Mittwoch, 21. Mai 2025

2024- Zielpunkt knapp erreicht bei den Emissionen

 

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Die deutschen Emissionen sind im Jahr 2024 um weitere drei Prozent gesunken – was sind die Gründe dafür? 

Die Bilanz der Bundesregierung beim Klimaschutz fällt besser aus, als viele Berichte vermuten lassen: Die CO₂-Emissionen gingen im Jahr 2024 um weitere drei Prozent auf 656 Millionen Tonnen zurück. 

Das geht aus der Jahresbilanz des Thinktanks Agora Energiewende hervor, die an diesem Dienstag veröffentlicht wird und die Table.Briefings vorab vorlag.

Damit wird der Zielwert von 693 Millionen Tonnen, der sich aus dem Klimaschutzgesetz ergibt, für das Jahr 2024 deutlich unterschritten. Der Rückgang im vergangenen Jahr resultiert vor allem aus einer starken Verschiebung in der Stromproduktion:

Die Kohleverstromung sank um 16 Prozent auf den historischen Tiefststand von 105 Terawattstunden.

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stieg dagegen um vier Prozent auf den Rekordwert von 285 Terawattstunden – und zwar obwohl der Wind 2024 unterdurchschnittlich stark war.

Wie gut die einzelnen Sektoren im Detail abschnitten, wie es um die gesamteuropäischen Emissionen steht und warum die guten Zahlen keinen Grund zur Entwarnung liefern, lesen Sie in der Analyse von Malte Kreutzfeldt: https://lnkd.in/edqmjckk


Klimabilanz 2024: Emissionsrückgang trotz Stagnation bei Gebäuden, Verkehr und Industrie

Die deutschen Emissionen sind im Jahr 2024 nach Agora-Berechnungen um weitere drei Prozent gesunken. Das liegt vor allem am Boom der Erneuerbaren und dem Rückgang der Kohleverstromung. Bei Industrie, Gebäuden und Verkehr gingen die Werte dagegen kaum zurück. Insgesamt liegen die Emissionen 48 Prozent unter dem Wert von 1990, das Ziel des Klimaschutzgesetzes für 2024 wird damit erreicht.

Die Bilanz der Bundesregierung beim Klimaschutz fällt besser aus, als viele Berichte vermuten lassen: Die CO₂-Emissionen gingen im Jahr 2024 um weitere drei Prozent auf 656 Millionen Tonnen zurück. Damit wird der Zielwert von 693 Millionen Tonnen, der sich aus dem Klimaschutzgesetz ergibt, für das Jahr 2024 deutlich unterschritten. Das geht aus der Jahresbilanz des Thinktanks Agora Energiewende hervor, die an diesem Dienstag veröffentlicht wird und die Table.Briefings vorab vorlag.

Im Jahr 2023 waren die Emissionen mit zehn Prozent zwar noch deutlich stärker gesunken, doch das lag vor allem am Produktionsrückgang in der energieintensiven Industrie. Der Rückgang im vergangenen Jahr hatte dagegen einen weniger problematischen Grund; er resultiert vor allem aus einer starken Verschiebung in der Stromproduktion. Die Kohleverstromung sank um 16 Prozent auf den historischen Tiefststand von 105 Terawattstunden. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stieg dagegen um vier Prozent auf den Rekordwert von 285 Terawattstunden – und zwar obwohl der Wind 2024 unterdurchschnittlich stark war. „Hier machen sich die Stilllegung von Kohlekapazitäten und der starke Solarausbau deutlich bemerkbar“, sagte Agora-Direktor Simon Müller Table.Briefings.

Ein Teil des entfallenen Kohlestroms wurde zudem durch Stromimporte gedeckt; diese machten in der Bilanz rund fünf Prozent des Verbrauchs aus. Auf die deutsche Klimabilanz wirken sich die Importe nicht aus, weil die Emissionen stets dem Produktionsland zugewiesen werden. Aber auch europaweit gesehen führen die Importe nicht zu höheren, sondern zu niedrigeren CO₂-Emissionen. Denn der importierte Strom stammt nach Agora-Berechnungen etwa zur Hälfte aus erneuerbaren Energien und zu einem Viertel aus Atomkraft. Er hat somit einen noch niedrigeren CO₂-Fußabdruck als der deutsche Strommix; dessen CO₂-Intensität sank 2024 auf 293 Gramm pro Kilowattstunde.

Weniger erfreulich ist die Entwicklung in den anderen Sektoren:

In der Industrie stiegen die CO₂-Emissionen leicht um drei Millionen Tonnen auf 158 Millionen Tonnen an; Grund dafür ist der Analyse zufolge ein erhöhter Verbrauch fossiler Brennstoffe in der Schwerindustrie. Dieser war so stark, dass er die Effizienzfortschritte der übrigen Industrie überkompensierte. Trotzdem wird das Emissionsziel des Sektors aufgrund des starken Rückgangs im Vorjahr deutlich überfüllt.

Im Gebäudesektor sanken die Emissionen leicht um zwei Millionen Tonnen, was aber allein an der milderen Witterung lag. Bei gleichen Temperaturen wie im Vorjahr hätte es dagegen einen leichten Anstieg gegeben. Grund dafür ist laut Agora ein geändertes Verhalten: Aufgrund der gesunkenen Energiepreise ist wieder etwas stärker geheizt worden; dieser Effekt war stärker als die Einsparungen durch energetische Sanierungen und den Einbau neuer Wärmepumpen, die beide hinter den Planungen der Regierung zurückblieben. Das Sektorziel wurde um neun Millionen Tonnen verfehlt.

Im Verkehrssektor gab es im Vergleich zum Vorjahr einen geringfügigen Emissionsrückgang um zwei Millionen Tonnen CO₂. Dieser wurde vor allem durch einen konjunkturbedingten Rückgang beim LKW-Verkehr erreicht. Der Pkw-Verkehr stieg dagegen leicht an. Der Verkauf von E-Autos blieb deutlich hinter den Werten zurück, die fürs Erreichen des Sektorziels erforderlich sind. Dieses wurde deutlich um 19 Millionen Tonnen verfehlt.

In der Landwirtschaft blieben die Emissionen (ohne Landnutzungsänderungen) mit rund 60 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten ungefähr konstant. Das Sektorziel wird deutlich übererfüllt, was aber vor allem an einer Veränderung der Berechnung der Lachgasemissionen im Jahr 2022 liegt. In der Abfallwirtschaft stagnierten die Emissionen auf dem niedrigen Niveau von sechs Millionen Tonnen.

Verlässlichkeit ist erforderlich

Dass Deutschland das aus dem Klimaschutzgesetz abgeleitete Gesamtziel im Jahr 2024 erreicht hat, ist aus Sicht von Agora-Direktor Müller erfreulich, aber kein Grund zur Entwarnung. Denn die Stagnation bei Gebäuden und Verkehr führt zum einen dazu, dass Deutschland die verbindlichen Ziele der EU-Effort-Sharing-Regulation zu verfehlen droht

„Dadurch wird die Bundesregierung in den nächsten Jahren Emissionsrechte aus anderen Mitgliedstaaten zukaufen oder Strafzahlungen leisten müssen“, so Müller. „Das ist ein milliardenschweres Haushaltsrisiko.“ Und auch die mittel- und langfristigen deutschen Klimaziele entsteht dadurch ein Problem, warnt Müller. „Die Lücke bei Wärmepumpen und E-Autos wird mit jedem Jahr schwerer zu schließen sein.“

Um die Ziele dennoch zu erreichen, sei von der Politik vor allem entschlossenes und verlässliches Handeln gefragt. Im Gebäudebereich bedeute das die Beibehaltung des Gebäudeenergiegesetzes mit der Vorgabe, dass neue Heizungen künftig zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen müssen. „Das schafft Vertrauen und Investitionssicherheit – auch für die Heizungsindustrie, die ihre Produktionskapazitäten für Wärmepumpen bereits massiv gesteigert hat“, sagt Müller. Im Verkehrssektor müsse der Umstieg auf E-Mobilität konsequent weiterverfolgt werden. Auf klimaneutrale Kraftstoffe für Fahrzeuge und Heizungen zu setzen, sei dagegen wenig zielführend. „Das würde den Ökostrombedarf und damit die Kosten vervielfachen“, sagt der Agora-Experte.

Agora Energiewende


Malte Kreutzfeldt  hier vor 4 Monaten bei LinkedIn

Eine beeindruckende Zahl zum Jahresende: Die Unsicherheit über die Zukunft der staatlichen Zuschüsse für klimafreundliche Heizungen hat vor Weihnachten zu einem starken Anstieg der entsprechenden Anträge bei der KfW geführt. Das zeigen Zahlen, die mir das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage zur Verfügung gestellt hat. In der Woche vor Weihnachten (16. bis 22. Dezember) gingen demnach 16.821 Hauptanträge (und 3.358 Zusatzanträge für weitere Wohneinheiten) ein; das ist mehr als doppelt so viel wie im Schnitt der drei Wochen zuvor und etwa viermal so viel wie die wöchentlichen Werte im Oktober. 

Hintergrund dürfte die Ankündigung der Union sein, die Förderung im Fall eines Wahlsiegs stark zu kürzen. Zudem gab es die Sorge, dass es aufgrund des fehlenden Haushalts bereits im Januar keine neuen Förderzusagen mehr geben könnte; das BMWK hat diese allerdings wiederholt als unbegründet zurückgewiesen und betont, dass die Förderung auch ohne Haushalt zunächst wie gewohnt weiterläuft. 

Die genannten KfW-Zahlen beziehen sich dabei auf sämtliche klimafreundliche Heizungen; eine Aufschlüsselung auf die einzelnen Technologien liegt aktuell noch nicht vor. In der Vergangenheit entfielen rund 80 Prozent der Anträge auf #Wärmepumpen; der Rest waren überwiegend Biomasse-Heizungen und Fernwärme-Anschlüsse. Wenn die Zahlen dauerhaft so hoch blieben wie im Dezember, käme das Ziel der Bundesregierung von 500.000 neuen Wärmepumpen pro Jahr in Reichweite; 2024 waren es nur rund 200.000.

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