hier 15.5.25
Malte Kreutzfeldt @mkreutzfeldt.bsky.social
Heute veröffentlicht der @expertenratklima.bsky.social seinen neuen Prüfbericht.
Doch auch wenn er zum Ergebnis kommen sollte, dass das 2030-Klimaziel eingehalten werden kann, muss die Regierung bald ein neues Programm vorlegen - und zwar erstmals auch fürs 2040-Ziel (€)
table.media hier
Für die Jahre nach 2030 erwartet der Expertenrat ein deutliches Verfehlen der Ziele - zum einen weil die Emissionen nicht stark genug sinken, zum anderen weil die Wälder von einer CO2-Senke zu einer CO2-Quelle geworden sind.
Brigitte Knopf hier 15.5.25 auf LinkedIn
Gründerin und Direktorin von Zukunft Klima Sozial ZKS gGmbH; Stellvertretende Vorsitzende Expertenrat für Klimafragen
Wer lieber hört 🎧, statt liest 📖: hier wieder eine sehr gute Zusammenfassung unseres Expertenrats-Berichts von Ann-Kathrin Büüsker vom Deutschlandfunk https://lnkd.in/dmA3gVwB
Und wer danach Lust auf 300 Seiten Lesestoff hat, hier der link zum Bericht des Expertenrat für Klimafragen (ERK): https://lnkd.in/dFtf6F_G
Heute haben wir als Expertenrat für Klimafragen (ERK) den Prüfbericht zu dem #Projektionsdaten 2025 veröffentlicht. Dabei stellen wir *keine* Überschreitung des #Emissionsbudgets 2021-2030 fest, sondern konstatieren ungefähr eine Punktlandung. Insofern ist kein Maßnahmen-Sofortprogramm nach §8 Klimaschutzgesetz (KSG) notwendig.
Das ist aber kein Grund, sich zurückzulehnen. Denn zum einen stellen wir eine ganze Reihe von Zielverfehlungen bis 2030 und darüber hinaus fest, zum andern muss unabhängig von unserer Prüfung ein #Klimaschutzprogramm nach §9 KSG innerhalb der ersten 12 Monate der Legislatur beschlossen werden, also bis Ende März 2026.
Bis 2030 gibt es einige Zielverfehlungen, die wir feststellen, die aber kein Sofort- bzw. Maßnahmenprogramm auslösen:
- die Verfehlung des Ziels im Jahr 2030 (63% statt 65% Minderung), sowie die weitgehende oder vollständige Kompensation des in den Jahren 2021-2024 aufgebauten Puffers durch die Emissionen der Jahre 2025-2030
- die wiederholte Zielverfehlung der Sektoren #Gebäude und Hashtag#Verkehr, die dadurch maßgeblich zur klaren Verfehlung der europäischen #ESR-Ziele ab dem Jahr 2024 bis 2030 beiträgt.
- Auch stellen wir Zielverfehlungen über 2030 hinaus fest, nämlich für 2040 und das Ziel der THG-Neutralität bis 2045, sowie die Verfehlung der Ziele des Sektors LULUCF, der zu einer Quelle geworden ist, anstatt eine Senke.
Auf Basis dieser Zielverfehlungen identifizieren wir einige #Handlungsfelder, u.a.:
- Maßnahmen in den Sektoren Gebäude und Verkehr, auch zur Sicherstellung der Zielerreichung der ESR-Ziele
- die Umsetzung des EU-Hashtag#ETS2 und der komplementären Instrumente zur Erreichung dieser Ziele
- im Zusammenhang mit der Zielverfehlung der THG-Neutralität bis 2045: Maßnahmen im Sektor Hashtag#LULUCF und zur Umsetzung von technischen Senken und der Umgang mit den Restemissionen
Das anstehende Klimaschutzprogramm muss nach §9 auch die Ziele für 2040, für den Landnutzungssektor #LULUCF und für technische Senken in den Blick nehmen.
Vom #Koalitionsvertrag geht dafür allerdings kein nennenswerter positiver Impuls für die Zielerreichung im Jahr 2030 und darüber hinaus aus. Zudem adressiert der Koalitionsvertrag die maßgeblichen Problemfelder nicht explizit und bleibt an vielen Stellen vage.
Wir empfehlen daher, das anstehende #Klimaschutzprogramm neben der Sicherstellung der Zielerreichung für das Jahr 2030 auch explizit auf die identifizierten Handlungsfelder und die langfristige Erreichbarkeit der #Klimaneutralität auszurichten.
Hier gehts zum Bericht: https://lnkd.in/dFtf6F_G
Peter Jelinek hier auf LinkedIn
Der neue Klimabericht vom Expertenrat für Klimafragen (ERK) zeigt zwar eine Zielerreichung für das Jahr 2030 auf, aber nur durch schwache Konjunktur. Zugleich: Die Klimaneutralität 2045 wird verfehlt und das hat 3 Gründe, wovon uns einer richtig beunruhigen sollte. Eine kurze Einordnung.
Direkt vorweg: Klimaforscher Mojib Latif sagte vor kurzem, dass es Klimaweisen für die Regierung braucht, die wie Wirtschaftsweisen, der Regierung direkt zur Seite stehen und deren Rat in Regierungsentscheidungen einfließen sollte.
Gleichzeitig braucht es eine "extreme Geschwindigkeit" für die Anpassung. Er sollte Recht behalten. Derzeit sehen wir die drohende Dürre. Landwirt*innen bereiten sich auf Ernteausfälle vor, Schifffahrtswege können wegbrechen - alles, was wir bereits 2019 und 2020 hatten und was uns zeigt: Wir sind nicht vorbereitet auf das, was da auf uns zukommt.
Was aber sagt der Klimabericht des EKR? Im Kern: die schwache Konjunktur lässt die Klimaziele 2030 erreichen, aber mal wieder sind es der Gebäude- und Verkehrssektor, die ihre Klimaziele verfehlen.
Aber eine Sache sollte uns noch mehr beunruhigen. Die Wälder werden zu CO2-Quellen oder im Fachjargon: Die Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) spielt unser Spiel nicht mit. In Österreich zeigte das vor Kurzem der zweite "Österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel". Die Klimabilanz des Waldes hat sich dramatisch gewandelt.
👉🏼 Im Jahr 2000 band der dortige Wald noch über 18 Millionen Tonnen CO2.
👉🏼 2023 stieß dieser bereits über 5 Millionen Tonnen aus – also etwa halb so viel wie Österreichs gesamte Metallindustrie.
Hierzulande ist ein ähnliches Bild zu verzeichnen. Dürren, Trockenheit, Extremwetterereignisse, Schädlinge, Monokulturen. Eine wilde Mischung aus all dem setzt dem Wald zu.
- Der Wald wächst durch die Trockenheit weniger stark, nimmt also weniger CO2 auf.
- Durch die Trockenheit entsteht Wasserstress, die Bäume sind deutlich geschwächt.
- Der Borkenkäfer breitet sich durch die Wärme besser aus, trifft auf geschwächte Waldstrukturen und Monokulturen und hinterlässt Schadholz, was die Emissionen steigen lässt.
- Der Waldboden wird zur Quelle, weil höhere Temperaturen den Abbau und die Veratmung organischen Materials anregt.
Diese Entwicklung ist insofern besorgniserregend, weil sich beispielsweise im europäischen Klimaziel für 2030 von 57,5 Prozent ein signifikanter Teil der Emissionseinsparung auf LULUCF bezieht. Fällt das nun weg – und noch schlimmer – dreht sich hier der Spieß, müssten wir mehr anderswo einsparen. Dass das passiert? Unrealistisch.
Genau deshalb hat der damalige EU-Kommissar Frans Timmermans noch versucht, die europäische Zuständigkeit für die Wälder in Brüssel zu erweitern. Er wusste: Wenn wir den Wald nicht umbauen, werden wir enorme Probleme bekommen. Damals kam übrigens der größte Widerstand von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Das Projekt wurde begraben.
- Das Emissionsbudget bis 2030 wird formal eingehalten, aber nur dank eines Puffers aus den Corona-Jahren und der schwachen Wirtschaft.
- Erneut sind die Sektoren Gebäude und Verkehr die großen Problemherde. Sie überschreiten 2024 erneut ihre Jahresziele – sogar noch stärker als im Vorjahr. Kein Tempolimit und fehlende Sanierung grüßen.
- Das 65%-Reduktionsziel bis 2030 wird laut Prognose nicht erreicht, ebenso wie die EU-Verpflichtungen ab 2024. Letzteres wird teuer.
- Für die Zeit nach 2030 werden massive Zielverfehlungen erwartet.
- Der Sektor Landnutzung (LULUCF) wird ab sofort als Emissionsquelle statt Senke bewertet – vor allem wegen des schlechten Waldzustands. Das ist besonders krass, weil immer wieder auf Wälder, Moore etc. zur CO2-Einlagerung gesetzt wurde.
Das bedeutet: Die Klimaneutralität 2045 wird klar verfehlt.
- Das kommende Klimaschutzprogramm bis März 2026 muss die Problembereiche gezielt adressieren – besonders Gebäude, Verkehr, der 2. Emissionshandel (ETS II) und LULUCF.
- Das bedeutet eine Weiterentwicklung des bestehenden Klimaschutzgesetz inklusive. klarer Zieldefinitionen für 2045.
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