An die Mitglieder des Landtags Baden Württemberg
Sehr geehrte Mitglieder des
Landtags,
Die Dokumentarsendung im ARD
mit Titel "Bis zum letzten Tropfen" (hier) hat deutlich
zum Ausdruck gebracht, wohin die Entwicklung der Wasservorräte in
Baden-Württemberg – und hier vor allem in Oberschwaben – gehen wird, wenn keine
einschneidenden Veränderungen vorgegeben und umgesetzt werden.
Jay
Famiglietti, der Direktor des Global Institute for Water Security an der
Universität im kanadischen Saskatoon, kommt in dieser Dokumentation mit seinen
Feststellungen zu Wort. Er wertet im Auftrag der NASA und des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt Daten der Grace-Satelliten aus. Und seine
Ergebnisse sind erschütternd, wenn er aussagt, dass "Deutschland hat in 20
Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren.
Das ist unvorstellbar
viel Wasser.
In Zahlen ausgedrückt sind das
in 20 Jahren: 48 km³ Wasser (hier) (=48.000.000.000.000 Liter). Dies stellt einen
jährlichen Wasserrückgang in Deutschland von etwa 2,5 km³ Wasser dar. Damit
gehört Deutschland – und hier vor allem der Süden - zu den Regionen mit dem höchsten
Wasserverlust weltweit. Und an dieser Entwicklung ist Baden-Württemberg und
hier vor allem die Region Bodensee-Oberschwaben überdurchschnittlich beteiligt!
Der Altdorfer Wald als größtes
zusammenhängendes Waldgebiet stellt einen überragenden Wasserspeicher für diese
Region dar. Auch hier nehmen die Wasservorräte besorgniserregend ab.
Als Gründe für diesen
Wasserschwund können u.a. genannt werden:
- globale Erwärmung und Klimaveränderungen
- Kiesabbau in weiten Teilen des Waldes führen zu Versiegung von Quellen und Verschmutzung von Wasservorräten
- Ein zu hoher Holzeinschlag lässt die Waldfläche austrocknen, da der Wald seine Klimafunktionen nur noch eingeschränkt erfüllen kann. Die Wiederaufforstung ist teilweise noch nicht zukunftsgerecht.
- Die Holzverarbeitung durch Vollernter führt zu einer Bodenverdichtung und dessen Austrocknung.
Auch das LPG 2003 (hier) weist bereits
auf die überragende Bedeutung des Schutzes von Wasser hin.
In Zi.4.3 wird
vorgeschrieben, dass „Trinkwassereinzugsgebiete großräumig …. vor allem oberschwäbische
Wasservorkommen nachhaltig zu schützen sind“!
An diesen Gesetzesvorgabe haben
sich die am „Prozess Wasser“ Beteiligten – also Planer,
Politiker und Verwaltungen - zu
halten.
Der Regionalplan RVBO vom 25.6.2021, der derzeit dem Ministerium für Landesplanung zur Genehmigung vorliegt, kommt dieser Gesetzesvorgabe nicht ausreichend nach und darf deshalb nicht genehmigt werden.
Aber auch weitere
Entscheidungen auf landes- oder kommunalpolitischer Ebene kommen
dieser gesetzlichen Vorgabe
nicht nach!
Vielmehr sind die regional endlichen Ressourcen – und hierzu gehört auch Wasser – durch den Regionalplan, das Parlament und die Ministerien so zu schützen, dass auch in den nächsten Jahrzehnten für unsere Kinder noch ausreichend davon vorhanden ist.
Leider hat die allzu mächtige
Wirtschaftslobby nur einen kurzfristigen Gedanken, den der
Gewinnmaximierung und Kapitalrendite. Diesem Profitstreben werden unsere Lebensgrundlagen in dramatischer Art und Weise geopfert. Da hat der dringend erforderliche Ausweis von Vorranggebieten von Wasserschutz und Wasserschutzgebieten keinen Platz mehr in einem politischen System, welches von Wirtschaftslobbyisten und deren Interessen bestimmt sind.
Die Wälder – allen voran der Altdorfer Wald - sind nun mal in Oberschwaben die größten Wasserspeicher. Eine vorbehaltlose Schutzausweisung und deren Einhaltung ist für diese Gebiete unabdingbar. Deshalb müssen diese Waldflächen zukunftsfähig umgebaut
werden zu Gebieten
- ohne Rohstoffabbau
- ohne Zubetonieren und Flächenversiegelung durch
Windkraftanlagen
- mit einer wirklichen – im ökologischen Sinn - nachhaltigen
Forstwirtschaft
Jeder Baum trägt zum Klima- und
Wasserschutz bei! Die zurzeit aufgrund des hohen
Holzpreises stattfindende
„Ausdünnung“ der Wälder durch übertriebenen Holzeinschlag ist
unter Klima- und
Wasserschutzaspekten kontraproduktiv. Eine Wiederaufforstung durch
zukunftsfähige Baumarten ist an
vielen Orten nicht zu sehen.
Auch der ausufernde Flächenverbrauch durch Ausweis von Straßen- und Bauflächen muss beendet werden und auf ein notwendiges und sparsames Maß zurückgefahren werden.
Wird jetzt nicht zum besseren
Schutz des Wassers gehandelt, gehen weiterhin
deutschlandweit jeden Tag 6.850. 000.000.000 Liter Wasser (i. W. sechs Milliarden
achthundertfünfzig Millionen ) aus den Grundwasserspeichern für uns und unsere Nachkommen verloren gehen.
Heruntergebrochen auf die Fläche des RVBO bedeutet dies, dass jeden Tag ´67.150.000 Liter Wasser (i. W.siebenundsechzig Millionen einhundertfünzig Tausend )
aus den Grundwasserspeichern
des Kreises für uns und unsere Kinder verloren gehen.
links Abbildung: Wasserverluste in Deutschland
- Oberschwaben weiß gekennzeichnet –
Berücksichtigen Sie bitte in
Ihren Entscheidungen – unabhängig auf welcher Ebene diese getroffen werden - diese
ethische und auch politische Verpflichtung zum Schutz des so lebensnotwendigen Klimas und
Wassers.
Es geht ja um unsere gemeinsame Zukunft.
Sagen Sie bitte der
Bevölkerung, dass Einsparungen an Wasser, Rohstoffen und Energie bitter notwendig sind.
Die
Bürger haben ein Recht auf diese Information.
Hat die Politik nicht so viel Mut dies kund zu tun? Müssen unabhängige Reporter Berichte wie eingangs zitiert auswerten, die von öffentlichen Stellen in Auftrag gegeben und dann wieder in deren Schublade verschwinden?
Freundliche
i.A. Helmut Fimpel
Natur- und Kulturlandschaft
Altdorfer Wald e.V.
Die Antwort aus dem Landwirtschaftsministerium von Minister Hauk
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