Dienstag, 26. April 2022

Brief an den Landtag: Region Bodensee-Oberschwaben trocknet langsam aus

An die Mitglieder des Landtags Baden Württemberg

 

Sehr geehrte Mitglieder des Landtags,

Die Dokumentarsendung im ARD mit Titel "Bis zum letzten Tropfen" (hierhat deutlich zum Ausdruck gebracht, wohin die Entwicklung der Wasservorräte in Baden-Württemberg – und hier vor allem in Oberschwaben – gehen wird, wenn keine einschneidenden Veränderungen vorgegeben und umgesetzt werden.

 

Jay Famiglietti, der Direktor des Global Institute for Water Security an der Universität im kanadischen Saskatoon, kommt in dieser Dokumentation mit seinen Feststellungen zu Wort. Er wertet im Auftrag der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt Daten der Grace-Satelliten aus. Und seine Ergebnisse sind erschütternd, wenn er aussagt, dass "Deutschland hat in 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren.

 

Das ist unvorstellbar viel Wasser.

In Zahlen ausgedrückt sind das in 20 Jahren: 48 km³ Wasser (hier) (=48.000.000.000.000 Liter). Dies stellt einen jährlichen Wasserrückgang in Deutschland von etwa 2,5 km³ Wasser dar. Damit gehört Deutschland – und hier vor allem der Süden - zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Und an dieser Entwicklung ist Baden-Württemberg und hier vor allem die Region Bodensee-Oberschwaben überdurchschnittlich beteiligt!

 

Der Altdorfer Wald als größtes zusammenhängendes Waldgebiet stellt einen überragenden Wasserspeicher für diese Region dar. Auch hier nehmen die Wasservorräte besorgniserregend ab.

Als Gründe für diesen Wasserschwund können u.a. genannt werden:

  • globale Erwärmung und Klimaveränderungen 
  • Kiesabbau in weiten Teilen des Waldes führen zu Versiegung von Quellen und Verschmutzung von Wasservorräten
  • Ein zu hoher Holzeinschlag lässt die Waldfläche austrocknen, da der Wald seine Klimafunktionen nur noch eingeschränkt erfüllen kann. Die Wiederaufforstung ist teilweise noch nicht zukunftsgerecht.
  • Die Holzverarbeitung durch Vollernter führt zu einer Bodenverdichtung und dessen Austrocknung.


Auch das LPG 2003 (hier) weist bereits auf die überragende Bedeutung des Schutzes von Wasser hin.
In Zi.4.3 wird vorgeschrieben, dass „Trinkwassereinzugsgebiete großräumig …. vor 
allem oberschwäbische Wasservorkommen nachhaltig zu schützen sind“!

An diesen Gesetzesvorgabe haben sich die am „Prozess Wasser“ Beteiligten – also Planer,

Politiker und Verwaltungen - zu halten.


Der Regionalplan RVBO vom 25.6.2021, der derzeit dem Ministerium für Landesplanung zur Genehmigung vorliegt, kommt dieser Gesetzesvorgabe nicht ausreichend nach und darf deshalb nicht genehmigt werden.

Aber auch weitere Entscheidungen auf landes- oder kommunalpolitischer Ebene kommen

dieser gesetzlichen Vorgabe nicht nach!

Vielmehr sind die regional endlichen Ressourcen – und hierzu gehört auch Wasser – durch den Regionalplan, das Parlament und die Ministerien so zu schützen, dass auch in den nächsten Jahrzehnten für unsere Kinder noch ausreichend davon vorhanden ist.


Leider hat die allzu mächtige Wirtschaftslobby nur einen kurzfristigen Gedanken, den der

Gewinnmaximierung und Kapitalrendite. Diesem Profitstreben werden unsere Lebensgrundlagen in dramatischer Art und Weise geopfert. Da hat der dringend erforderliche Ausweis von Vorranggebieten von Wasserschutz und Wasserschutzgebieten keinen Platz mehr in einem politischen System, welches von Wirtschaftslobbyisten und deren Interessen bestimmt sind.


Die Wälder – allen voran der Altdorfer Wald - sind nun mal in Oberschwaben die größten Wasserspeicher. Eine vorbehaltlose Schutzausweisung und deren Einhaltung ist für diese Gebiete unabdingbar. Deshalb müssen diese Waldflächen zukunftsfähig umgebaut

werden zu Gebieten

  • ohne Rohstoffabbau
  • ohne Zubetonieren und Flächenversiegelung durch Windkraftanlagen
  • mit einer wirklichen – im ökologischen Sinn - nachhaltigen Forstwirtschaft

Jeder Baum trägt zum Klima- und Wasserschutz bei! Die zurzeit aufgrund des hohen

Holzpreises stattfindende „Ausdünnung“ der Wälder durch übertriebenen Holzeinschlag ist

unter Klima- und Wasserschutzaspekten kontraproduktiv. Eine Wiederaufforstung durch

zukunftsfähige Baumarten ist an vielen Orten nicht zu sehen.


Auch der ausufernde Flächenverbrauch durch Ausweis von Straßen- und Bauflächen muss beendet werden und auf ein notwendiges und sparsames Maß zurückgefahren werden.

Wird jetzt nicht zum besseren Schutz des Wassers gehandelt, gehen weiterhin

deutschlandweit  jeden Tag 6.850. 000.000.000 Liter Wasser (i. W. sechs Milliarden

achthundertfünfzig Millionen )  aus den Grundwasserspeichern für uns und unsere Nachkommen verloren gehen.

Heruntergebrochen auf die Fläche des RVBO bedeutet dies, dass jeden Tag ´67.150.000 Liter Wasser (i. W.siebenundsechzig Millionen einhundertfünzig Tausend )

aus den Grundwasserspeichern des Kreises für uns und unsere Kinder verloren gehen.



links Abbildung: Wasserverluste in Deutschland

- Oberschwaben weiß gekennzeichnet –


Berücksichtigen Sie bitte in Ihren Entscheidungen – unabhängig auf welcher Ebene diese getroffen werden - diese ethische und auch politische Verpflichtung zum Schutz des so lebensnotwendigen Klimas und Wassers.
Es geht ja um unsere gemeinsame Zukunft.


Sagen Sie bitte der Bevölkerung, dass Einsparungen an Wasser, Rohstoffen und Energie bitter notwendig sind.
Die Bürger haben ein Recht auf diese Information.

Hat die Politik nicht so viel Mut dies kund zu tun? Müssen unabhängige Reporter Berichte wie eingangs zitiert auswerten, die von öffentlichen Stellen in Auftrag gegeben und dann wieder in deren Schublade verschwinden?


Freundliche Grüße

i.A. Helmut Fimpel

Natur- und Kulturlandschaft Altdorfer Wald e.V.




Die Antwort aus dem Landwirtschaftsministerium von Minister Hauk







 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen