Donnerstag, 29. Mai 2025

Bahnfahren braucht viel Geduld im Stuttgart 21-Ländle

hier  Merkur  Artikel von Jakob Hertl 28.5.25

Kretschmann in Rage über Stuttgart 21: „Nun tritt alles ein, wovor wir immer gewarnt haben“

Umstrittenes Bahnprojekt: Baden-Württembergs Ministerpräsident und sein Verkehrsminister fordern eine bessere Koordination und Kommunikation zu Baustellen und Ausfällen von der Deutschen Bahn.

Dass er nicht viel vom umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21 hält, daraus hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann aus Baden-Württemberg nie ein Geheimnis gemacht. Sein jahrelanger Widerstand gegen das Vorhaben dürfte mit ein Grund gewesen sein, warum er 2011 überhaupt in sein Amt gewählt wurde. Und auch nach 15 Jahren Bauzeit, in denen viel passiert ist, kann sich Kretschmann immer noch über das Projekt sowie die aktuellen Schwierigkeiten und Folgen aufregen.

In der Landespressekonferenz am Dienstag, 27. Mai, in der es eigentlich um „Herausforderungen für die Fahrgäste durch die hohe Bautätigkeit im Schienennetz der Deutschen Bahn und die nächsten Schritte der Landesregierung“ gehen sollte, driftete der Grünen-Politiker in die Geschichte des Konflikts um das Bahnprojekt Stuttgart 21 ab und fand dabei nicht unbedingt lobende Worte.

Kretschmann fühlt sich bestätigt

Mit Seitenhieben gegen den damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn und auch Stuttgarts Ex-Oberbürgermeister Wolfgang Schuster erklärte er, man habe die Belastungen kleingeredet und er habe keineswegs vergessen, wie die Projektgegner arrogant vom Bahnkonzern abgebürstet worden seien, berichtet die Stuttgarter Zeitung (StZ).

In dem Artikel wird er weiter zitiert: „Und nun tritt alles ein, wovor wir immer gewarnt haben – und zwar von A bis Z.“ Es sei ein Witz, „dass alle nun umgesetzten Verbesserungen am Projekt Vorschläge der Gegner gewesen sind“, so Kretschmann laut StZ. In seinen Zweifeln von damals sieht sich der 77-Jährige also bestätigt.

Auch Hermann mit Forderungen an Deutsche Bahn – 2026 doppelt so viele Baustellen?

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann bemängelte in der Pressekonferenz vor allem die unkalkulierbaren Zumutungen, die viele Bahnreisende in Baden-Württemberg im Rahmen von Bauarbeiten und kurzfristigen Zugausfällen ertragen müssen. Er sprach von „deutlichem Verbesserungsbedarf, was die Koordination von Baustellen anbelangt und auch die Kommunikation von Baustellen.“

Nachdem zuletzt die finalen Gleise verlegt wurden, soll der neue Bahnhof in Stuttgart Ende 2026 in Betrieb gehen. Die aktuell eh schon viel Geduld erfordernde Situation für Bahnreisende könnte sich damit nochmal weiter verschlimmern: In der jüngsten Sitzung des Lenkungskreises zum Bahnprojekt Stuttgart 21 hatte die Bahn Hermann zufolge darüber informiert, dass sich die Zahl der Baustellen im kommenden Jahr im Zuge der Vorbereitungen für die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 verdoppeln werde.

Am 1. Juli wollen Kretschmann und Hermann beim Bahngipfel in einem sachlichen Gespräch mit dem Vorsitzenden des DB-Vorstands Richard Lutz klären, wie Baustellen und Probleme in Zukunft besser koordiniert und geplant werden können. Ob sich für Reisende von und nach Stuttgart dann etwas ändert, wird sich zeigen. In der Stadt selbst erfordern U-Bahn-Sperrungen über Christi Himmelfahrt gerade zusätzlich Geduld.

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