22.04.2022 |
ICE-Halt an der Therme?
Überlingen/Sipplingen – Immer wieder muss Überlingen überregional um seine Bedeutung als Große Kreisstadt ringen. Nun scheint zumindest den Planern bei der Deutschen Bahn AG in Berlin ein Licht aufgegangen zu sein. Am vergangenen Wochenende hielt als sichtbares Zeichen dieser Einsicht zum ersten Mal ein ICE in Überlingen-Theme. Wo auch sonst? Schließlich finden die Reisenden nirgendwo einen kürzeren Weg auf das Ufergelände der Landesgartenschau. Die ist zwar mittlerweile Geschichte, aber bekanntlich benötigen ja Entscheidungsprozesse in Berlin immer etwas länger, und der Uferpark ist ja nach wie vor sehenswert.
Groß muss vor allem bei den Sipplingern die Freude gewesen sein, als sie den ICE durch ihr Dorf von Radolfzell Richtung Friedrichshafen rollen sahen. Schließlich fährt der ICE ja umweltschonend mit Strom aus regenerativen Energien. So muss er den Dorfbewohnern als beredtes Zeichen gegolten haben, dass es möglich ist, auch ohne Stromversorgung aus der Oberleitung (mit ihren hässlichen Masten) am Seeufer entlang zu eilen.
Fuhr da der ICE etwa mit virtueller Energie? Bei genauem Hinschauen aber wurde deutlich, dass der schmucke Zug von einer schnöden Diesellok gezogen und wohl nur auf der Durchreise war. Überlingen und Sipplingen müssen also wohl noch weiter warten, dass die Große Kreisstadt ernst genommen und endlich hier ein ICE-Halt eingerichtet wird.
Was bleibt, ist die Erinnerung an große Zeiten, als der Bahn-Halt Therme noch Westbahnhof hieß und hier bis in die 1990-er Jahre stündlich Fernzüge verkehrten. Kaum zu glauben: 1981 konnte man kurz nach Mitternacht in Paris Gare de l’est in den Fernzug Paris-Wien einsteigen und – ohne Umzusteigen – am anderen Mittag am Überlinger Westbahnhof aussteigen. Alte Überlinger erinnern sich auch noch an die legendären Züge des Touristikunternehmens Touropa, die in den 1950-er Jahren via Westbahnhof zehntausende Feriengäste in die Region brachten.
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