Sonntag, 11. Mai 2025

Sinkende Aufnahmekapazitäten natürlicher CO2-Senken

 

Tim Meyer  auf LinkedIn

Wenn sich ein Problem vergrößert und gleichzeitig das Problembewusstsein abnimmt hat man….nun ja: ein Problem. Leider ist das Problem, über das ich heute sprechen möchte, deutlich ernsthafter als dieses Wortspiel vermuten lässt. 

Die Zunahme der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre hat sich im Jahr 2024 auf einen neuen Rekordwert beschleunigt. Dazu hat die National Oceanic & Atmospheric Administration in den USA Mitte April neue Daten vorgelegt, auf die @Pep Canadell vom CSIRO hier bei LinkedIn hingewiesen hat. 3,75 ppm Anstieg in nur einem Jahr ist ein ganzes ppm mehr Zuwachs als 2023. Der Wert liegt auch weit über den Rekorden der El-Nino Ereignisse der Jahre 1997/98 und 2014/15. 

Grund dafür sind aber nicht etwa überproportional gestiegene CO2-Emissionen, sondern sinkende Aufnahmekapazitäten natürlicher CO2-Senken. Sättigung nennt man das. 

Während das Vorkommen von CO2 in der Atmosphäre also traurige Rekorde bricht, sinkt das Vorkommen des Wortes „Klima“ im Koalitionsvertrag der angehenden neuen Bundesregierung nur knapp über den Wert von 2018. Fehlende Korrelation nennt man das. 

Klar, auch die Bevölkerung mag gesättigt sein mit schlechten Nachrichten vom Klima. Umso mehr wäre es die Aufgabe politischer Führung, das Thema auf der Agenda zu halten und die Bevölkerung mitzunehmen: durch positive, chancenorientierte Erzählung und eine Politik des Aufbruchs zur Modernisierung unserer Wirtschaft und Infrastruktur. 

Es ist ein Trauerspiel, dass Nostalgie höher im Kurs steht als Zukunft - und dass Verantwortung keine Wahlen gewinnt. 

„Fun Facts“: die Häufigkeit der Worte „Gerechtigkeit“ und „Frieden“ haben im neuen Koalitionsvertrag sogar neue Negativrekorde unter allen in der Grafik gezeigten Bundesregierungen gebracht. Nur noch 5 Mal Gerechtigkeit und 11 mal Frieden – da hatte selbst der Schwarz-Gelb-Koalitionsvertrag der Regierung Merkel I mehr Aufmerksamkeit für diese Themen.

P.S.: Die fehlende Korrelation zwischen globalem CO2-Zuwachs und Problembewusstsein einer Bundesregierung ist natürlich nicht per se kausal. Man kann sie prinzipiell ändern. Allerdings findet man vermutlich kausale Zusammenhänge zu Kampagnen von Populisten und fossilen Lobbyverbänden. Und ganz offensichtlich zur Zusammensetzung einer Bundesregierung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen