STANDARD: Was hätten die Tech-Bros von dieser Zusammenarbeit mit Moskau?
Hano: Sie haben dieselben Interessen. Putin möchte Europa schwächen und von den USA abspalten, damit er leichteres Spiel hat. Wenn Europa und Amerika zusammenstehen, hat Russland keine Chance. Wenn Europa vereint dasteht, hat Russland keine Chance. Bei den Tech-Bros gibt es einen lang angelegten ideologischen Plan. Die Vision einer neuen Welt, in der sie sich selbst als Götter fühlen. Was sie nicht brauchen können, sind Regulierungen. Die Begrenzung von Macht und Einfluss, die ein demokratischer Staat auferlegt, will man zerschlagen. Denn das bremst ja die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten. Europa ist die letzte mächtige Kraft, die den Tech-Oligarchen die Stirn bietet. Damit überschneiden sich die Interessen der Tech-Milliardäre mit denen Russlands.
STANDARD: Kann sich Europa dagegen tatsächlich wehren?
Hano: Ich hoffe es für die Zukunft meiner Kinder. Damit das funktionieren kann, muss den Leuten aber erst einmal klar sein, dass das ein Thema ist. Das weiß ja bislang keiner. Wir sehen permanent russische Operationen in Deutschland. Kürzlich sind wieder drei russische Agenten verhaftet worden, die Anschläge in der Bundesrepublik geplant haben. Wir haben die Wahlbeeinflussung gesehen, die Bots, die Trolle. Wir müssen das in einen Kontext stellen und sehen, dass das kein Spaß ist, sondern einem Plan folgt. Die Zeit, als wir uns nach dem Zusammenbruch des Ostblocks wohlgefühlt haben und gesagt haben, jetzt ist alles vorbei, und wir können uns in Friede, Freude, Eierkuchen zurücklehnen, hat es nie gegeben, und jetzt ist sie definitiv vorbei. In Frankreich, England und Polen ist man da beispielsweise schon viel weiter als in Deutschland. (Daniel Retschitzegger, 21.5.2025)
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