Mittwoch, 13. April 2022

Die Kehrseiten des Erneuerbaren-Booms

Und noch ein Artikel zur subventionierten Holzverbrennung in der EU

Standard Österreich  hier    Regina Bruckner   7. April 2022

Holz verbrennen

Der Umstieg auf erneuerbare Energie muss nun besonders rasch vonstattengehen. Holz in Form von Biomasse spielt dabei eine Rolle. Das wird zunehmend auch kritisch beäugt

Nichts wie raus aus Gas und Öl, der russische Einmarsch in die Ukraine befeuert, was aus Klimasicht ohnehin angestrebt war. Nun soll alles schneller gehen. Anderswo und hierzulande. Für erneuerbare Energien sollen etwa mehr Fördergelder fließen. Die Verordnung für die Erneuerbaren-Investitionsförderung für kleine und mittlere Anlagen wurde eben erlassen. Allein heuer stehen rund 300 Millionen Euro zur Verfügung.

Photovoltaik, Wasser- und Windkraft sowie Biomasse sollen verstärkt genutzt, entsprechende Investitionen unterstützt werden. Viele Unternehmen wälzen derzeit angesichts der hohen Energiepreise Krisenpläne. Zumal das Damoklesschwert eines Gasimportstopps in der Luft hängt. Ein Biomassekraftwerk gehört bei manchen zum Plan B. Unumstritten ist das nicht.

Kontroverse Diskussion

Die energetische Nutzung von Biomasse wird schon länger kontrovers diskutiert. Denn neben organischen Abfällen werden auch Pflanzen als Brennstoff verwendet. Bei der Stromerzeugung in Kraftwerken werden in der Regel Holzpellets oder Hackgut verbrannt. In Österreich ist Biomasse mit über 50 Prozent Anteil der wichtigste erneuerbare Energieträger (was die Grundlastfähigkeit betrifft), EU-weit stammen 60 Prozent der Erneuerbaren aus Biomasse.

Wie klimafreundlich das ist, daran scheiden sich zunehmend die Geister. Holz, das in einem Kraftwerk verbrannt wird, bläst Kohlendioxid in die Atmosphäre. Gleichzeitig nehmen wachsende Wälder Kohlendioxid auf. Wird so viel verbrannt wie nachwächst, ist das klimaneutral, so das Argument der einen Seite. Biomasse hat aber auch eine Kehrseite, sagen Kritiker.

Der Umweltaktivist Luke Chamberlain von der NGO Forest Defence Alliance (FDA) befürchtet, dass die Verbrennung von Holz den Klimawandel verschlimmert. Manche Wissenschafter zweifeln daran, dass es zulässig ist, Holz als nachhaltige und klimaneutrale Energiequelle einzustufen – und damit auch üppig zu subventionieren.

Direkt aus Wäldern stammendes Holz mache 51 Prozent des in der EU verbrannten Holzes aus, subventioniert würde das europaweit mit 17 Milliarden Euro pro Jahr, heißt es in einem aktuellen Report der FDA. Luke Chamberlain ist ebenfalls der Ansicht, dass das Verbrennen von Wäldern zur Gewinnung Erneuerbarer schlecht für Klima und biologische Vielfalt sei......

Wald muss Wald bleiben

In einer Dekade, in der man CO2-Emissionen drastisch reduzieren müsse, sei Holz nicht die geeignete Option. Das bedeute nicht, "dass Holz gar nicht verwendet werden kann, aber jedenfalls nicht als mengenmäßig relevanter Ersatz für Gas und nicht als Grundlastlieferant". Biomasse sei speicherbar – anders als Sonnen- und Windenergie – und daher besonders wertvoll. Aber, so Kromb-Kolb: "Die massive PR-Kampagne, auf Holz umzusteigen, erscheint mir fehlgeleitet." 

Nachsatz: "Wir brauchen die Wälder dringend als CO2-Speicher, um andere Emissionen zu kompensieren, im Sinn von Netto-Null und auch aus Gründen der Biodiversität." 

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