Ja ja die Atom-Fanboys sind mal wieder am schreien - ohne wirkliches Wissen und tragfähigen Hintergrund, aber vor allem laut. Weidel spricht gar vom bösen "Flatterstrom"....
Besser mal abwarten, was die Untersuchung noch ans Licht bringt. Unten ein paar erste Gedanken dazu...
Michel Haller hier auf LinkedIn
Nach dem Blackout in Spanien kamen sofort Rufe nach AKWs , welche in der Schweiz angeblich benötigt würden, um so etwas zu verhindern. Ich habe mir die Daten heruntergeladen von der ENTSO-E und geschaut, was die AKWs in Spanien an dem Tag genau gemacht haben (violett im Bild), Fazit:
😲 Die AKWs waren sofort weg als es Probleme gab, schneller noch und kompletter als Solar- oder Windkraft.
😲 Es gab genau eine Technik, die es bis Mitternacht immer noch nicht geschafft hatte, wieder am Netz zu sein: AKWs.
Was genau der Grund für den Blackout war ist immer noch Gegenstand der Untersuchungen der ENTSO-E. Die Antwort auf die Frage scheint nicht einfach zu sein, und ich werde hier nicht spekulieren. Auf jeden Fall haben die AKWs in der Situation nicht geholfen: weder sind sie am Netz geblieben, noch haben sie zum Wiederaufbau des Netzes nach dem Blackout beigetragen. Wasserkraft war wohl entscheidend, Gaskraftwerke haben wohl ebenfalls geholfen, und Solar- und Windenergie waren anscheinend nie ganz weg. Der Blackout in Spanien als Argument für AKWs? Das scheint mir völlig daneben, eher das Gegenteil ist der Fall.
Daten auf der ENTSO-E Plattform: https://lnkd.in/e9KEeVQU?
Prof. Dr. Maximilian Fichtner hier auf LinkedIn
Director of CELEST (Center for Electrochemical Energy Storage Ulm-Karlsruhe) bei KIT
Wer die Blackouts im Süden Frankreichs vor ein paar Jahren in Erinnerung hat, den wird das nicht wundern. Damals waren die Netze zusammengeklappt, als 2 AKWs unerwartet ausfielen und der Süden plötzlich ohne Strom war.
Als Folge lief Frankreich erstmal am oberen Rande der Importkapazität aus Deutschland.
hier 05.05.2025
Iberischer Blackout wurde durch AKW verlängert
Wind und Photovoltaik hatten damit nichts zu tun
Erinnern wir uns an den Blackout im Januar 2021, der weite Teile des Balkans betroffen hatte. Sofort nutzten Medien und Energiekonzerne die Situation, um die Schuld der erneuerbaren Stromproduktion (Wind, Solar, etc.) in die Schuhe zu schieben (hier).
Wie damals war auch der jüngste Blackout in der Region Portugal-Spanien-Südfrankreich gesicherter Maßen keiner, der von den Erneuerbaren verursacht worden ist. Das steht bereits fest:
„Es ist nicht richtig, den Vorfall mit erneuerbaren Energien in Verbindung zu bringen. Die Ursache war ein technisches Problem mit dem Übertragungsnetz“, stellte Beatriz Corrdor, Präsidentin des spanischen Energiekonzerns Red Eléctrica gegenüber den Medien fest.
Denn die Erneuerbaren wurde erst abgeschaltet, nachdem der Blackout begonnen hatte.....
Harald M. Depta hier 7.5.25
Fach-Dozent & Referent für Elektromobilität, Photovoltaik, gewerbliche Fuhrparks | Dozent für DEKRA & TÜV Zertifikatskurse | Themen Workshops | ESG | Über 11 Jahre markenunabhängige Expertise in Beratung & Projektplanung
Der Blackout in Spanien und Portugal sorgte für Spekulationen, dass zu viel Solarstrom die Ursache gewesen sei. Als PV-Experte möchte ich mit Fakten dieser Fehldarstellung entgegentreten.
Die Datenlage spricht eine klare Sprache:
Der spanische Netzbetreiber REE dokumentiert zwei separate Vorfälle im Südwesten, die binnen 1,5 Sekunden massive Frequenzschwankungen auslösten. Fielen alle PV-Anlagen gleichzeitig aus, hätten mindestens 20,4 GW gefehlt – nicht die dokumentierten 15 GW.
Entscheidend war vielmehr die plötzliche Unterbrechung der Netzverbindungen zu Nachbarländern. Spanien exportierte vorher 3 GW Strom, die abrupt im eigenen Netz verblieben. Moderne PV-Anlagen schalten sich bei solchen Störungen nicht schlagartig ab, sondern reduzieren ihre Leistung gemäß der seit 2016 geltenden EU-Vorschriften stufenweise.
Fraunhofer-Forscher Rogalla bestätigt: "Der Blackout ist kein PV-Versagen, sondern ein Systemversagen." Die fehlende Momentanreserve, die bei konventionellen Kraftwerken durch rotierende Turbinen entsteht, kann durch synthetische Schwungmassen und moderne Wechselrichtertechnologie kompensiert werden.
Als Solarfachmann sehe ich hier den Beweis: Wir müssen die Transformation beschleunigen und dabei bewährte technische Lösungen für Netzstabilität implementieren. Der Blackout ist kein Argument gegen Erneuerbare, sondern ein Weckruf für intelligenten Netzausbau.
Übrigens: Ich hatte schon gestern hierzu einen Beitrag erstellt:
⚠️ Faktencheck: Irreführende Darstellung zum spanischen Stromausfall
Derzeit kursiert ein Tweet mit falschen Behauptungen zum Blackout in Spanien/Portugal
Zeit für Klarstellung!
Was der Tweet falsch darstellt:
❌ „Die Stromversorgung brach zusammen, weil Spanien zu viele fossile Kraftwerke stillgelegt hat“
❌ „Nur konventionelle Kraftwerke wie Kohle oder Gas können einen Schwarzstart durchführen“
Die Fakten:
1️⃣ Schwarzstart ≠ Kohlekraftwerke: Kohlekraftwerke sind NICHT schwarzstartfähig – sie benötigen externe Energie für Pumpen, Lüfter und Steuerung.
In Spanien kamen Pumpspeicherkraftwerke und Gasturbinen mit Batteriestartsystemen zum Einsatz – keine Kohle!
2️⃣ PV+Batterien können Netzwiederaufbau unterstützen – aber…
Moderne Solar-plus-Speicher-Systeme sind technisch in der Lage, Inselnetze zu stabilisieren und bei der Netzstützung zu helfen (Frequenzregelung, Spannungshaltung).
Für den landesweiten Schwarzstart sind sie aktuell noch nicht primär vorgesehen – hier dominieren Wasserkraft und Gas.
Spanien testet solche Systeme zwar erfolgreich (Projekt „Red Eléctrica 4.0“), setzte sie beim jüngsten Blackout aber noch nicht flächendeckend ein.
3️⃣ Warum dauert der Netzwiederaufbau Stunden?
Schrittweise Lastzugschaltung (Verbraucher werden kontrolliert aktiviert).
Synchronisation der Erzeuger (alle Kraftwerke müssen exakt gleichlaufen).
Sicherheitsprotokolle verhindern ein erneutes Kollabieren.
4️⃣ Atomkraftwerke?
Nicht schwarzstartfähig! Sie brauchen externen Strom, um nach einem Blackout hochzufahren.
Das Wichtigste zusammengefasst:
Der langsame Wiederaufbau in Spanien war professionelles Netzmanagement – kein Versagen der Energiewende.
Schwarzstartfähigkeit hängt von technischer Ausstattung ab, nicht vom Kraftwerkstyp:
✅ Funktioniert: Pumpspeicher, Batteriegestützte Gasturbinen, dezentrale PV-Speicher (für lokale Netze)
❌ Funktioniert nicht: Kohle, Atom, unvorbereitete Solar/Wind-Anlagen
PV-Speicher stabilisieren, ersetzen aber (noch) keine klassischen Schwarzstart-Systeme.
Quellen:
IEA | MITECO | Red Eléctrica de España
hier TAZ 13.5.25 Reiner Wandler
Spanische Atomlobby sieht ihre große Chance
Nach dem Mega-Stromausfall setzt die spanische Opposition alles daran, die Energiewende dafür verantwortlich zu machen. Ihre Alternative: Atomstrom.
Es ist eine günstige Zeit für Desinformation. Am 28. April brach auf der iberischen Halbinsel das Stromnetz vollständig zusammen, Spanien und Portugal hatten zehn Stunden keinen Strom, viele Menschen sind seitdem verunsichert. Dies nutzen die politische Rechte und die Atomlobby. Die konservative spanische Partido Popular und die rechtsextreme VOX sprechen von einem „Ergebnis einer verfehlten linken Energiepolitik“ und meinen damit den Ausstieg aus Kohle und Atom. Die Atomlobby möchte eine Laufzeitverlängerung für die Atomkraft und weniger Abgaben.
Sie alle beschuldigen die erneuerbaren Energien, verantwortlich für den Zusammenbruch der Stromversorgung zu sein, allen voran die Solarenergie. Zum Zeitpunkt des Ausfalls kamen 58 Prozent des Stroms aus Photovoltaikanlagen, 13 Prozent aus Windparks. Die vier von insgesamt sieben AKW, die gerade am Netz waren, lieferten 13 Prozent. Der Rest kam von Wasser- und Gaskraftwerken.
Das Netz habe die viele Energie aus Erneuerbaren nicht bewältigen können und deshalb gestreikt, lassen die rechten Parteien verbreiten. Der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez habe vor dem Blackout höchstpersönlich angeordnet, dass der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammen müsse – koste es, was es wolle. „Das Experiment von Sánchez, das Spanien fast zum Kollabieren brachte“, betitelt ein Online-Medium aus dem Umfeld der rechten Opposition eine der Falschmeldungen.
„Der Anteil an Erneuerbaren am Strommix war in jenem Tagen bei weitem nicht am höchsten“, erklärt ein Sprecher des Energieministeriums auf Nachfrage. Das Netz habe bislang mit bis zu 100 Prozent Erneuerbaren immer wieder perfekt funktioniert.
Ursachenforschung läuft noch
Warum das System versagt habe, ist weiter unklar. Fest steht: Dem Blackout um 12:33 Uhr gingen drei heftige Schwankungen im Südosten der iberischen Halbinsel binnen drei Minuten voraus. 15 der insgesamt 25 nachgefragten Gigawatt brachen weg, das Stromnetz fiel aus, die Verbindung nach Frankreich und damit nach Europa wurde automatisch gekappt. Die Linkskoalition unter dem Sozialisten Pedro Sánchez hat Untersuchungskommissionen zum Versorgungssystem und zur Cybersicherheit gestartet. Ebenso wie europäische Institutionen forschen sie nach den Ursachen.
Keine Möglichkeit sei auszuschließen, so das Ministerium: weder ein technischer Fehler noch menschliches Versagen bei den Netzbetreibern oder den Stromerzeugern. Auch ein Cyberangriff sei nicht endgültig vom Tisch – wenn auch unwahrscheinlich.
Die Opposition besteht aber auf ihren einfachen Antworten: „Die Regierung hat versucht, uns so schnell wie irgend möglich einen Übergang von stabilen Energieformen wie etwa die Atomenergie und Gas zu anderen wie Sonne und Wind aufzudrücken“, erklärt ein Sprecher der rechtsextremen VOX. Die PP bedauert, dass die Regierungen die AKW bis 2035 nach und nach abschalten wolle.
AKW zu schwerfällig
Sánchez selbst sagte vor dem Parlament: „Die AKW waren nicht die Lösung, sondern ein Problem.“ Als das Netz in die Knie ging, schalteten sie sich aus Sicherheitsgründen ab. Und als später alles wieder langsam hochgefahren wurde, kam zunächst Strom aus Frankreich und Marokko, dann aus Wasserkraft und Gas, gefolgt von Wind und am nächsten Morgen den Solarkraftwerken. Zuletzt lieferten die AKW wieder – ihr An- und Abschalten braucht Zeit.
Hinzu kommt: Zum Zeitpunkt des Blackouts waren nur vier AKW am Netz, weil Atomkraft nicht wirtschaftlich ist. Atomlobby und PP fordern deshalb auch, Steuern und Abgaben zu senken, um Atomstrom gegenüber den billigen Erneuerbaren annähernd wettbewerbsfähig zu machen. „Die AKW müssen eine gigantische Abgabenlast ertragen, die es ihnen immer wieder unmöglich macht, am Markt Erfolg zu haben“, erklärt der Vorsitzende der Lobbyorganisation Foro Nuclear, Ignacio Araluce.
Die Regierung wirft Atomlobby und Opposition vor, die Betriebs- und Folgekosten der Atomenergie auf den Steuerzahler abwälzen zu wollen, und besteht auf dem Atomausstieg.
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