am
Montag hat der Weltklimarat IPCC den dritten und letzten Teil seines aktuellen,
umfassenden Sachstandsberichts veröffentlicht. Normalerweise bekommen wir als
Journalisten das Material vorab im Laufe des Wochenendes, wenn sich die
Vertreter von Regierungen mit den am Bericht beteiligten Forschern auf die
Formulierung der „Zusammenfassung für Entscheidungsträger“ geeinigt haben.
Dann gibt es noch am Sonntag Gelegenheit, mit dem einen oder anderen Autoren
zu sprechen, und bis zur offiziellen Publikation am Montagvormittag haben wir
dann mit etwas Glück einen oder mehrere Texte beisammen, die alles so gut als
möglich erklären.
Das hat dieses Mal nicht geklappt: Erst hieß es, Samstag, dann, vielleicht
Sonntagnachmittag, am Ende wurde es Montagmittag, bis wir den Text hatten.
Die Veröffentlichung wurde auf nachmittags verlegt, bei uns liefen natürlich
trotzdem die Tastaturen heiß. Alles, weil bis zum späten Sonntagabend um
jeden Satz gerungen wurde.
In meiner persönlichen Rangliste der frustrierendsten Klimaberichte der
vergangenen zehn Jahre steht der neue Bericht derzeit auf Platz zwei, hinter
dem vor einigen Jahren erschienenen Bericht zu Klimawandel und Landnutzung. Den Land-Bericht
fand ich noch etwas schwerer zu ertragen, weil er so deutlich machte, wie wir
momentan zugleich die Böden, die Natur und das Klima ruinieren. Wobei wir das
Klima nicht ohne intakte Natur retten können und die Natur nicht ohne
intaktes Klima, diese Zusammenhänge sind leider oft fatal.
Aber der aktuelle Bericht hat bei mir auch nicht gerade Hochstimmung
ausgelöst. Einerseits bin ich mittlerweile viel optimistischer als noch vor
wenigen Jahren, weil sich so viel getan hat: Das Klimathema ist
präsent wie nie, Erneuerbare werden immer günstiger, Speichertechnologien
kommen voran, Staaten haben reihenweise versprochen, früher oder später
klimaneutral zu werden, plötzlich scheint da eine Dynamik der Veränderung zu
sein.
Aber dann kommt doch immer wieder die große Ernüchterung. Zum Beispiel mit
den globalen Emissionsdaten des vergangenen Jahres: Zwei Milliarden Tonnen mehr CO₂-Ausstoß, höchster
Kohleverbrauch aller Zeiten, und das im Jahr 2021, wir müssen bekloppt sein.
Oder eben jetzt der IPCC-Bericht, in dem das Problem noch viel deutlicher
wird. Allen technischen Fortschritten zum Trotz reichen die bisherigen
Maßnahmen nicht einmal aus, um die erklärten Klimaziele der Staaten zu
erreichen, und die wiederum reichen nicht aus, um wie vereinbart deutlich
unterhalb von zwei Grad Erderwärmung zu bleiben. Der Ausbau erneuerbarer
Energien boomt, aber leider auch noch immer die Nutzung fossiler Energie –
ein weltweiter Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas ist noch lange nicht absehbar.
Ich empfehle Ihnen sehr, in den Bericht selbst, die Zusammenfassung oder in unsere Zusammenfassung der Zusammenfassung zu schauen.
Ich kann Ihnen aber auch die Zusammenfassung der Zusammenfassung der
Zusammenfassung geben: Wir könnten, wenn wir wollten. Aber tun müssten wir es
noch.
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